Samstag, 30. Mai 2015

Schritt für Schritt zum Soundtrack



Und wieder geht eine arbeitsreiche und abwechslungsreiche Woche zu Ende. Ich habe meine Songs ja schon bereits einmal als meine Kinder beschrieben. Ich habe sie auf die Welt gebracht und nun werden sie erwachsen und ich muss sie ziehen lassen. Und eines dieser Kinder wollte unbedingt Seemann werden. So einer wie Hans Albers oder Freddy Quinn aus den 50ern. Das war eigentlich nicht so gedacht und hat mich selbst überrascht, aber was soll man machen. Der Name "Pure Lonesome Cowboy" wurde auf "Der einsame Seemann" geändert und es soll natürlich  alles mit auf den Weg mitbekommen, was es  in der Zukunft brauchen könnte. Und dazu gehört nun mal auch ein Akkordeon. Und so bekam ich Anfang der Woche diese Aufnahme von Uwe Steger, einer der besten mir bekannten Akkordeonisten, zugeschickt. Und war sofort begeistert. Mit dem Akkordeon und der Stimme von John Barron ist der Song einfach perfekt umgesetzt. Ich hätte nie gedacht, das ich mal so einen Titel in die Welt setze, aber was soll man machen. So wie er geworden ist, ist er schlicht perfekt!!

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Der nächste Tag ist für meine aufsässigen Kinder. Die Rock'n'Roller und Rebellen, denen seit jeher mein Herz gehört. Also machte ich mich auf den Weg vor die Tore Hamburgs zu Mr. Rock'n'Roll persönlich. Jürgen "Das Brett" Gleba, gerade zurückgekehrt aus den Südstaaten der USA. Vintage, wohin das Auge blickt. Amps, Gitarren und Effekte; nichts ist hier neu oder von der Stange. Selbst das Aufnahmemikro ist ein uralter Klassiker. Und genau diesen Schmutz brauche ich noch für meine fast noch zu sauberen Racker. 

Jürgen Gleba

Und wieder einen Tag später das volle Kontrastprogramm. Der Saxophonist Michael Prott hat die lang ersehnten Arrangements für die Bläsersätze zweier Songs geschickt. Nächste Woche nehmen wir mit einer richtigen Bläsersection auf und das muss gut vorbereitet sein. Also wühlte ich mich durch Notenblätter und rief mir die Theorie der Notation transponierender Instrumente wieder ins Gedächtnis (mein Musikleistungskurs für Abitur liegt doch einige Jahrzehnte zurück). Und programmierte Noten in die Audioworkstation um die Bläsersätze auch "wie in echt" hören zu können. Ich bin begeistert. Michael hat sich da richtig etwas einfallen lassen. Denn eines meiner Kinder träumt von Mexico, ein weiteres wäre gerne ein Teenie zu den Anfängen der Motown Ära in den Sixties. Und beide brauchen natürlich dringend die Bläser; ach ja und mein Möchtegern-Jamaicaner möchte davon auch noch etwas abhaben. So habe ich mich dann einmal selber an mein erstes Bläserarrangement gemacht...bin gespannt, ob man es mir um die Ohren haut.

Jetzt ist erstmal Wochenende und ich spiele am Samstag, ab 1900h auf dem Folkeboottreffen in Arnis und am Sonntag, ab 1900h im Weinland Waterfront am Hamburger Hafen, um auch mal wieder vor die Tür zu kommen.


Am Montag geht es dann im Studio weiter. Mit Mr. Bluesharp Christian Hönniger persönlich um meinen melancholischen Kindern etwas Blues mit auf den Weg zu geben. Und am Mittwoch spielt mir der Celllist Rolf Herbrechtsmeyer ein paar Takte für einen Romantiker unter den Gören. Abends singt dann Andreas Pappert einen Song und wird damit der vierte Sänger auf dem Soundtrack....ich freu mich drauf. Donnerstag geht es weiter mit Akustikgitarren und den besagten Bläsersätzen. Freitag und Sonntag sind voll mit Aufnahmen der Backgroundvocals von Kati und Mario. Dann heisst es ein paar Tage durchschnaufen, bevor Caro den letzten Aufnahmetag der Produktion mit weiteren Backgroundvocals beschliesst und ich definitv ein paar Tage auf das Wasser muss um zu entspannen. Ein Tag auf dem Wasser fühlt sich dabei immer noch an wie drei Tage Urlaub.

 Christian Hönniger

Rolf Herbrechtsmeyer

Dann fehlt nur noch ein Gitarrensolo von Daniel Palmquist aus Schweden, ein Vocaltrack aus Australien, weitere Gitarren aus dem Studio von Olli Sparing und ein paar Keyboardtracks vom Reggae-Spezi Sebastian Stank und dann, ich mag es kaum glauben, ist in der Tat alles aufgenommen!! Ein großer, großer Schritt auf dem Weg zum Soundtrack ist damit getan. Es muss dann nur noch gemischt und gemastert werden, aber das Jurik Maretzki gut im Griff, so daß ich es sicher geniessen kann.

