Sonntag, 22. Februar 2015

Neulich im Götakanal






Und hier ein weiterer Zusammenschnitt von Videoszenen, die dieses Mal während meines Törns 2014 durch den Göta- und Trollhättenkanal entstanden sind. Die gesamte Strecke ist dabei einhand zu befahren. Im Götakanal benötigt man aber auf jeden Fall beim Aufwärtsschleusen eine Hand an Land. Diese Aufgabe hatte bei mir auf Nachfrage der Schleusenwärter übernommen. Insofern bietet sich die sogenannte Konvoizeit für Einhandsegler an, denn ein Schleusenwärter fährt den ganzen Tag neben dem Konvoi her und bedient die Schleusen. Man sollte sich dann noch mit den anderen Booten darauf einigen immer als letztes Boot in die jeweilige Schleuse zu fahren, denn nur dann hat man die Zeit und Ruhe, die man zum An- und Ablegen benötigt. Auf jeden Fall werden die Tage als Alleinesegler lang, denn weder in den Schleusen noch in den Kanalstücken kann man die Pinne auch nur kurz dem Autopiloten anvertrauen.

Freitag, 20. Februar 2015

Die einsamsten Plätze meines Segelsommers in den Schären (Teil 2)



Im zweiten Teil meiner Highlights des langen Törns durch die Schären geht es dieses Mal um Schweden und wieder um Plätze, die besonders abgeschieden lagen und daher die gesuchte Einsamkeit boten. Dem einen mögen diese wieder bereits bekannt sein, dem anderen als Anregung für eigene Abenteuer dienen. Heute geht es wieder um drei versteckte Liegeplätzen einem reizvollen Routenvorschlag..

1. Själevik 57° 11,97N 016° 28,07E






Diese Ankerbucht liegt zwischen Kalmar und Oskarshamn. Die Einfahrt ist ein wenig knifflig und sollte daher langsam und vorsichtig gefahren werden, da es einige (in der Karte markierte) Unterwasserfelsen gibt. Auch entsprach der Wasserstand in der Bucht nicht dem in der Karte, sondern lag deutlich darunter. Die eigentlich optimal liegenden Felsliegeplätze am Ende der Bucht waren mit meinen 1,60m Tiefgang so nicht mehr zu erreichen. Am einfachsten ist es daher gleich vor Anker (Achtung Unterwasserkabel!!) zu gehen, und nicht zu tief in die Bucht einzufahren. Ich lag am Ende vor Heckanker und mit dem Dinghi ausgebrachten Landleinen, da ich einfach nicht dicht genug an das Ufer kam. Dafür aber ganz alleine an diesem einmaligen Platz, der sich für eine Erforschung mit dem Schlauchboot nur so anbietet. Auch gab es viele gut vorbereitete Feuerstellen und rundum Windschutz. 



2. Pataholm 56°54,7N 016° 26,5E






Ein sehr schöner Übernachtungsplatz im Kalmarsund liegt bei Pataholm. Man muss zwar ein Stück weit das Hauptfahrwasser verlassen und einem betonnten Nebenfahrwasser folgen. Dafür erhält man aber einen sehr sicheren und gut geschützten Liegeplatz an einem stabilen Steg ohne Strom und Sanitäranlagen. Ich lag hier Mitte Juni ganz alleine, erst spät abends legte sich noch ein schwedischer Segler neben mich an den Steg. Es führt ein sehr schöner Weg bis nach Pataholm, einer Art Museumsdorf. Man liegt hier längsseits oder vor Heckboje. Einfach dem betonnten Fahrwasser bis zum Steg folgen.



