Mittwoch, 29. April 2015

Aus Fehlern lernen (Teil 4) - Einhand in die Box





Auf meinen letzten Blogbeitrag kamen einige Reaktionen bzgl. des Abtreibens beim Anlegen. Das passt gut in meine Kapitel zum Lernen aus Fehlern. Gerade einhand kann es schnell vorkommen, das der Bug beim Anlegen in eine Box bei Seiten- oder Gegenwind vertreibt, bevor man eine Vorleine  zum Steg bekommt. Wie das passiert und was man dann noch tun kann, möchte ich hier beschreiben. Im letzten Jahr bin ich ja einhand bestimmt 150 Anlegemanöver gefahren, und konnte  mir so einige Strategien zurechtlegen, die ich hier gerne teile und die natürlich auch für Crews passen. 

Erfolgreich ist das Manöver bereits dann, wenn man je ein Achterleine und eine Vorleine in Luv belegt hat, doch ich versuche eigentlich immer beideAchterleinen über die Pfähle zu bekommen, bevor ich mich dann darum kümmere das Boot neu auszurichten. Und danach so dicht an den Steg zu bewegen, das ich mit einer Vorleine hinübersteigen kann. Das übliche Manöver (bei normalen Windverhältnissen) läuft bei mir wie folgt ab: Ich ziele auf die Box und lasse das Boot dann mit möglichst wenig Fahrt ausgekuppelt durch die Pfähle treiben. Je nach Wind beginne ich dabei etwas luvseitig der Box, denn der hintere Luvpfahl muss auf jeden Fall erwischt werden, sonst wird ein neuer Anlauf nötig. Die mit großem Palstek versehenen Achterleinen liegen dabei bereit. Sie sind belegt und richtig durch den Seezaun geführt auf Höhe der Sprayhood. Sie sind dabei so zu belegen, dass sie auf jeden Fall lang genug sind um mit dem Bug den Steg zu erreichen, jedoch kurz genug, um das Boot achtern nicht zu extrem vertreiben lassen zu können. Hier spielt natürlich die Erfahrung und der Blick für die richtige Boxenlänge mit hinein. Auch ein Bootshaken liegt bei mir immer griffbereit in der Plicht. 

 Achterleine über Luvpfahl

Beim Hineingleiten in die Box probiere ich sehr früh die luvseitige Achterleine über den Pfahl zu bekommen und zwar schon möglichst bevor dieser mittschiffs vorbeigeht. Das lässt mit dann genug Zeit durch die Plicht auf die Leeseite zu gelangen um dort die zweite Leine über den Leepfahl zu bekommen. Nun wird der Bug meist etwas von der richtigen Richtung abgekommen sein. Ein kurzer Gasstoß voraus mit entsprechend gelegtem Ruder korrigiert dieses und gibt dem Boot dabei noch einmal etwas Fahrt um auch bis an den Steg zu kommen. Bei Annäherung werfe ich beherzt beide Vorleinen hinüber damit ich beide Hände frei habe um über den Bugkorb auf den Steg zu jumpen. Nun wird schnell die Luvleine fixiert. Je  nachdem ob ich Ringe, Klampen oder Poller vorfinde gehe ich hierbei unterschiedlich vor, doch das erkläre ich aber einmal an anderer Stelle. Nun wieder auf das Boot und die Achterleinen korrigieren, dann wieder auf den Steg und die Leeleine belegen. Damit liegt das Boot dann sicher. 

  Achterleine über Leepfahl

Soweit die Theorie und auch die Praxis bei wenig Wind. Bei starkem Seiten- oder Gegenwind gibt es nun, durch das oft unvermeidliche Vertreiben des Bugs, folgende potentiellen Probleme:

