Montag, 30. Januar 2017

Vortrag und Auftritte auf der BOOT 2017 - Ein Blick hinter die Kulissen



Sieht entspannter aus als es war

Auf der diesjährigen BOOT in Düsseldorf war ich für einen Vortrag und zwei Live-Auftritte eingeladen. Was auf der Bühne dann (hoffentlich) immer locker und ganz entspannt aussieht, verhält sich hinter den Kulissen dann doch immer viel aufwändiger. Daher möchte ich in diesem Blogbeitrag einfach mal einen Blick hinter die Kulissen geben. Was steht also an? Erstens ein Vortag für meinen Verlag millemari auf der Bühne des Segel Centers. Auf Facebook hatte ich schon ein paar Bilder von der Bühne gesehen. Sehr groß, viele Zuschauer, beim Ansehen der Bilder leicht einsetzendes Lampenfieber…kenne ich alles, sollte ich aber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zweitens ein 30-minütiger Auftritt beim Marina Verbund Ostsee und drittens ein weiterer, dieses Mal einstündiger Auftritt bei dem italienischen Marina Verbund FVG. Die beiden Auftritte bereiten mir keine Sorgen. Mit Dara McNamara an meiner Seite sind wir ein eingespieltes Team mit großem Repertoire. Da muss auch nichts mehr geprobt werden. Die Technik bringen wir selber mit. Kennen wir, funktioniert, klingt gut! Also beginne ich mit den Setlisten für die beiden Auftritte. Die sind schnell geschrieben und damit ist dieser Punkt abgehakt. 

Zurück zum Vortrag. Eine Woche vor der Messe telefoniere ich mit dem Techniker der Segel Center Bühne. Fazit: Alles kein Problem. Ich möchte bitte meinen eigenen Laptop mitbringen, damit meine PowerPoint Präsentation mit eingebundenen Video/Audio Daten auch sicher läuft. Für die zwei Livesongs nehmen wir unsere eigene, bewährte Technik und er legt dann einfach nur die Summe auf seine Anlage. Soweit so gut. Allerdings benötigt er das Video als HDMI-Signal. Mein Laptop hat aber nur einen VGA -Ausgang. Einen Adapter zur Wandlung bestelle ich daraufhin bei Amazon für €8.-. Kann ich bestimmt immer wieder gut gebrauchen. Problem gelöst. Denke ich aber leider nur…


Der Problemfall

 
Als nächstes steht der Reiseplan und die Lade- und Parksituation auf dem Programm. Aus Erfahrung weiß ich, dass man hier am ehesten Probleme bekommt. Der Reiseplan ist simpel. Wir fahren mit meinem Auto und übernachten auf dem Hinweg bei einem sehr guten Freund nur 30 Minuten entfernt vom Messegelände. So kommen wir entspannt an und können direkt nach der Messe wieder zurück nach Hamburg fahren. Denn am Tag nach der Messe habe ich in Hamburg noch einen Auftritt. Die Lade/Parksituation gestaltet sich aber deutlich schwieriger. Ich telefoniere mit Greta vom Segel Center. Ergebnis: Ich darf gegen Kaution für eine Stunde zum Ausladen auf das Gelände, muss dann allerdings draußen parken. Wer die BOOT kennt, weiß das das mit viel Zeitaufwand verbunden ist. Riesenparkplätze weit weg von den Hallen, Shuttlebusse, lange Wege. Wird schon klappen. Ein großes Problem stellt allerdings der Abbau dar. Denn man kann lt. Plan nur bis 1800h auf das Gelände fahren. Unser Auftritt geht aber von 1700h bis 1800h. Vorher geht auch nicht, da nach einer Stunde Aufenthalt die Kaution weg wäre. Das lässt sich im Vorfeld auch per Telefon nicht klären, muss sich also vor Ort irgendwie lösen lassen. 