3. Grisselholmen 59° 22,0N 018° 49,0E





Dieser Platz liegt mitten in den Schären vor Stockholm, umso überraschter war ich das er relativ leer war. Er taucht in den gängigen Schärenführern nicht auf. Ich bin über eine schwedische App auf ihn aufmerksam geworden und so waren wir dann auch das einzige deutsche Boot in dieser romantischen Bucht. In den Felsen befinden sich bereits Schärennägel, so das man sich an ihnen gut orientieren kann bei der Liegeplatzsuche. Nach vorsichtigem Umrunden der kleinen Insel auf der Ostseite der Bucht hält man einfach vorsichtig auf die Felsen zu. Der Untergrund hält sehr gut und die Bucht ist rundum geschützt. Auch auf dieser Insel kann man sich wieder sehr gut die Beine vertreten, auf den Felsen sitzen, grillen und träumen. Anfang August lagen wir hier abends mit nur drei anderen Booten. Prädikat: Sehr empfehlenswert!



4. Fläskösund - Route durch die Schären

Und auch hier zum Abschluss wieder eine sehr enge Route durch die Schären. Sie sah beinahe aus wie eine Slalomstrecke auf der Skipiste, so eng standen die roten und grünen Stangen. Ich habe mich bei einer geschätzten Windstärke von Bft. 4-5 aus Süd, die hier wie üblich dem Fahrwasser folgt, einfach ohne Segel hindurchschieben lassen. Aber selbst dann musste ich teilweise mit Maschine zurück etwas Fahrt aus dem Boot nehmen um nicht zu schnell durch die enge Rinne zu fahren. Später auf der Reise wurde ich etwas ruhiger, dieses enge Fahrwasser ganz am Anfang meiner Tour empfand ich aber noch als sehr aufregend. Am Ende dieser zurecht Flaschenhals genannten Route biegt man übrigens in die oben erwähnte Själevik ab. Der ganze Tourabschnitt durch die Schären mit der engen Durchfahrt als Höhepunkt ist mir als sehr empfehlenswert im Gedächtnis geblieben.



Donnerstag, 19. Februar 2015

Neulich auf dem Weg nach Schweden






Ein Zusammenschnitt von Videoszenen die während meiner Törns 2014 von Warnemünde nach Südschweden entstanden sind. Unterlegt von meinem Song "Ich geh segeln". Enjoy! Und freut euch auf die bald beginnende Saison!

Dienstag, 17. Februar 2015

Die multimediale Segelreise "Segeln in den Schären" am 20.2.2015 in Hamburg

Im Zuge des Benefizkonzertes für die Kinderbrücke Hamburg am 20.2.2015 werde ich eine 45 minütige Kurzversion meiner Multimediashow mit Live Band präsentieren. Der Eintritt ist frei und es gibt viele abwechslungsreiche musikalische Highlights an diesem Abend. Dazu gibt es leckeres Chili und Guinness vom Fass. Und alles für einen guten Zweck. Ich freu mich auf euch!!


Montag, 16. Februar 2015

Die einsamsten Plätze meines Segelsommers in den Schären (Teil 1)


Auch wenn die neue Segelsaison langsam näherrückt, bleibt einem zur Zeit doch nur das Träumen. Und interessanterweise kommen gerade jetzt in Nacht- und Tagträumen viele Erinnerungen an den letzten Sommer zurück. Es scheint als würde nun auch mein Unterbewusstsein nach Aufbruch, sonnigen und vor allem einsamen Buchten schreien. Denn gerade diese Einsamkeit habe ich als Alleinsegler gesucht, obwohl ja manche vermuten könnten, das man eher auf der Suche nach Gesellschaft wäre. Doch andere Einhandsegler werden mich verstehen. Diese in mir keimende Sehnsucht scheint mir heute gerade gut geeignet um ein paar Highlights meines langen Ostseetörns durch die Schären hier genauer vorzustellen. Dem einen mögen diese bereits bekannt sein, dem anderen als Anregung für eigene Abenteuer dienen. Beginnen möchte ich mit drei versteckten Liegeplätzen auf den Aland Inseln sowie einem reizvollen Routenvorschlag.