1.    Bei viel Wind und wenig Fahrt vertreibt der Bug mit jeder Sekunde mehr. Ein Hineingleiten in die Box mit möglichst wenig  Fahrt wird  also nicht funktionieren.
2.  Dadurch hat man dann automatisch oft nicht mehr genug Zeit um auch den Leepfahl zu erwischen. Das ist an sich kein Problem, da es hinterher ja immer noch möglich ist. Bei sehr viel Wind wird man das auch immer so machen, aber es gibt natürlich Zwischenbereiche. Manchmal passt es dann und manchmal eben auch nicht. Die Probleme beginnen eigentlich stets, wenn man zu viel Zeit damit verbringt, auch die Achterleine in Lee über den Pfahl zu bekommen. Man kann in dieser Zeit die Geschwindigkeit und die Position des Bugs schlecht korrigieren. Verliert das Boot zu viel Fahrt vertreibt der Bug unweigerlich und aus meiner Erfahrung ist ein Abkommen aus der Fahrtrichtung von mehr als 25°, bei starkem Wind nicht mehr mit einem kurzen Gasstoß zu korrigieren.
3.     Nun wird also keine Annäherung an den Steg mehr erreicht und ich komme mit der Vorleine nicht mehr hinüber. Wenn auf dem Steg nun niemand hilft wird es unangenehm. (Eine meiner Vorleinen ist übrigens sehr lang, so dass ich in dieser Situation bei Hilfe vom Steg diese immer noch hinüberwerfen kann).
4.   Sind längs zur Box Führungsleinen gespannt ist es einfach. Ich ziehe mich dann mit deren Hilfe einfach an den Steg. So ausgestattete Boxen sind bei viel Wind daher auch zu bevorzugen. Auch neben der Box in Luv liegende Boote können hilfreich sein. Daher bringe ich bei viel Wind vorne am Bug in Luv stets einen dicken Kugelfender aus. Trotzdem kann man dabei aber auch den Nachbarlieger beschädigen, da man ja selber vor Einfahrt in die Box seine Fender mittschiffs noch nicht draussen hat um nicht an den Pfählen hängen zu bleiben.
5.  Sind die Optionen aus Punkt 4 jedoch nicht gegeben, bleibt mir nichts anderes übrig als mich an die Heckpfähle treiben zu lassen um erst einmal Ruhe in das Schiff zu bekommen. Da die Heckleinen ja belegt sind kann ich (zumindestens bei Gegenwind) auch nicht einfach Gas geben um aus den Boxen fliehen. Wie gesagt, längs an den Heckpfählen zu liegen empfinde ich auch nicht als bedrohlich, sondern nur als doof.

Auf dem Weg zum Steg

Denn es gibt ja nun immer noch Möglichkeiten sich zu befreien: Die Heckleinen lösen, das Boot passend ausrichten, achtern abstossen und mit dem Bug durch die Pfähle zurück in die Boxengasse fahren.  Oder aber eine Leine an den Steg bekommen. Das kann über ein Nachbarboot geschehen, schwimmend, mit dem Schlauchboot oder über jemanden der doch noch irgendwann helfend an den Steg kommt. Als weitere Option wurde mir via facebook übrigens geschildert einfach an den Pfählen über Nacht liegenzubleiben und dann morgens wieder auszulaufen. Das geht natürlich auch :-)




Jetzt bleibt natürlich noch die Frage, warum mir der Fehler trotz eines zweiten Mannes am Bug passiert ist. Wie auf facebook richtig kommentiert natürlich durch mangelnde Konzentration. Merkwürdigerweise mache ich einhand weniger Fehler, als mit einem Mann/Frau auf dem Vorschiff. Wohl auch weil ich meist alleine unterwegs bin. Während ich dann denke, vorne ist ja alles im grünen Bereich kümmere ich mich um die Heckleinen ohne genau aufzupassen. Und wenn dann noch eine Ansage von vorne ausbleibt oder im Winde verweht, ist es ganz schnell passiert das der entscheidende Meter fehlt. Also immer Augen auf, bis sich die Vorleine auf dem Steg befindet! Und ach ja,leider habe ich keine Mittelklampen...

Samstag, 25. April 2015

Der erste Törn der Saison...