 Daniel Palmquist

Das Ganze ist natürlich ein Riesenberg Arbeit, aber ich habe mich auch lange nicht mehr so lebendig und kreativ gefühlt. Das Erlebnis etwas Neues zu erschaffen und wachsen zu sehen ist einzigartig. Und es entsteht nicht einsam vor der Schreibmaschine sitzend, sondern immer mit anderen Musiker zusammen. Und jeder fügt dabei einen Teil von sich dem Ergebnis hinzu. Coole Sache. Mein Dank geht daher auch an alle bisher involvierten Musiker (ich hoffe ich habe niemanden vergessen).

Merih Aktoprak
Caro Leuzinger
Kati Schulmann Reisener
Karen Adolf
Oliver Steinwede
Yorck Mennich
Michel Grimm
Ralf Hartmann
Michael Prott
Nicolas Boysen
Sebastian Stank
Jochen Topp
Dara McNamara
John Barron
Uwe Steger
Mario Schulmann
Thomas Wolff
Oliver Sparing
Daniel Palmquist
Christian Hönniger
Mickey Wolff
Andreas Pappert
Peter Caulton
Jürgen Gleba
Kai Wiener
Rolf Herbrechtsmeyer
Jurik Maretzki

Dienstag, 19. Mai 2015

Schlimmer geht immer



Gestern auf dem Weg die Flensburger Förde hinaus frischte der Wind immer weiter auf und die Wellen nahmen schnell an Höhe zu. Das liegt wohl auch an der Lage und der damit verbundenen Düse. Mir war es egal,denn ich hatte mir so etwas schon gedacht und war sowieso auf Krawall gebürstet. Außerdem finde ich es immer wieder beruhigend auch in solchen Situationen unterwegs zu sein und das Boot im Griff zu haben. Im 2.ten Reff macht "La Mer" eigentlich alles mit, aber es waren doch sieben lange Kreuzschläge und am Ende ein paar Stunden nötig um die 12 Meilen zu abzureißen. Bei der Welle und dem Strom in die Förde auch kein Wunder. Aber aufgeben zählt nicht, auch wenn ich von allen unter Motor überholt wurde. Nur noch ums Kap und dann mit halbem Wind Kurs Alssund. Seit Stunden regnet es ununterbrochen, selbst mein T-Shirt ist schon nass. Schlimmer kann es ja nicht mehr werden, dachte ich mir. Und prompt legte der Wind so zu, wie ich es nie vorher erlebt hatte. Am Ende hatte ich  nur noch ein Stück Fock in Badehandtuchgröße stehen und krängte trotzdem um 30 Grad. Zum ersten Mal hörte ich das berühmte Tosen des Sturmes. Unheimlich, aber auch großartig sich dem Wind zu stellen. "La Mer" hielt die Höhe bei guten 5 Knoten, kein Grund zur Sorge. Wie wild schlingerte ich mit dem bißchen Fock quer zu den Wellen, die das Boot zusätzlich auf die Seite drückten. Aber das Boot machte alles mit und es tat gut einmal auszuprobieren was möglich ist. Denn wenn man seine Skala des Schreckens nach oben erweitert hat, fühlt sich alles vorher erlebte später harmlos an. Ja ja, ihr lacht. Ihr, die schon Schlimmeres erlebt habt. Alle anderen vielleicht auch nicht. 


Heute ging es dann weiter in die Dyvig, wieder gegen enorme Windböen und weisses Wasser. Machte mir nun heute nichts mehr aus, hatte ich ja gerade Schlimmeres erlebt. Und so lässig  fuhr ich mir dann ich dann beim Anlegen in einer Riesenbox bei brutaler Böe einen Festmacher in den Propeller. Man lernt eben nie aus. Schlimmer geht es wohl kaum noch, dachte ich mir, als das Boot endlich fest lag und ich erstmal zu Beruhigung in der Plicht saß, bevor ich weitere Dummheiten mache. Doch dann sehe ich, wie ein Segelboot ein anderes Boot einschleppt, dem ebenfalls ein Tampen von der Bugklampe in der Schraube hängt...nur fehlt diesem Boot auch noch der gesamte Mast. 


Schlimmer geht immer...der Wind soll heute auch vor der deutschen Ostseeküste ziemlich gewütet haben. Und ich frage mich gerade, ob ich morgen Vormittag bei 10 Grad Wassertemperatur  schwimmen gehen sollte. Der Neoprenanzug liegt leider trocken in der Garage. Na mal sehen, was sich morgen noch so ergibt. Zwei 5 Kronen Stücke für die warme Dusche danach liegen jedenfalls schon bereit.