1. Björkör 59° 56,27N 20°13,33E



An diesem wunderschönen Ort, der mehr Insel als Schäre ist, lag ich mitten im Juli mutterseelenallein. Zum einen liegt die Insel etwas abseits der üblichen Routen und am Rande des Archipels. Viele haben hier schon einen Nordostkurs eingeschlagen und lassen die Insel steuerbords liegen. Zum anderen ist die Anfahrt etwas knifflig und gerade vor dem Steg wird es schnell sehr flach. Der Platz an dem ich dort lag erwies sich dann vor Ort auch als der einzig Mögliche für meinen Tiefgang von 1,60 Metern.  Bei stärkeren südlichen Winden sollte man dort jedoch besser nicht liegen. Man steuert den Platz von Westen kommend an, indem man nördlich an der Insel vorbeiläuft und mit reichlich Abstand (nicht zu früh eindrehen!) das Nord-Ostkap rundet um dann mit Südkurs zwischen Björkör und Östergrundet hindurchzufahren.



Dann wieder mit gutem Abstand zum Ufer (ausgedehntes Flach) westwärts mit einem Zielpunkt wenige Meter vor dem Steg laufen. Langsam fahren und immer das Echolot im Auge behalten. Hier dann das Boot parallel zum Steg ausrichten und vorsichtig VORWÄRTS an den Steg gehen. Der Untergrund ist schlammig. 

Es ist mir nicht gelungen zwischen die Stege zu kommen, auch wenn mir dieses ein Motobootfahrer so signalisierte. Echolot und Kiel hielten aber dagegen. Es gibt wie zu erwarten keinen Strom oder sonstige Einrichtungen, aber einen guten Grillplatz und jede Menge Platz auf der Insel. Es gibt ein paar angelegte Pfade, einen Aussichtsturm kurz gesagt: Es war der perfekte Ort für eine laue Sommernacht. Aufgrund der Bedingungen wird die Insel wohl überwiegend von Motorbooten angelaufen, die dann abends verschwunden sind. Auch wenn ich mir andere Ankerbuchten häufig auch nur mit sehr wenigen Nachbarn teilen musste, ist es definitiv noch eine andere Erfahrung einmal wirklich ganz und gar alleine auf so einer großen Insel zu sein.

2. Stegskär 60° 07,6N 19° 57,39E



Mein Favorit in der Kategorie größere Schäre liegt nicht ganz so abseits der Routen und im Laufe des Tages kommen und gehen stets einige Boote. Auch hier verschwinden die Motorboote gegen abend, während die Segler bleiben. Die einzelnen Festmachplätze sind alle recht unzugänglich, so das man "seinen" Schärenplatz dann auch für sich hat. Die Insel ist recht unzugänglich, aber mit etwas Geduld kann man sich seine Wege durch den Bewuchs suchen. Die Südseite bietet eine sehr schön felsige Kulisse mit guten Bademöglichkeiten und einem ganz einmaligen Ausblick auf die Weiten der Ostsee. Die Einfahrt in die Ankerbucht erfolgt von West indem man sich mittig zwischen den Felsen hält. Es gibt verschiedene Möglichkeiten an die Schäre zu gehen. 



Der beste Platz ist der Östlichste. Man beachte immer, das je steiler die Schäre abfällt man umso dichter  heranfahren kann. Denn flachen Stücke gehen auch unter Wasser meistens so weiter und eignen sich daher nicht. Der Ankergrund hält gut. Man kann in der Bucht auch ankern, wenn man sich den Festmachstress ersparen will. Andererseits bietet die Insel so viele einmalige Aussichten und Felsformationen, das man dann zumindestens das Dinghi bemühen sollte.


  
Stegskär eignet sich ganz hervorragend als Absprung- bzw. Ankunftshafen aus Richtung der Stockholmer Schären (z.B.: Arholma), da es am Rande der Schären liegt und man direkt Kurs auf Schweden anlegen kann.  

