Sieht entspannter aus als es war
Auf der diesjährigen BOOT in Düsseldorf war ich für einen
Vortrag und zwei Live-Auftritte eingeladen. Was auf der Bühne dann (hoffentlich)
immer locker und ganz entspannt aussieht, verhält sich hinter den Kulissen dann
doch immer viel aufwändiger. Daher möchte ich in diesem Blogbeitrag einfach mal
einen Blick hinter die Kulissen geben. Was steht also an? Erstens ein Vortag für
meinen Verlag millemari auf der Bühne des Segel Centers. Auf Facebook hatte ich
schon ein paar Bilder von der Bühne gesehen. Sehr groß, viele Zuschauer, beim
Ansehen der Bilder leicht einsetzendes Lampenfieber…kenne ich alles, sollte ich
aber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zweitens ein 30-minütiger Auftritt
beim Marina Verbund Ostsee und drittens ein weiterer, dieses Mal einstündiger
Auftritt bei dem italienischen Marina Verbund FVG. Die beiden Auftritte
bereiten mir keine Sorgen. Mit Dara McNamara an meiner Seite sind wir ein
eingespieltes Team mit großem Repertoire. Da muss auch nichts mehr geprobt
werden. Die Technik bringen wir selber mit. Kennen wir, funktioniert, klingt
gut! Also beginne ich mit den Setlisten für die beiden Auftritte. Die sind
schnell geschrieben und damit ist dieser Punkt abgehakt.
Zurück zum Vortrag. Eine Woche vor der Messe telefoniere ich
mit dem Techniker der Segel Center Bühne. Fazit: Alles kein Problem. Ich möchte
bitte meinen eigenen Laptop mitbringen, damit meine PowerPoint Präsentation mit
eingebundenen Video/Audio Daten auch sicher läuft. Für die zwei Livesongs
nehmen wir unsere eigene, bewährte Technik und er legt dann einfach nur die
Summe auf seine Anlage. Soweit so gut. Allerdings benötigt er das Video als
HDMI-Signal. Mein Laptop hat aber nur einen VGA -Ausgang. Einen Adapter zur
Wandlung bestelle ich daraufhin bei Amazon für €8.-. Kann ich bestimmt immer
wieder gut gebrauchen. Problem gelöst. Denke ich aber leider nur…
Der Problemfall
Als nächstes steht der Reiseplan und die Lade- und
Parksituation auf dem Programm. Aus Erfahrung weiß ich, dass man hier am
ehesten Probleme bekommt. Der Reiseplan ist simpel. Wir fahren mit meinem Auto
und übernachten auf dem Hinweg bei einem sehr guten Freund nur 30 Minuten
entfernt vom Messegelände. So kommen wir entspannt an und können direkt nach
der Messe wieder zurück nach Hamburg fahren. Denn am Tag nach der Messe habe
ich in Hamburg noch einen Auftritt. Die Lade/Parksituation gestaltet sich aber
deutlich schwieriger. Ich telefoniere mit Greta vom Segel Center. Ergebnis: Ich
darf gegen Kaution für eine Stunde zum Ausladen auf das Gelände, muss dann
allerdings draußen parken. Wer die BOOT kennt, weiß das das mit viel
Zeitaufwand verbunden ist. Riesenparkplätze weit weg von den Hallen, Shuttlebusse,
lange Wege. Wird schon klappen. Ein großes Problem stellt allerdings der Abbau
dar. Denn man kann lt. Plan nur bis 1800h auf das Gelände fahren. Unser
Auftritt geht aber von 1700h bis 1800h. Vorher geht auch nicht, da nach einer
Stunde Aufenthalt die Kaution weg wäre. Das lässt sich im Vorfeld auch per
Telefon nicht klären, muss sich also vor Ort irgendwie lösen lassen.