Zurück zum Vortrag. Der ist auf der HANSEBOOT schon gut angekommen, war allerdings etwas zu lang. Mit zwei Live Songs wird es auch nicht besser, also kürze ich ihn noch hier und da etwas und mache, wie üblich, einen Probevortrag für meine Frau. Alles passt, ich liege zeitlich gut im Rennen. Nur merkwürdig das der Ton aus dem TV und nicht aus der Anlage kommt. Das muss wohl am HDMI -Adapter liegen? Kann man sicher im Laptop schnell umstellen, denke ich mir. Einen Tag vor der Abreise packe ich langsam alles zusammen. Es gibt immer so viel zu bedenken. Anfahrt, Tickets, Texte, Leadsheets, Notenständer, Kabel, Batterien, Klamotten, Bargeld für die Kaution, USB-Sticks, Backups, CDs und DVDs. Ausdrucke des Vortrages falls die PowerPoint nicht im Referentenmodus läuft…wie auf der HANSEBOOT. Die Liste ist endlos und es dauert auch immer einen ganzen Tag bis ich wirklich alles zusammenhabe. 

Der Reisetag ist entspannt, wir kommen gut durch und werden bei meinem Freund in Essen regelrecht verwöhnt. Tolles Essen, guter Wein, schöne Gespräche...wir haben uns lange nicht gesehen. Die Zeit verfliegt nur so und wir sind erst gegen zwei im Bett. Und um 0800h schon wieder auf den Beinen, denn ich möchte früh auf der Messe sein. Denn ich hasse Hektik vor dem Vortrag! Etwas schwer vom Wein kommen wir langsam in die Gänge, und ich erfahre, das wir erst ab 1000h auf das Gelände fahren können. Mit Ausladen, Aufbau und Auto wegbringen wird das nun schon eng. Mist. Es klappt aber alles reibungslos und um 1030h steht schon die Anlage auf der Bühne, der Sound stimmt, die PowerPoint läuft…einzig der Ton aus dem Laptop ist nicht vorhanden. Und er lässt sich nicht, wie gehofft, schnell in einem Menü umschalten, sondern geht stur über HDMI raus. Ich probiere hektisch herum, aber dann kommt schon Meno Schrader auf die Bühne und ich muss verschwinden. Jetzt wird es eng. Gut, erst einmal das Auto vom Gelände bringen, denn in 50 Minuten beginnt ja nun auch schon mein Vortrag. Hatte ich schon gesagt, dass ich Hektik vor Vorträgen hasse? Bei der Ausfahrt des Geländes frage ich nun auch nach, wie ich den nach 1800h wieder einladen soll. Antwort: Ich benötige eine Nachtarbeitsgenehmigung die mir am Tor 2 im Messebüro ausgestellt werden könnte. Ich weiß weder wo sich das Tor 2 befindet, noch was ich für diese Genehmigung benötige aber die Zeit drängt. Wird schon werden. Ich finde ein Parkhaus nicht so weit weg vom Messegelände stelle schnell mein Auto ab und hetze vorbei an den endlosen Hallen von Nummer 8 bis Nummer 15. Mir tun jetzt schon die Füße weh. Auf dem Weg google ich nach dem HDMI Ton Problem. Ich finde jede Menge Einträge dazu, allerdings keine Lösung. Das Problem scheint also bekannt zu sein, aber nicht einfach zu beheben. Langsam beginne ich Ausweichszenarien durchzudenken. Meine Filmausschnitte laufen nun derzeit ohne Ton; soll ich ihn einfach nachsprechen? Oder die Sequenzen einfach stumm laufen lassen und sie hinterher erläutern? Ich habe die Präsentation ja auch als Backup auf einem Stick. Vielleicht läuft sie beim Techniker? Nicht schön das alles.