 Kieler Förde

...ist ja immer etwas ganz besonderes. Und ehrlich gesagt habe ich mir große Sorgen gemacht, wie mir denn das Segeln als Hobby gefallen wird. Im letzten Jahr war es ja mein normales, tägliches Leben mit dem Boot unterwegs zu sein und monatelang auf ihm zu leben. Und nun soll es also wieder ein Hobby werden. Ein paar Tage hier und da; eventuell auch mal ein längerer Törn, wenn die Zeit es hergibt. So als würde Arjen Robben ab und zu mit Freunden auf den Bolzplatz gehen, Jan Ulrich mit dem E-Bike einkaufen fahren oder Sebastian Vettel die Kinder mit dem Kombi von der Schule abholen. Gut ich übertreibe etwas, aber so ging es mir im Kopf herum, als ich den Überführungstörn zur Marina Minde in der Flensburger Förde antrat. Eine Box in diesem dänischen Hafen soll nämlich mein Liegeplatz für diesen Sommer sein. Erstens liegt er im Ausland und gibt mir damit das Gefühl nicht direkt vor der eigenen Haustür zu segeln, und zweitens bekommt man dort im ersten Jahr als Neulieger 20% Rabatt. Gute Argumente also für diesen Hafen. Die Fahrtzeit von Hamburg beträgt 1:45h, nach Wendtorf bin ich sonst 1:30h gefahren....das passt schon. Und um es vorwegzunehmen, es wurde ein Traumtörn, vollgepackt mit allem, was das Segeln reizvoll macht. Ich freue mich jetzt bereits auf jede Stunde, die ich diese Saison an Bord verbringen kann.   


Ich möchte daher hier einfach einmal von diesem Überführungstörn berichten, der zwar keinen spektakulären Ziele und Entfernungen bereithielt, aber in sich einfach ein perfektes Spiegelbild des Segelns auf der Ostsee war. Und ich war auch nicht alleine, sondern hatte einen "Auszubildenden" an Bord. Alois, ein musikalischer Weggefährte, der sich neu für das Segeln interessiert, wollte sich alles einmal vor Ort ansehen und möglichst viel Erfahrung mitnehmen um eventuell für den Sportboot See Schein schon vorbereitet zu sein.

Das Wetter sollte zwar recht schön werden, jedoch passte der permanent angesagte Wind aus nördlichen Richtungen nicht so recht zur Route Kiel-Minde. Und so begannen wir dann auch direkt mit einem Nachttörn von Kiel nach Damp. Ich liess Alois aus der Marina Düsternbrook dieseln und kurz danach gingen die Segel hoch. Wir hatten Glück und konnten am Wind aus der Kieler Förde segeln. Vor Schilksee ging malerisch und mit einem Kaleidoskop an Farben die Sonne unter. Alois zückte den Fotoapparat und knipste andächtig. Wohl der erste Eindruck der geänderten Wahrnehmung von Bord aus.


Bei Bülk drehte der Wind sogar noch rück, so das fast ein direkter Kurs auf Damp möglich war. Schnell wurde es aber auch kalt und dunkel und die Stunden bis Damp zogen sich. Dick eingepackt und mit heißem Kaffee in der Plicht liess es sich aber gut ertragen. Ich liebe diese Atmosphäre. Kein Schiff weit und breit, nur Leuchttürme und blinkende Bojen am Horizont, schwarzes Wasser, gleichmässiger Wind, der Blick mit Taschenlampe zum Verklicker. Traumhaft. Nachts um 0100h dieselten wir dann die restlichen 1,5 Meilen westwärts in die Marina, deren Einfahrt wir nur mit der Taschenlampe und dem Plotter finden konnten. Die Hafenmauer backbords blieb einfach unsichtbar. Doch da ich schon öfter in dem Hafen war, machte ich  mir  keine großen Sorgen. Nach einem Absacker ging dieser großartige Nachttörn zu Ende und wir krochen zufrieden in die Kojen, hatten wir doch einen guten Teil des Törns Richtung Nord bereits segelnd bewältigen können.