3. Enskär 60° 12,71N 19° 19,03E



Ein ehemaliger Stützpunkt der Armee, der erst kürzlich für Besucher freigegeben wurde. Ebenfalls am Rande der Alandinseln (diesmal westlich) gelegen, eignet er sich als Ankunftshafen aus Richtung Grisslehamn. Diese Route ist der kürzeste Weg in Richtung Schweden. Die Insel ist sehr kahl und besteht überwiegend aus nackten Felsen, ist auf ihre Art aber auch sehr reizvoll. Es gibt eine Steganlage auf der noch Anlegeverbotsschilder hängen, diese scheinen aber nach Auskunft der Finnen vor Ort nicht mehr gültig zu sein. Jedenfalls lagen hier alle fest und hat sich auch niemand darüber beschwert. Strom, Wasser oder Sanitärgebäude gibt es hier natürlich auch nicht. Dafür liegt man aber ganz hervorragend geschützt innerhalb der Steganlage auch bei stärkeren südlichen Winden. Einfach in die Bucht einfahren, die Tonnen beachten und dann Kurs Stegkopf. Wenn man den Stegkopf eng umrundet ist es dahinter auch tief genug für die meisten Boote. 



Ich lag hier mit einigen wenigen anderen Seglern und es wurde ein sehr gemütlicher Abend rund um Steg und mit den aufgebauten Grills davor. Enskär liegt ebenfalls noch gut ausserhalb des Archipels und hat sich daher seinen Einsamkeitsfaktor gut bewahrt.   

4. Route - Von Ost nach West: Einfahrt 60° 04,7N 20° 45,2E  Ausfahrt 60° 4,7N 20° 39,6E




Diesen drei Plätzen möchte ich noch eine südlich von Sottunga etwas versteckte Route hinzufügen. Sie ist mit 1,80m Tiefe angegeben. Ich kam mit meinen 1,60m dort problemlos vor dem Wind segelnd durch. Diesen Streckenabschnitt und dessen betonnte Fortsetzung (nach Ausfahrt einfach genau westlich halten) in Richtung Degerby kann ich jedem Alandsegler nur ans Herz legen! Das ist Schärensegeln vom Allerfeinsten!!

Dienstag, 10. Februar 2015

Von der Idee bis zur Produktion - Wie ein Album entsteht






Eines ist mal klar: Im Sommer hätte ich dafür nicht die Ruhe gehabt. Die Vorproduktionen für die 15 Titel die ich auf meiner Reise geschrieben habe und nun produzieren möchte sind fertiggestellt. So gesehen sind Jahreszeiten auch wieder ganz praktisch. Bei dem Wetter kann man sich wunderbar vor dem Rechner verkriechen und Fleissarbeit leisten. Jeder der schon einmal einen Song geschrieben und im Studio komplett aufgenommen hat, weiss wovon ich rede. Für alle anderen möchte ich hier einmal den übliche Ablauf schildern, auch um zu verdeutlichen wie viel Arbeit und Aufwand hinter jeder Musikproduktion steckt. Kann ein Autor, Maler, Bildhauer seine Ideen oft selbst verwirklichen und vollenden, ist man in der Musik meist auf andere Musiker angewiesen, da man einfach nicht alle Instrumente selber spielen kann. Auch benötigen andere Schaffende oft nur ein überschaubares Umfeld für ihre Arbeit. Eine gute Musikproduktion verlangt jedoch den Einsatz von einer Menge Technik in speziellen Räumlichkeiten um konkurrenzfähig zu sein und auch um einen selbst zufriedenzustellen.


Doch beginnen wir mal von Anfang an. Zunächst kommt ja die Idee für einen Song. Ich habe schon in einigen Postings die Frage gelesen, wie man denn üblicherweise anfängt. Kommt zuerst die Musik und dann der Text, erst die Melodie und dann die Akkorde? Die Antwort ist ganz einfach: Alles ist möglich.