Sonntag, 17. Mai 2015

Klappe Die Erste


Ich hatte gerade ein Meeting mit dem Experten und Kameramann für mein Filmprojekt und....mein erstes jemals geschriebenes Drehbuch scheint machbar und sogar ganz gut zu sein. Yes. Denn das ist nicth selbstverständlich.  Ich bin ja nicht um die Welt oder in die Antarktis gesegelt, sondern "nur" für ein halbes Jahr nach Schweden. Trotzdem war es eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Und genau davon möchte ich berichten. Von der Umsetzung von den Träumen, die realisierbar sind; von der Idee und von den Entscheidungen bis zum Ablegen. Und natürlich von den Emotionen während der Reise, die von Euphorie bis Einsamkeit gingen. Und davon, wie wichtig es ist, sich so etwas einmal im Leben zu gönnen. Denn am Ende war es eigentlich relativ egal, wohin genau die Reise ging, denn sie führte mich zurück zu mir...und veränderte mein Leben nachhaltig. Und so möchte ich mit diesem Film auch keinen klassischen Reisebericht produzieren, sondern einfach motivieren. Und zwar nicht nur Segler, sondern jeden reiseaffinen Menschen. Als mir vor ein paar Jahren klar wurde, das ich die gesuchte Freiheit beim Reisen nur auf einem Segelboot finden kann, war mir bereits bewusst, das ich diese Erkenntnis teilen möchte. Und so wie ich von anderen Büchern motiviert wurde, möchte ich diese Motivation nun selbst weitergeben. Segeln zu lernen, die nötigen Scheine zu machen, sich ein Boot zu kaufen und herzurichten. Und alles ausgedrückt mit meinen eigenen Worten, selbstgedrehten Bildern und einem selbstkomponierten Soundtrack, da nur dieser meine Emotionen perfekt widerspiegelt. Ein Riesenprojekt, aber auch sehr befriedigendes. Wieder muss ich viele Dinge lernen, mich durchbeissen und an das Endergebnis glauben. Aber man wächst in der Tat mit seinen Aufgaben. Ab Juni heisst es also nun: "Klappe Die Erste"! Und das Schönste daran: Die nächsten Tage muss ich das gesamte Videomaterial der Reise sichten und sortieren, und wo geht das besser als an Bord? Also geht es morgen für ein paar Tage in die dänische Südsee zum "Arbeiten". Ich freue mich sehr darauf wieder einen Blick in die alten Videos werfen zu können, wie man sich an dem Beispiel unten sicher gut vorstellen kann.


Samstag, 16. Mai 2015

Neues aus dem Tonstudio oder "Wann wird auch Spaß zu Arbeit?"


Eine gute Freundin hat mich gerade folgendes gefragt: Warum tun wir soviel von dem, was uns eigentlich Spaß macht, dass es derart in Arbeit ausartet? Leider habe ich darauf auch keine passende Antwort. Wahrscheinlich weil es irgendjemand tun muss. Damit neue Dinge entstehen. Um der eigenen Kreativität ein Ventil zu geben. Um die Nachfrage der Menschen zu bedienen, die nichts Eigenes auf die Beine stellen wollen oer können. Und so sehr man es sich auch manchmal wünscht, ein Buch schreibt sich nicht mal eben nebenbei. Ein Film dreht sich nicht von selbst. Ein Soundtrack wird nicht über Nacht komponiert und aufgenommen. Hinter all diesen Dingen steckt sehr viel Arbeit, und auch wenn die Fernseh-"Realität" das oft ganz anders wiedergibt, es passiert nichts über Nacht. Aber trotz dieses Wissens bin ich selbst überrascht wie viel Arbeit ich mir nun wirklich aufgehalst habe, als ich entschied den Soundtrack zu meinem Film über das Ablegen selbst zu produzieren. Ich kann mich kaum erinnern jemals so viel und lange gearbeitet zu haben, obwohl Musikmachen mir ja eigentlich Spaß macht. Es gibt wohl in der Tat eine Grenze an der auch Spaß zu Arbeit wird. Doch dann schaue ich in die Videoaufnahmen der Gesangssessions hinein und finde dort die Antwort.


Der geteilte Spaß, das gemeinsame Arbeiten und das Erschaffen neuer Musik, die sonst nie den Weg aus meinem Kopf finden würde. Ob es sich lohnt oder gar auszahlt? Ob sich jemals andere Menschen darauf einlassen und zuhören? Ich werde es erfahren. Aber noch schlimmer wäre es damit zu leben, es nicht getan zu haben. Den Traum nicht realisiert zu haben. Sich mit diesem "Ich wollte eigentlich immer dieses und jenes tun, habs aber nicht geschafft" zu arrangieren. Und dafür bin ich gerne bereit die Grenze zwischen Spaß und Arbeit zu überschreiten. Zumindestens ab und zu...und wenn ich mir danach ein paar Segeltage als Belohnung gönnen kann. Und ab Montag die Häfen wieder leer sind.