Morgens weckte uns dann bereits das Gedengel der Fallen und das Pfeifen der Böen im Mast. Alois war begeistert, sah er doch bereits stürmische Abenteuer und wilde Ritte durch sturmgepeitschte Wellen vor seinem  geistigen Auge. Als Skipper sieht man das wohl leider anders, denke ich doch mehr an das Material und mögliche Komplikationen. Nun konnte ich Alois allerdings gut das Reffen erklären. Schnell waren wir im zweiten Reff angekommen, während der Wind immer weiter zulegte. Bis Schleimünde konnten wir noch kneifen, aber Richtung Flensburger Förde hätten wir dann direkt gegenan kreuzen müssen. Bei der Distanz, Wind und Wellen hatte ich dazu jedoch überhaupt keine Lust, zumal der nächste Tag bessere Bedingungen versprach. Also ging es ab in die Schlei und nach Maasholm, denn Schleimünde sah verwaist aus. 


Das Anlegen bei starken seitlichen Böen ging dann auch noch daneben und so konnte ich das Retten aus einer miesen Situation erklären, denn das Boot lag quer zu den gähnend leeren Box an die Pfähle geschmiegt. Nicht bedrohlich, nur doof. Aber all die Erfahrungen des letzten Jahres machten mich ruhig. Eine lange Leine, über ein in der Nähe liegendes Schiff an den Steg gebracht, erlöste uns dann aus der Klemme. Ich war beeindruckt, wie vertraut mir 2014 das Boot geworden ist. Alle Handgriffe sitzen noch blind, selbst die korrekte Spannung der Wanten hatte ich noch im Gefühl und konnte nachjustieren. Wir tranken uns dann den Rest des Tages schön und verspeisten ein paar Fischspezialitäten im idyllischen Maasholm. Auch solche Tage gehören zum Segeln, wenn auch Alois zu diesem Zeitpunkt noch zwischen "toll" und "langweilig" schwankte.


Das sollte sich am nächsten Tag ändern. Nachdem uns der Wind noch aus der Schlei blies, schlief er dann sofort komplett ein und wir dieselten über die bald spiegelglatte See. Ich hasse ja dieseln, aber es gab einfach keine Alternative. Und in Verbindung mit dem knallblauen Himmel, der strahlenden Sonne und einem uns folgendem Schweinswal war es mir dann auch schnell egal. Hochsommer im April. Alois leuchtete bereits rot wie eine Backbordlaterne, da half die nun noch aufgetragenen Sonnencreme auch nicht mehr viel. Hier hisst er die dänische Gastlandflagge in der Mitte der Flensburger Förde. Passt, sie ist genauso rot-weiss wie er selbst...


Nach Gegenwind, Starkwind und Windstille bekamen wir nun einen leicht achterlichen Wind, mit dem wir bis in den Stadthafen von Sönderborg trieben. Die Langeweile von gestern wich nun Begeisterung ob des Traumwetters, des Traumwassers und des Traumliegeplatzes direkt an der Kaimauer. Mangelhafte Sanitäranlagen und fehlender Strom liessen uns dann abends allerdings in die Marina nebenan verholen. Was für ein cooler Tag, und das, wie gesagt, mitten im April!


Um nun den Eindruck vom Segeln vollständig zu machen mussten wir am letzten Tag dann ca. 8 Meilen bei Wind 5-6 im zweiten Reff gegenan kreuzen, um in die Marina Minde zu gelangen. Alois war nun bereits mit Windrichtungen, Wenden und Halsen vertraut und machte als Vorschoter eine sehr gute Figur. Schön wenn man nur Ruder legen und Befehle geben muss :-) Wieder folgte uns ein Schweinswal. Dieses Mal so dicht das man ihn fast hätte anfassen können. Interessant wie groß die Population in der Ostsee wieder geworden ist. Die Marina Minde entpuppte sich dann als klein, gemütlich aber doch modern und gefällt mir sehr gut.


Der Rückweg mit Bus und Bahn war leider langwierig, die Strecke direkt an der Flensburger Förde vorbei, offenbarte aber gut die Reize dieses Reviers. Ochseninseln, Glücksburg, viele Häfen, hohe Küsten. Ich kann es kaum abwarten, dieses mir noch unbekannte Revier zu erforschen. Und auch der Alssund und die Nähe zur "Südsee" schüren die Vorfreude auf diese Saison. Ich liebe das Segeln, ob nun als Hobby oder als Beruf!!