Teilweise war eine Textzeile, die mir im Kopf rumschwirrte, der Anfang. Teilweise ein paar Akkorde auf dem Keyboard oder der Gitarre, aus denen dann mehr wurde. Teilweise eine Melodie meist schon verbunden mit ein paar Worten. Manchmal war auch schon der halbe Song im Traum entstanden und ich musste mich morgens beeilen, ihn so schnell wie möglich festzuhalten. Ein Titel entstand durch einen neuen Bass, auf dem ich etwas rumprobiert hatte. Kurz gesagt: Egal in welcher Reihenfolge, man muss immer aufmerksam in sich hineinhören und bereit sein alle Ideen sofort aufzuschreiben oder als VoiceNote aufzunehmen.In Nashville habe ich dafür einmal dieses Songwriters Journal gefunden. So ist es aufgeteilt, teils schon sehr detailliert, aber auf jeden Fall perfekt geeignet um Ideen sehr schnell festzuhalten.


Damit hat man dann die Basis, den Ursprung des Songs geschaffen. Nun muss daraus ein kompletter Song mit (je nach Genre) Intro, Versen, Chorus, Mittelteil und Outro werden. Dazu kommt dann noch der Text. Das Ganze ist ein meist längerer Prozess, denn man hat selten alle guten Ideen auf einmal. Hier hat es sich für mich bewährt zunächst einmal eine grobe Demoversion des Titels zu erstellen. Also einen Groove zu erstellen, die Harmonien mit den genretypischen Instrumenten einzuspielen und eine Gesangsspur aufzunehmen. Man sollte locker und zügig vorwärtskommen und sich nicht zu früh in Details verbeissen, andererseits lohnt sich dabei nicht allzu schlampig vorzugehen, den interessanterweise gewöhnt man sich sehr schnell an die ersten Instrumentenspuren und mag diese später nicht mehr missen.Gerade in den Arbeitspausen oder auch in den Nächten kommen häufig mehr Ideen, als wenn man probiert diese auf Krampf zu erzwingen. Sollte es also einmal haken, kann es von Vorteil sein einfach ganz andere Dinge zu tun. Dann kommen einem die fehlenden Teile oft von alleine in den Kopf. 


Die Demoproduktion kann man mittlerweile eigentlich an jedem Rechner mit Audiointerface und Sequencersoftware (Cubase, Logic etc. machen). Die Einsteigersoftware der Firmen reicht für 16 Audiospuren auch meistens aus, und mehr benötigt man auch meistens nicht. Alternativ kann man natürlich auch Multitrackrecorder diverser Hersteller benutzen. Wichtig ist es aber jetzt schon, das man mit Einzelspuren für Drums, Bass, Harmonie, Soloinstrumenten und für den Gesang arbeitet, zu diesem Zeitpunkt auch gerne (da wo es geht) noch als MIDI Daten (die sind nämlich in jedem Sequencer sehr einfach und umfangreich zu bearbeiten). Denn bevor man sich zu viel Mühe beim Einspielen von "echten" Audiospuren macht muss zunächst die Tonart des Songs festgelegt werden. Nicht jeder Sänger kann in jeder Tonart singen, und selbst ein Halbton Unterschied kann die Stimme positiv oder negativ färben. Man kann sich also mit dem geplanten Sänger (falls man es nicht selber ist) gar nicht früh genug zusammensetzen.  

Daher muss man zu diesem Zeitpunkt dann auch den Songtext möglichst weit fertigstellen. Das kann machmal ganz schnell gehen, aber auch richtig fies lange dauern. Denn es muss ja meist eine Story in wenigen Worten erzählt werden, die sich dann oft auch noch reimen sollen. Und das Ganze soll auch noch grooven und nicht nach Kindergedicht oder Geburtstagsreimen klingen. Da kann man manchmal wirklich Stunden an nur einer Textzeile sitzen. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt lieber gleich viel zu viele Zeilen zu schreiben (auch erstmal vollkommen wahllos und ohne Struktur) um nachher aus dem ganzen Geschreibsel die besten Teile rauszusuchen. Das funktioniert oft besser als stundenlang nach dem EINEN Reim zu suchen. Der Einsatz von Reimlexika wird hier auch häufig empfohlen. Das ist für mich aber eher die letzte Notlösung, da man dann eher die ganze Story um die Reime herumbaut. Das hört man leider sehr häufig in schlechten Raptexten oder deutschem Schlager. Naja, auch ne Kunst für sich...