Zurück zum Vortrag. Der ist auf der HANSEBOOT schon gut
angekommen, war allerdings etwas zu lang. Mit zwei Live Songs wird es auch
nicht besser, also kürze ich ihn noch hier und da etwas und mache, wie üblich,
einen Probevortrag für meine Frau. Alles passt, ich liege zeitlich gut im
Rennen. Nur merkwürdig das der Ton aus dem TV und nicht aus der Anlage kommt.
Das muss wohl am HDMI -Adapter liegen? Kann man sicher im Laptop schnell umstellen, denke ich mir.
Einen Tag vor der Abreise packe ich langsam alles zusammen. Es gibt immer so viel
zu bedenken. Anfahrt, Tickets, Texte, Leadsheets, Notenständer, Kabel,
Batterien, Klamotten, Bargeld für die Kaution, USB-Sticks, Backups, CDs und
DVDs. Ausdrucke des Vortrages falls die PowerPoint nicht im Referentenmodus
läuft…wie auf der HANSEBOOT. Die Liste ist endlos und es dauert auch immer einen
ganzen Tag bis ich wirklich alles zusammenhabe.
Der Reisetag ist entspannt, wir kommen gut durch und werden
bei meinem Freund in Essen regelrecht verwöhnt. Tolles Essen, guter Wein,
schöne Gespräche...wir haben uns lange nicht gesehen. Die Zeit verfliegt nur so
und wir sind erst gegen zwei im Bett. Und um 0800h schon wieder auf den Beinen,
denn ich möchte früh auf der Messe sein. Denn ich hasse Hektik vor dem Vortrag!
Etwas schwer vom Wein kommen wir langsam in die Gänge, und ich erfahre, das wir
erst ab 1000h auf das Gelände fahren können. Mit Ausladen, Aufbau und Auto
wegbringen wird das nun schon eng. Mist. Es klappt aber alles reibungslos und
um 1030h steht schon die Anlage auf der Bühne, der Sound stimmt, die PowerPoint
läuft…einzig der Ton aus dem Laptop ist nicht vorhanden. Und er lässt sich
nicht, wie gehofft, schnell in einem Menü umschalten, sondern geht stur über
HDMI raus. Ich probiere hektisch herum, aber dann kommt schon Meno Schrader auf
die Bühne und ich muss verschwinden. Jetzt wird es eng. Gut, erst einmal das
Auto vom Gelände bringen, denn in 50 Minuten beginnt ja nun auch schon mein
Vortrag. Hatte ich schon gesagt, dass ich Hektik vor Vorträgen hasse? Bei der
Ausfahrt des Geländes frage ich nun auch nach, wie ich den nach 1800h wieder
einladen soll. Antwort: Ich benötige eine Nachtarbeitsgenehmigung die mir am
Tor 2 im Messebüro ausgestellt werden könnte. Ich weiß weder wo sich das Tor 2 befindet,
noch was ich für diese Genehmigung benötige aber die Zeit drängt. Wird schon
werden. Ich finde ein Parkhaus nicht so weit weg vom Messegelände stelle
schnell mein Auto ab und hetze vorbei an den endlosen Hallen von Nummer 8 bis
Nummer 15. Mir tun jetzt schon die Füße weh. Auf dem Weg google ich nach dem
HDMI Ton Problem. Ich finde jede Menge Einträge dazu, allerdings keine Lösung.
Das Problem scheint also bekannt zu sein, aber nicht einfach zu beheben.
Langsam beginne ich Ausweichszenarien durchzudenken. Meine Filmausschnitte
laufen nun derzeit ohne Ton; soll ich ihn einfach nachsprechen? Oder die
Sequenzen einfach stumm laufen lassen und sie hinterher erläutern? Ich habe die
Präsentation ja auch als Backup auf einem Stick. Vielleicht läuft sie beim
Techniker? Nicht schön das alles.
Zurück in der Halle treffe ich die ersten bekannten
Gesichter. Hallo hier, hallo da. Immer ruhig und höflich. Doch ich habe nur
noch 15 Minuten bis zum Vortrag und werde langsam etwas nervös J Ich eile mit meinem
Stick zur Technik, und natürlich laufen die Videos nicht auf seinem Laptop.