Mittwoch, 15. April 2015

Ehefrau oder Geliebte - Wie vergleicht man zwei Boote?



Mir wurde gerade ein sehr günstiges Boot in der Größe von "La Mer" angeboten. Ich werde es mir natürlich anschauen, und habe daher  über einen realistischen Verkaufspreis für meine alte Dame nachgedacht. Irgendwo hatte ich doch 2014 eine stattliche Liste der durchgeführten Arbeiten zur Vorbereitung auf meine Reise erstellt. Genau, so sah sie aus: 

Einbau Drehzahlmesser
Einbau Motorthermometer mit Alarm
Neues Wasserpumpengehäuse und Welle
Impeller neu
Neue Lichtmaschine
Ventile eingestellt
Keilriemen neu
Gashebel an Einspritzpumpe neu
Kabel für Anlasser und D+ Kontakt neu
Kabel des Tankgebers neu
Einbau Tankpfeife, damit der Tank nicht überläuft
Logge und Lot neu
Zwei Seeventile neu
Antifouling neu
Bilgepumpe neu plus Automatikschalter
Kompass mit Beleuchtung, GPS, Krängungsmesser neu
Pinnenpilot eingebaut
Kabel für Positionslampen neu verlegt
Hecklicht neu
Akkustrahler mit Ladegerät neu
Safety Lines über beide Bootseiten verlegt
Ladegerät für 2 Batterien neu
Weiteres Ladegerät als Backup eingebaut
Drei neue Batterien angeschafft
Ladestromverteiler von Pro Split eingebaut
Signalhorn neu
Kabeldecksdurchführung neu
Einbau UKW Funk und Antenne
Einbau Radio plus Außenlautsprecher
Neue Rollanlage für Fock
Alle Wanten, Spanner, Stage und Fallen neu
Reffhaken und Reffleinen eingebaut
Drittes Reff ins Gross machen lassen
Alle Winschen überholt und teils auf selbstholend umgebaut
Neue Sturmfock und 2.te Genua gekauft
Einbau von einem Tablet mit Halterung als Plotter
Innenlicht auf LED umgerüstet
Navilichter auf LED umgebaut
Ruderlager neu
Fenster abgedichtet
Neue Pumpe für die Toilette
Anker und Kettenvorläufe neu
Baumniederholer nachgerüstet
Cunningham nachgerüstet
Heckleiter neu
Dinghi und Aussenborder neu
Aussenborder gewartet, Impeller, Zündkerzen neu
Bodenbretter neu lackiert und montiert
12Volt Steckdosen und USB Steckdosen eingebaut
FI Schalter für Bordstrom
Handfunke mit Halterung neu
Dosenhalter im Cockpit angebracht
Winschkurbeltasche im Cockpit und am Mast
Gelcoat am Rumpf ausgebessert
Deck abgedichtet
Weiche Stellen im Deck erneuern
Decksbelag erneuern
Rauchmelder eingebaut
Feuerlöschdecke mit Halterung eingebaut
Verbandskasten mit Halterung eingebaut
2x Feuerlöscher eingebaut
Kühlbox eingebaut
Heckkorbgrill
Neuer Verklickerer
Aussenborderbefestigung mit Schloss
Neue Washboardverschlüsse

Und ich habe hier sicher noch Einiges vergessen.


Die Liste der Arbeiten im Winterlager 2015 ist nun deutlich übersichtlicher:

Eine Sicherung ausgetauscht
Stopfbuchse erneuert
Impeller neu
Antifouling neu
Entgilben des Bootes
Ein paar Schrammen im Ruder repariert 


Unter dem Strich stellt sich mir nun die Frage, wie ich den finanziellen Wert meines komplett ausgerüsteten und bewährten Bootes in Relation zu einer Neuerwerbung setzen kann. Wie vergleicht man meine zuverläsige "Aussen pfui, Innen hui" Dame mit ihrem wohl absoluten Gegenteil? Und zählt dabei dann nur die Vernunft? Schwierig, schwierig...


