Eine meiner größten Sorgen in den Schären waren
die knapp unter Wasser liegenden Steine. Einhand habe ich aus dem Cockpit ja kaum
eine Chance diese rechtzeitig zu sehen und zu reagieren. Ich hatte sogar einmal
darüber nachgedacht eine GoPro Kamera am Bugkorb zu montieren und für eine Echtzeitansicht
über WLAN mit meinem Tablet zu verbinden. Im Nachhinein kann ich nun sagen, dass
diese Konstruktion nicht nötig war. Man muss schon gewaltig aufpassen, aber mit
entsprechender Vorsicht ist alles alleine machbar. Nach dem Kranen meines
Bootes kann ich nun sagen, dass die wenigen Grundberührungen die ich hatte,
keine weiteren Schäden hinterlassen haben. Das Gelcoat am Rumpf hat zwei Macken
aus missglückten Anlegemanövern und das Ruder eine tiefe Schramme einer Ankerkette
einer Mooringboje abbekommen. Eine bei 101 angelaufenen Häfen und Buchten sowie
rund 65 Schleusen, meistens Einhand, ja noch übersichtliche Manöverbilanz.
Welche Lektionen habe ich nun daraus gelernt? In
diesem ersten Beitrag zu dieser Reihe fange ich einmal mit einem Anlegemanöver
an…
Ich wollte an der Insel Kyrkogardsön im Stockholmer
Schärengarten festmachen. Alle Plätze waren bereits belegt bis auf eine freie
Stelle an einem Steg mit wenig Wassertiefe. Wenig Wassertiefe fordert immer
langsame und vorsichtige Fahrt.
Ich wollte also steuerbord längsseits an den Steg
gehen. Zu dem böigen Seitenwind addierte sich überraschend viel Strom. Backbord lag bereits
eine teure große Motoryacht an einer Heckboje. Ich ging also vorsichtig an den
Steg und merkte, dass ich durch den Strom nach Backbord gegen die Yacht
abtreibe. Eigentlich kein Problem. Üblicherweise fahre ich dann erstmal wieder
weg und mache einen neuen Anlauf mit dem nun vorhandenen Wissen um Strom, Tiefe
und Wind. Zu dieser Zeit war meine Frau an Bord und auf dem Vorschiff und ließ
sich von einem zur Hilfe kommenden Schweden auf dem Steg dazu überreden ihm die
Vorleine zu geben. Die wickelte er dann auch direkt als Vorspring um einen
Poller während das Heck weiter herumschwang. Ich rief ihm zu die Leine bitte
wieder zu lösen, da ich einen neuen Anlauf machen möchte. Die Antwort: „NEIN!!“
Ich sollte nun in die Spring eindampfen. Generell ja OK, nur brauche ich dann
auch entsprechend hängende Fender ganz vorne am Bug. Da hing aber Nichts! Ganz
kurzes Hin- und Her, doch er "bestand" auf dem Manöver! Mittlerweile
musste ich reagieren denn mein Heck war schon fast ganz herum an der hochglanzpolierten
Yacht. Also bei mittlerweile ca. 70° zum Steg legte ich Ruder hart Backbord und
gab Vorwärts. Wie vorhersehbar machte der Rumpf knirschend den Kontakt zum
Holzsteg und ich musste weiter eindampfen bis mein Heck aus der Kollisionszone
war. Das tat weh. Ich habe dann schnell eine Achterleine hinübergeworfen damit
der "nette" Helfer mich heranziehen konnte. Er war dann auch ganz
stolz auf seinen Tipp. "So machen wir Motorbootfahrer das!!" Ich
bedankte mich höflich, mit schiefem Lächeln.
Was kann ich daraus lernen? Schwierig…Noch
vehementer auf dem Lösen der Leine an Land bestehen? Die Leine einfach selbst am
Vorschiff lösen (lassen)? So oder so wäre es zeitlich knapp geworden. Sich
abgefendert gegen die Yacht treiben zu lassen? Dann wäre ich nur sehr schwer
dort wieder freigekommen...
Ideal wäre es wohl gewesen zunächst einmal Wind
und Strom in sicherer Distanz zu bestimmen um dann entsprechend vorzuhalten.
Auf jeden Fall hatte ich danach bei jedem längsseits Anlegen meinen dicken
Kugelfender ganz vorne ausgebracht um auf der sicheren Seite zu sein.