Arrggghhhh. Doch der Kollege ist ganz entspannt und sagt: „Wir haben doch noch
10 Minuten.“ Zum Glück sitzt der gerade Vortragende auf einem Boot neben der
Bühne, so das wir an meinen Laptop kommen. Aber es will einfach nicht klappen.
Interne Ausgänge, ein extra Audiointerface…alles bleibt stumm. Na dann. Ich
entscheide mich dafür die Filmpassagen in Echtzeit zu synchronisieren. Wird
schwierig, aber vielleicht findet es das Publikum ja auch unterhaltsam. Ich
gehe zu Dara, hole mein Instrument und atme ein paar Mal tief durch um mich für
den Vortrag zu entspannen. Der in zwei Minuten beginnt. Wir platzieren uns auf
der Bühne, stellen die Mikros auf und plötzlich sagt der tiefenentspannte
Techniker: „So, es läuft!“. Der Ton ist da. Yes, yes, yes!!! Auf den wahrlich
letzten Drücker. Jetzt bloß nichts anmerken lassen. Ruhig sprechen. Immer
langsam. Mir gelingt ein perfekter Einstieg in den Vortrag und wir spielen den
ersten Song. „Ich geh‘ segeln“, die
Leute tanzen, bleiben stehen, die Stimmung ist gut. Der Rest des Vortrages
läuft von alleine. Ich habe viel Zeit, da wir extrem pünktlich angefangen haben,
muss nicht hetzen und komme exakt um 1159h zum Ende. Das hat dann doch noch
richtig Spaß gemacht. Nun kann ich endlich auch alle richtig begrüßen, einige Fragen
beantworten und noch ein paar Bücher und DVDs verkaufen. Und die Zeitschrift „Production Partner“ nimmt Kontakt auf. Sehr cool, die habe ich bei ROLAND immer gerne
gelesen. Der schwierigste Part ist damit
überstanden. Ich bedanke mich noch einmal bei der Technik und frage nach. In irgendeinem
Untermenü musste er erst etwas aktivieren, damit es dann in einem weiteren
Untermenü anwählbar wird um es dann wiederum im Soundmenü als Wiedergabegerät einstellen
zu können. Sollte ich mir nächstes Mal besser vorher ansehen.
Es läuft...auf der Bühne des Segel Centers
Um die beiden nächsten Auftritte mache ich mir keine Sorgen
mehr. Lampenfieber kenne ich nur vor Vorträgen mit all ihren Unwägbarkeiten.
Das nächste Problemthema ist also erst der Abbau. Und die
Nachtarbeitserlaubnis. Das Wort klingt schon nach Schwierigkeiten! Aber
zunächst einmal ziehen wir weiter zum Stand des Marina Verbundes Ostsee. Wir
werden hier im Sommer eine kleine Tour durch die Häfen des Verbundes machen,
die sich von Südschweden bis an die polnische Grenze verteilen. Ich freue mich
da schon wie ein kleines Kind darauf. Mit meinem Boot von Hafen zu Hafen zu
fahren, dort Musik machen und auch noch Geld dafür bekommen. Von mir aus kann
die Tour gerne über 5 Jahre gehen J
Ich hole Stefanie von meinem Label auf die Messe und wir werden herzlichst vom
Marina Verbund empfangen. Kaffee, Süßigkeiten, eine kleine Bühne. Großartig.
Wir haben eine Stunde Zeit für Aufbau und Relaxing. Es kommen wieder ein paar
bekannte Gesichter vorbei und wir klönen in der Lounge am Stand. Der Auftritt
läuft dann sehr gut, es ist allerdings um diese Uhrzeit recht schwierig das
Publikum zum Anhalten zu bekommen. Zu viel gibt es noch zu sehen, zu weit sind die
Wege. Die Balladen gehen ein wenig unter im Gewusel. Also machen wir lieber ein
paar schnelle Nummern und am Ende haben wir doch eine hübsche, kleine Crowd
zusammen. Ein gelungener Tourauftakt für den Sommer. Ich freu‘ mich echt
darauf!