Montag, 13. April 2015

Das Seebärenfahrwasser - Eine wirklich abenteuerliche Route




Ich fahre auf Reisen ungern die gleiche Strecke zweimal. Egal ob im auto, auf dem Motorrad oder mit dem Boot. Auf den Ålandinseln suchte ich daher nach einer Alternativroute für den Rückweg um nicht wieder die gleiche, wenn auch schöne Strecke des Hinweges, zurücksegeln zu müssen. In dem sehr empfehlenswerten Hafenführer für die Ålandinseln http://www.aland-segeln.de/ fand ich zufällig den Hinweis auf eine sogenannte Seebärenroute, die einen südlich von Föglö wieder in Richtung Westen bringen soll. Ohne den sonst notwendigen großen Schlenker nach Nord. Allerdings sind die Informationen nur einem lokalen Segelclub bekannt. Vor Ort konnte ich daher auch absolut nichts in Erfahrung bringen und segelte dann doch auf meinem alten Kurs zurück. 


Aber die Sache ließ mir keine Ruhe und ich probierte Kontakt zu den Autoren des Hafenführers aufzunehmen um weitere Nachforschungen anzustellen. Zu meiner positiven Überraschung erhielt ich auf meine Mail ins Blaue recht schnell eine Antwort von Thorsten mit der Bitte um etwas Geduld für weitere Nachfragen bei den Originalautoren des Buches. Er selbst besitzt einen alten Gaffelkutter mit 1,90 Tiefgang und kennt diese Route daher nicht persönlich.  Nach einiger Zeit erhielt ich nun, wenn auch leider nicht die Karte der Route, einige interessante Informationen über die Route. Das geheimnisvolle „Sjöbjörnsfaret“ (Seebärenfahrwasser) südlich um Föglö wird nur im clubinternen Revierführer des finnischen Segelclubs Sjöbjörnarna beschrieben. Leider ist dieser nicht frei erhältlich und würde daher die Mitgliedschaft in diesem exklusiven Club erfordern. Für mich also offensichtlich keine Alternative.  

  
Nach Gesprächen von Thorsten mit den „Ureinwohnern“ Kökars ergibt sich folgender Sachverhalt: Südlich von Föglö verläuft ein ehemaliges militärisches Fahrwasser aus russischen Zeiten, das wohl bis in die 90er-Jahre noch auf russischen Seekarten vom Schärengarten verzeichnet  gewesen sein soll. Selbst ein Teil der Baken scheint noch vorhanden sein. Die von mir gesuchte Route folgt zunächst diesem alten Fahrwasser. Für die Strecke zwischen Föglö und Kökar wurde dann eine provisorische und nicht betonnte Route vom Segelclub hinzugefügt. Die Vermessungen südlich und östlich von Föglö stammen dabei auch teilweise noch aus der Zeit der russischen Herrschaft über Finnland, womit das „Sjöbjörnsfaret“ dann wohl eher ein Tipp für Abenteurer oder Insider bleibt.


In meinen offiziellen Seekarten der Ålandinseln war von dieser Route so auch absolut nichts zu sehen. Im Gegenteil: Es lagen hier große markierte Bereiche auf den Karten mit dem Hinweis „Nicht vermessen“. Ich war auf den Inseln teilweise auch außerhalb der markierten Fahrwasser unterwegs und hielt mich dabei an die Tiefenangaben von Seekarte und Plotter, die übrigens sehr exakt waren. In „nicht vermessene“ Gebiete bin ich bei aller Abenteuerlust aber dann nicht gefahren.  