Ein Song ist für mich wie ein kleines Kind, das man zu Hause großzieht. Steht nun aber die grobe Songstruktur und der Text, dann muss der Titel erwachsen werden und kommt in die Pubertät. Sprich, er muss Kontakt zu anderen Musikern bekommen um mit ihnen zu wachsen und um einen eigenen Charakter zu bekommen. Übrigens gibt es auch hier gute und schlechte Einflüsse, so das man etwas wählerisch sein sollte wem man sein Kind anvertraut. Wichtig ist es nun auf jeden Fall den endgültigen Sänger  auszuwählen und diesen auf die Demoproduktion singen zu lassen. Mit Glück passt alles, mit Pech muss man noch einmal in eine andere Tonart wechseln und einige Tracks neu aufnehmen. Oft merkt man aber bei den ersten Aufnahmen auch komische Stellen im Text, fehlende Atempausen, zu viele Worte, falsche Ausstrahlung usw. usw. usw. Die Auswahl des Sängers prägt den Song extrem und auch nicht jeder ist für jeden Song geeignet. Man kann einen Titel also auch ruhig einmal mit unterschiedlichen Sängern probieren, wenn man nicht zufrieden ist. Teilweise merkt man aber in dieser Phase auch, das die ganze Idee irgendwie nicht funktioniert. Dann ist das Kind leider einen frühen Tod gestorben oder man verwertet dessen Teile später in anderen Songs (hier wird die Analogie zu den Kindern etwas wackelig). Teilweise kann auch die Hilfe von anderen Musikern einen Titel wiederbeleben. Ein anderer Groove, andere Harmonien oder Instrumente und schon passt doch wieder alles. So kommt es dann, das manche Titel sehr schnell erwachsen werden, andere teilweise Jahre in der Schublade liegen und viel Pflege brauchen. 


Enorm hilfreich ist es auch, die Songs schon einmal mit Band live zu spielen. Hier passieren oft noch die wichtigsten Veränderungen und Anregungen und man merkt was funktioniert und was nicht, oder ob das Tempo passt. Und auch das Feedback des Publikums zeigt einem, ob sich die Mühe am Ende lohnt und motiviert ungemein. Wenn aber nun alles zusammenpasst, wird es Zeit die eingangs erwähnte Vorproduktion fertigzustellen. Nur wenige Bands können es sich leisten einfach mal so ins Studio zu gehen um dann zu sehen was am Ende dabei rauskommt. Wobei das eigentlich kein schlechter Ansatz ist wirklich gemeinsam Musik zu entwickeln, so wie im Film SoundCity von Dave Grohl.


Die Vorproduktion soll den aufzunehmenden Song nun schon so exakt wie möglich wiedergeben. Soll also möglichst alle Instrumente enthalten, den finalen Gesang in guter Qualität liefern, den passenden Groove und das endgültige Tempo haben. Also im Prinzip wie der fertige Song klingen, eben nur in schlechterer Qualität. Diese Vorproduktion geht nun an alle beteiligten Musiker als Vorlage für die Studioproduktion. Studiozeit ist teuer, und man hat in der Regel nicht viel Zeit um hier noch herumzuprobieren. Je fertiger alle Titel ist und je besser alle Beteiligten vorbereitet sind, umso so zügiger und besser wird dann auch die Produktion. Die Einzelspuren der Vorproduktion nimmt man dann nach Absprache mit ins Studio. So kann man sofort anhand der Vorproduktion anfangen aufzunehmen und alle Spuren nun in Studioqualität neu zu produzieren. Es müssen dabei nicht alle Musiker anwesend sein, denn die Vorproduktion reicht als Vorlage um jeden Titel einzuspielen. Das erspart Terminstress und hilft beim zügigen Arbeiten. Üblicherweise beginnt man mit Bass und Schlagzeug und fügt dann nach und nach die anderen Instrumente hinzu. Dann noch die Vocals und die Backgroundvocals. Dann je nach Zeit ein paar Extras, die einem bei der Arbeit noch einfallen. Also aufnehmen, aufnehmen, aufnehmen bis in der Spurplanung alle Kreuze gesetzt sind. 