Gute Laune am Stand des Marina Verbundes Ostsee
Bevor wir weiterziehen muss ich mich jetzt aber um den Abbau
kümmern und laufe über das endlos scheinende Gelände bis ich endlich einen
Eingang in ein offiziell anmutendes Gebäude finde. Irgendwann finde ich dann
auch eine Information und die sehr nette Dame schleppt mich in ein Security
Büro. Hier werde ich nach Anliegen, Stand und Firmenname befragt und habe 2
Minuten später die Nachtarbeitserlaubnis in der Hand. Kein Antrag, keine
Kosten. Wunderbar.
Die Nachtarbeitserlaubnis...nur statt luvgier haben sie Lufftgitr geschrieben
Damit sind nun alle Probleme gelöst und wir ziehen weiter
zum Stand des italienischen Marina Verbundes FVG. Dort soll von 1700h bis 1800h
eine kleine Standparty mit Preisverlosung stattfinden und wir liefern dazu die
Musik. Klingt toll und ich freue mich darauf. Italiener verstehen es zu feiern.
Wir werden wieder sehr, sehr warmherzig empfangen bauen unsere Sachen schnell
auf und haben danach 90 Minuten Leerlauf. Endlich Zeit zum Essen. Leider ist es
genauso schlecht, wie teuer. Und dann
setzt am Stand auch noch ein toter, müder Punkt ein. Wir probieren beide nicht
von den Barhockern zu fallen und vermeiden den Gedanken an die lange Rückfahrt
nach Hamburg. Sind uns nur einig direkt nach Auftrittsende sofort loszufahren.
Dolce Vita bei FVG Marinas Network
Aber dann sagt Susanne uns auch schon an, von irgendwo her
taucht Prosecco auf, und mit einem Mal ist der Stand voller netter Menschen.
Teils bekannte, teils neue Gesichter und eine nette Party ist in Gange. Es ist
angenehm voll, die Italiener sind zufrieden und tanzen, der Sound ist gut. Es
macht wirklich Spaß und ich träume davon nach der Ostseetour dann direkt die
Italientour durch die Häfen des Verbundes anzuhängen! Ich liebe Italien! Wie
cool wäre das denn bitte? Nach dem Auftritt quatsche ich noch ein wenig hier
und da, verkaufe auch noch ein paar CDs und werde vom Verband TransOcean kontaktiert.
Den kenne ich nur aus Büchern von Langfahrern und bin direkt ein wenig stolz,
das sie auf mich aufmerksam geworden sind. Bin mal gespannt, was sich da noch ergibt!
Ich gehe das Auto und habe enorme
Schwierigkeiten es in dem nun fast leeren Riesenparkhaus wiederzufinden. Ich
bin vorhin in der Eile einfach losgelaufen ohne mir die Platznummer zu merken.
Anfängerfehler! Ich will schon umdrehen, da finde ich mein Auto doch noch in
der letzten Ecke. Problemlos geht es auf die Messe, wir bekommen auch noch
nette Hilfe von zwei Segelrebellen beim Einladen und sind schnell auf der
Autobahn. Wir halten nur für einen riesengroßen Kaffee und sind um 2230h
bereits wieder in Hamburg. Ich falle tot ins Bett und wache am nächsten Morgen
mit einer fetten Erkältung auf. Heute Abend ist noch ein Auftritt mit
Biggs B Sonic im Weinland am Hamburger Hafen, den schaffe ich auch noch und dann
ist Musikerwochenende. Der Auftritt macht Spaß und kommt gut an, ich kann zwar
weder sprechen noch mitsingen, aber das machen die beiden Jungs aus der Band
schon selber sehr gutJ
Um Mitternacht sitze ich dann in einem Chinarestaurant auf der Reeperbahn vor
einer Hühnersuppe und freue mich auf den Montag. Endlich frei. Nach einem sehr
erfolgreichen Wochenende.