Auch wenn die neue Segelsaison langsam näherrückt, bleibt einem zur Zeit doch nur das Träumen. Und interessanterweise kommen gerade jetzt in Nacht- und Tagträumen viele Erinnerungen an den letzten Sommer zurück. Es scheint als würde nun auch mein Unterbewusstsein nach Aufbruch, sonnigen und vor allem einsamen Buchten schreien. Denn gerade diese Einsamkeit habe ich als Alleinsegler gesucht, obwohl ja manche vermuten könnten, das man eher auf der Suche nach Gesellschaft wäre. Doch andere Einhandsegler werden mich verstehen. Diese in mir keimende Sehnsucht scheint mir heute gerade gut geeignet um ein paar Highlights meines langen Ostseetörns durch die Schären hier genauer vorzustellen. Dem einen mögen diese bereits bekannt sein, dem anderen als Anregung für eigene Abenteuer dienen. Beginnen möchte ich mit drei versteckten Liegeplätzen auf den Aland Inseln sowie einem reizvollen Routenvorschlag.
1. Björkör 59° 56,27N 20°13,33E
An diesem wunderschönen Ort, der mehr Insel als Schäre ist, lag ich mitten im Juli mutterseelenallein. Zum einen liegt die Insel etwas abseits der üblichen Routen und am Rande des Archipels. Viele haben hier schon einen Nordostkurs eingeschlagen und lassen die Insel steuerbords liegen. Zum anderen ist die Anfahrt etwas knifflig und gerade vor dem Steg wird es schnell sehr flach. Der Platz an dem ich dort lag erwies sich dann vor Ort auch als der einzig Mögliche für meinen Tiefgang von 1,60 Metern. Bei stärkeren südlichen Winden sollte man dort jedoch besser nicht liegen. Man steuert den Platz von Westen kommend an, indem man nördlich an der Insel vorbeiläuft und mit reichlich Abstand (nicht zu früh eindrehen!) das Nord-Ostkap rundet um dann mit Südkurs zwischen Björkör und Östergrundet hindurchzufahren.
Dann wieder mit gutem Abstand zum Ufer (ausgedehntes Flach) westwärts mit einem Zielpunkt wenige Meter vor dem Steg laufen. Langsam fahren und immer das Echolot im Auge behalten. Hier dann das Boot parallel zum Steg ausrichten und vorsichtig VORWÄRTS an den Steg gehen. Der Untergrund ist schlammig.
Es ist mir nicht
gelungen zwischen die Stege zu kommen, auch wenn mir dieses ein
Motobootfahrer so signalisierte. Echolot und Kiel hielten aber dagegen. Es gibt wie zu erwarten keinen Strom oder sonstige Einrichtungen, aber einen guten Grillplatz und jede Menge Platz auf der Insel. Es gibt ein paar angelegte Pfade, einen Aussichtsturm kurz gesagt: Es war der perfekte Ort für eine laue Sommernacht. Aufgrund der Bedingungen wird die Insel wohl überwiegend von Motorbooten
angelaufen, die dann abends verschwunden sind. Auch wenn ich mir andere Ankerbuchten häufig auch nur mit sehr wenigen Nachbarn teilen musste, ist es definitiv noch eine andere Erfahrung einmal wirklich ganz und gar alleine auf so einer großen Insel zu sein.
2. Stegskär 60° 07,6N 19° 57,39E
Mein Favorit in der Kategorie größere Schäre liegt nicht ganz so abseits der Routen und im Laufe des Tages kommen und gehen stets einige Boote. Auch hier verschwinden die Motorboote gegen abend, während die Segler bleiben. Die einzelnen Festmachplätze sind alle recht unzugänglich, so das man "seinen" Schärenplatz dann auch für sich hat. Die Insel ist recht unzugänglich, aber mit etwas Geduld kann man sich seine Wege durch den Bewuchs suchen. Die Südseite bietet eine sehr schön felsige Kulisse mit guten Bademöglichkeiten und einem ganz einmaligen Ausblick auf die Weiten der Ostsee. Die Einfahrt in die Ankerbucht erfolgt von West indem man sich mittig zwischen den Felsen hält. Es gibt verschiedene Möglichkeiten an die Schäre zu gehen.
Der beste Platz ist der Östlichste. Man beachte immer, das je steiler die Schäre abfällt man umso dichter heranfahren kann. Denn flachen Stücke gehen auch unter Wasser meistens so weiter und eignen sich daher nicht. Der Ankergrund hält gut. Man kann in der Bucht auch ankern, wenn man sich den Festmachstress ersparen will. Andererseits bietet die Insel so viele einmalige Aussichten und Felsformationen, das man dann zumindestens das Dinghi bemühen sollte.
Stegskär eignet sich ganz hervorragend als Absprung- bzw. Ankunftshafen
aus Richtung der Stockholmer Schären (z.B.: Arholma), da es am Rande der
Schären liegt und man direkt Kurs auf Schweden anlegen kann.
3. Enskär 60° 12,71N 19° 19,03E
Ein ehemaliger Stützpunkt der Armee, der erst kürzlich für Besucher freigegeben wurde. Ebenfalls am Rande der Alandinseln (diesmal westlich) gelegen, eignet er sich als Ankunftshafen aus Richtung Grisslehamn. Diese Route ist der kürzeste Weg in Richtung Schweden. Die Insel ist sehr kahl und besteht überwiegend aus nackten Felsen, ist auf ihre Art aber auch sehr reizvoll. Es gibt eine Steganlage auf der noch Anlegeverbotsschilder hängen, diese scheinen aber nach Auskunft der Finnen vor Ort nicht mehr gültig zu sein. Jedenfalls lagen hier alle fest und hat sich auch niemand darüber beschwert. Strom, Wasser oder Sanitärgebäude gibt es hier natürlich auch nicht. Dafür liegt man aber ganz hervorragend geschützt innerhalb der Steganlage auch bei stärkeren südlichen Winden. Einfach in die Bucht einfahren, die Tonnen beachten und dann Kurs Stegkopf. Wenn man den Stegkopf eng umrundet ist es dahinter auch tief genug für die meisten Boote.
Ich lag hier mit einigen wenigen anderen Seglern und es wurde ein sehr gemütlicher Abend rund um Steg und mit den aufgebauten Grills davor. Enskär liegt ebenfalls noch gut ausserhalb des Archipels und hat sich daher seinen Einsamkeitsfaktor gut bewahrt.
4. Route - Von Ost nach West: Einfahrt 60° 04,7N 20° 45,2E Ausfahrt 60° 4,7N 20° 39,6E
Diesen drei Plätzen möchte ich noch eine südlich von Sottunga etwas versteckte Route hinzufügen. Sie ist mit 1,80m Tiefe angegeben. Ich kam mit meinen 1,60m dort problemlos vor dem Wind segelnd durch. Diesen Streckenabschnitt und dessen betonnte Fortsetzung (nach Ausfahrt einfach genau westlich halten) in Richtung Degerby kann ich jedem Alandsegler nur ans Herz legen! Das ist Schärensegeln vom Allerfeinsten!!