Nach den Recordingsessions ist meistens erst einmal etwas Pause. Danach muss dann noch jeder Song gemischt werden und dann das Gesamtwerk ins Mastering. Auch das sind noch sehr zeit- und meistens kostenaufwendige Arbeitsschritte bis dann endlich das Endprodukt fertiggestellt ist. Ich habe und werde die ganze Produktion mit der Kamera begleiten und so die Songs von der Geburt auf der Reise bis zu ihrer Fertigstellung begleiten.





Montag, 9. Februar 2015

Gefährliche Kombi - Weltkarte und Charterkatalog


Was bleibt einem bei diesem Wetter denn auch anderes übrig als zu träumen? Vorhin habe ich sehr günstig eine Weltkarte erstanden und mir gefiel die naive Idee, dort mit einem Edding zu markieren wo ich bereits so war. Ich denke, das hat wohl jeder schon einmal so ähnlich in der Schule gemacht. Das Ergebnis: Mickrig!


Europa ist zwar recht gut ausgemalt, aber dann wird es doch schnell sehr, sehr dünn. Dabei bin ich, wie ich dachte, eigentlich recht viel unterwegs. Die Größe der Erde wird mir immer unvorstellbar bleiben. Wenn ich alle meine Linien aneinandermale, würde es einmal um den Äquator reichen (die innerdeutschen Fahrten mal außenvorgelassen). Na toll. Das ist gar nichts. Denn selbst wenn man genau auf jedem Breitengrad einmal um die Erdkugel fahren würde, und die Erde dabei viele Male rundet, hätte man noch längst nicht alle Länder gesehen. Und wenn ich das noch schaffen will, muss ich mich wohl so langsam mal ranhalten :-)

Dazu fiel mir dann eben noch ein Charterkatalog, den ich auf der BOOT eingesteckt habe, in die Hände. Tonga, Seychellen, Bahamas, Brasilien und so weiter und so fort...und WAS? Auf St. Lucia gibt es bereits Boote ab 1.500.- Wochenpreis? Und auch auf den Seychellen gibt es nicht nur Riesenkats? Nun sitze ich hier, starre auf die Weltkarte, blätter im Katalog und überlege wann, wo und mit wem...und vor allem wovon? Wie gesagt, eine gefährliche Kombination...und auch irgendwie reisegierig!





Donnerstag, 5. Februar 2015

Winterschimmel - Äußerlich und innerlich



Es sieht momentan so aus als hätte ich den Kampf gegen den Schimmel gewonnen. Vorerst, denn der Winter ist ja oft heimtückisch. Immer wenn man gerade denkt die graue Zeit wäre überstanden, legt er noch eine Schippe drauf. Und zieht sich so häufig bis in den April hin. 
 
Wenn, so ab Ende September, die ersten Gedanken an das Saisonende einsetzen, denke ich jedesmal: "Ach, so schlimm kann es schon nicht werden. Der Sommer war lang und warm, dann ist schon bald Weihnachten und die paar Wochen danach schaffst du dann auch noch!". Und ich glaube fest daran, bis die paar Wochen nach Weihnachten sich schon nach wenigen Tagen unendlich anfühlen. Gedehnt wie Monate, ohne Licht, feucht, grau und kalt. 


Die für das Winterlager vorgenommenen Arbeiten werden prompt auf Ende März verschoben. Es ist  einfach zu kalt und ungemütlich für die meisten Arbeiten; und unter der Plane lässt sich sowieso nicht viel beschicken. Und dann steht das Boot, Woche für Woche, im Aussenlager und wartet auf meine Zuwendung während es langsam Schimmel ansetzt. Ich setze im geheizten Zuhause genauso Winterschimmel an und verschiebe selbst einen nur kurzen Kontrollgang zum Boot Woche um Woche. Die Erinnerungen und Bilder an den Sommer sind noch so präsent; in meiner Fantasie liegt das Boot warm, trocken und eingerichtet in der Sonne. 