Mir geht die Seebärenroute irgendwie nicht aus dem Kopf, denn sie würde wirklich einzigartig durch die felsenübersäten Gewässer gehen, die mir wie das Ende der Welt schienen. Quasi die Essenz der Ålandinseln. Ich freue mich daher über jede weitere Information Dritter und auch Thorsten will sich vor Ort noch weiter informieren. Ich bin sehr gespannt. Stellt sich nur die Frage mit welchem Boot ich diese Route dann erkunden soll? Ein Charterschiff wäre wohl eher nicht geeignet und diese Tour würde wohl zurecht als grob fahrlässig, im Falle eines Auflaufens gewertet werden. Was soll‘s, dann fahre ich in ein paar Jahren eben selbst noch einmal hoch. Oder vielleicht sollte die Route auch einfach ein Geheimnis bleiben, um ihren Reiz nicht zu verlieren? 



Gewittersegeln





„Und, hast du auch mal einen Sturm erlebt?“ war die wohl meist gestellte Frage nach meiner Reise. Die Antwort ist simpel. Ja, habe ich...aber im Hafen. Denn wenn man sechs Monate unterwegs ist, erlebt man immer Tage mit Starkwind oder Sturm. Diese werden aber immer rechtzeitig angekündigt. So unzuverlässig einem der Wetterbericht auch oft scheint, die Windvorhersagen entsprechen schon meistens der Realität. Große Tiefdruckgebiete erscheinen nicht einfach aus dem Nichts, sondern kommen „unter Aufsicht“ der Wetterdienste vom Atlantik herübergezogen und können daher rechtzeitig angekündigt werden. Darauf stellt man sich dann eben ein und bleibt einfach 2-3 Tage im Hafen. In Borgholm auf Öland, so wurde mir erzählt, lagen mehrere Boote sogar über fünf Tage fest. Die Welle macht das Auslaufen unmöglich und im Hafen schaukelten die Boote so sehr, das viele seekrank wurden, heimfuhren oder an Land in Pensionen übernachteten. Aber das ist eine andere Geschichte.


Ich habe unterwegs auch meine Portionen Starkwind und Sturmböen abbekommen, denn lokale Phänomene wie Seewind, Kap- und Düseneffekte können die Windverhältnisse schon manchmal überaschend verstärken, aber es war nichts, das ich nicht durch Verkleinern der Segelfläche und beherztes Segeln in den Griff zu bekommen konnte. 


Doch es gibt noch eine Bedrohung, die weit unberechenbarer ist als ein „normaler“ Sturm. Gewitter. Mit Blitz und Donner, prasselndem Regen, Sturmböen. In der Vorhersage heißt es: Es besteht die Gefahr von Gewittern und Gewitterböen. Oder anders ausgedrückt: Es könnte sein, das es Gewitter geben wird. Wo und wann genau ist fraglich. Und ob man unter eine Gewitterwolke gerät, ist ebenfalls ungewiss. In welcher Stärke man von einer Bö erwischt wird ist ebenfalls nicht vorhersehbar. Während ein angekündigter Sturm einen garantiert ärgern wird, ist diese Gefahr bei einer Gewitterwarnung einfach deutlich geringer. Teils sieht man Blitze und Wolken am Horizont, teils gerät man auch einmal direkt hinein, doch so wirklich dramatisch wird es eher selten. Kein Grund also lieber im Hafen zu bleiben? 


Schwer zu sagen, diese Entscheidung muss alleine der Skipper fällen und verantworten. Eine große Hilfe dabei wird auf jeden Fall das gerade erschienene Buch „Gewittersegeln“ von millemari. sein. 40 Autoren erzählen über ihre Erlebnisse mit und in Gewittern. Dazu gibt es Hinweise von Meteorologen, Tipps und Tricks sowie Erfahrungen des Yachtversicherers Pantaenius. Wie schütze ich mich vor Blitzen? Wie bereite ich das Boot vor? Was kann ich meiner Crew zumuten? 


Auf alle Fragen gibt es in diesem sehr umfassenden Buch eine Antwort. Und dabei ist das Buch nicht nur für Segler gedacht. Viele der abenteuerlichen Berichte sind genau richtig, um mit Gänsehaut und leichtem Gruseln im warmen und trockenen Heim gelesen zu werden. Denn die besten Geschichten schreibt doch immer noch das Leben.