Und dann passiert es eben. Aus Wochen werden Monate, und der erste Besuch zurück an Bord wird alles andere als angenehm. Die Plane wird entzurrt, die Leiter an das Boot gestellt und an Bord gekrabbelt. Der Schnee mit einigen Tritten von unten aus der Plane entfernt. Alles ist kalt und feucht. Vor allem das Bootsinnere. Wie unterscheiden sich doch die Bilder aus Sommer und Winter.





Und bei genauerem Hinsehen zeigen sich überall ein paar grünliche Pünktchen auf den Holzoberflächen. Einige Teile haben sogar schon einen richtigen weißen Belag; die Abflussschläuche sind grünlich überzogen. Ein zum Trocknen des Bootsinneren aufgehängter Sack mit Trockenmittel tröpfelt vor sich hin. Aus dem kurzen Kontrollbesuch wird ein ganzer Tag, den ich damit verbringe alle Oberflächen zu reinigen, Holzteile auszubauen um sie zu Hause zu trocknen. Danach wird alles klinisch rein durchgeputzt. Leider gibt es dafür nur Wasser aus dem Nord-Ostseekanal. Dann halt eben nur rein, und ohne klinisch. Unter der Plane mit geschlossenen Luken zirkuliert natürlich keine Luft im Boot. Dazu die Mischung aus kalten Nächten und teilweiser Erwärmung durch Sonneneinstrahlung. Das muss ja schief gehen. Bisher hatte ich diese Probleme im Winterlager nie, es muss also daran liegen, das ich dieses Mal viel seltener dort war. Also lasse ich die Luken nun einen Spalt geöffnet, bringe einen weiteren Eimer mit Trockenmittel an Bord und verspreche mir nun öfter nach dem Rechten zu sehen. 


Auch heute habe ich den inneren Schimmel wieder erfolgreich bezwungen und habe mich durch Schnee und Eis zum Boot gequält. Und bekomme zum Dank direkt beim Öffnen der Plane einen dicken Eisplacken quer über den Schädel. Zwei Schnüre der Plane haben sich auch durchgescheuert und müssen ersetzt werden. Der Trailer des Nachbarn ist nach hinten übergekippt und das Boot steht nun unschön auf dem Ruder. Eine sicherlich unangenehme Überraschung. Aber meine Taktik scheint aufgegangen zu sein. Der Schimmel ist besiegt oder wenigstens eingedämmt. Nun gibts es noch eine Dusche mit einem speziellen chlorfreien Schimmelentferner, den man dann später einfach abwischen kann. So sollte es vorerst gehen. Dann noch die neu lackierte Pinne und das neue Trittbrett für die Motorabdeckung montiert und schon fühlt es sich wieder so an, als würde es nun endlich bald losgehen. Eine neue Stopfbuchse wollte ich auch noch montieren, aber die Gewindegänge der Schrauben für die Halterung der Antriebswelle liegen direkt im Guss des Klemmkörpers. Da diese auch noch mit 50Nm angeknallt werden sollen, warte ich doch lieber auf Temperaturen, bei denen das Metall weniger spröde ist um die Gewinde nicht zu zerstören. Bleibt mir als nur noch ein wenig unter dem Kran zu stehen und vom Frühling zu träumen, der mich über den Nord-Ostseekanal wieder in die Kieler Förde bringen soll. Das Öffnen der Schleusentore in die Ostsee im Frühjahr ist jedesmal wieder ein unbeschreiblicher und absolut einmaliger Moment.


Doch mir bleibt nur ein kurzes Träumen, denn der mir schon bekannt nette ältere Herr fragt mich plötzlich aus dem Nichts, warum dich denn so bekloppt unter seinem Kran stehen würde? Ja, was soll ich dazu sagen? Zeit für den Heimweg und noch viele weitere Wochen Winter...aber wenn ich das Boot auf dem Foto so betrachte, bin ich doch froh über nur das bißchen Schimmel mit dem ich zu kämpfen habe.