Zurück in der Halle treffe ich die ersten bekannten Gesichter. Hallo hier, hallo da. Immer ruhig und höflich. Doch ich habe nur noch 15 Minuten bis zum Vortrag und werde langsam etwas nervös J Ich eile mit meinem Stick zur Technik, und natürlich laufen die Videos nicht auf seinem Laptop. Arrggghhhh. Doch der Kollege ist ganz entspannt und sagt: „Wir haben doch noch 10 Minuten.“ Zum Glück sitzt der gerade Vortragende auf einem Boot neben der Bühne, so das wir an meinen Laptop kommen. Aber es will einfach nicht klappen. Interne Ausgänge, ein extra Audiointerface…alles bleibt stumm. Na dann. Ich entscheide mich dafür die Filmpassagen in Echtzeit zu synchronisieren. Wird schwierig, aber vielleicht findet es das Publikum ja auch unterhaltsam. Ich gehe zu Dara, hole mein Instrument und atme ein paar Mal tief durch um mich für den Vortrag zu entspannen. Der in zwei Minuten beginnt. Wir platzieren uns auf der Bühne, stellen die Mikros auf und plötzlich sagt der tiefenentspannte Techniker: „So, es läuft!“. Der Ton ist da. Yes, yes, yes!!! Auf den wahrlich letzten Drücker. Jetzt bloß nichts anmerken lassen. Ruhig sprechen. Immer langsam. Mir gelingt ein perfekter Einstieg in den Vortrag und wir spielen den ersten Song.  „Ich geh‘ segeln“, die Leute tanzen, bleiben stehen, die Stimmung ist gut. Der Rest des Vortrages läuft von alleine. Ich habe viel Zeit, da wir extrem pünktlich angefangen haben, muss nicht hetzen und komme exakt um 1159h zum Ende. Das hat dann doch noch richtig Spaß gemacht. Nun kann ich endlich auch alle richtig begrüßen, einige Fragen beantworten und noch ein paar Bücher und DVDs verkaufen. Und die Zeitschrift „Production Partner“ nimmt Kontakt auf. Sehr cool, die habe ich bei ROLAND immer gerne gelesen.  Der schwierigste Part ist damit überstanden. Ich bedanke mich noch einmal bei der Technik und frage nach. In irgendeinem Untermenü musste er erst etwas aktivieren, damit es dann in einem weiteren Untermenü anwählbar wird um es dann wiederum im Soundmenü als Wiedergabegerät einstellen zu können. Sollte ich mir nächstes Mal besser vorher ansehen.


Es läuft...auf der Bühne des Segel Centers


Um die beiden nächsten Auftritte mache ich mir keine Sorgen mehr. Lampenfieber kenne ich nur vor Vorträgen mit all ihren Unwägbarkeiten. Das nächste Problemthema ist also erst der Abbau. Und die Nachtarbeitserlaubnis. Das Wort klingt schon nach Schwierigkeiten! Aber zunächst einmal ziehen wir weiter zum Stand des Marina Verbundes Ostsee. Wir werden hier im Sommer eine kleine Tour durch die Häfen des Verbundes machen, die sich von Südschweden bis an die polnische Grenze verteilen. Ich freue mich da schon wie ein kleines Kind darauf. Mit meinem Boot von Hafen zu Hafen zu fahren, dort Musik machen und auch noch Geld dafür bekommen. Von mir aus kann die Tour gerne über 5 Jahre gehen J Ich hole Stefanie von meinem Label auf die Messe und wir werden herzlichst vom Marina Verbund empfangen. Kaffee, Süßigkeiten, eine kleine Bühne. Großartig. Wir haben eine Stunde Zeit für Aufbau und Relaxing. Es kommen wieder ein paar bekannte Gesichter vorbei und wir klönen in der Lounge am Stand. Der Auftritt läuft dann sehr gut, es ist allerdings um diese Uhrzeit recht schwierig das Publikum zum Anhalten zu bekommen. Zu viel gibt es noch zu sehen, zu weit sind die Wege. Die Balladen gehen ein wenig unter im Gewusel. Also machen wir lieber ein paar schnelle Nummern und am Ende haben wir doch eine hübsche, kleine Crowd zusammen. Ein gelungener Tourauftakt für den Sommer. Ich freu‘ mich echt darauf!


 Gute Laune am Stand des Marina Verbundes Ostsee






Bevor wir weiterziehen muss ich mich jetzt aber um den Abbau kümmern und laufe über das endlos scheinende Gelände bis ich endlich einen Eingang in ein offiziell anmutendes Gebäude finde. Irgendwann finde ich dann auch eine Information und die sehr nette Dame schleppt mich in ein Security Büro. Hier werde ich nach Anliegen, Stand und Firmenname befragt und habe 2 Minuten später die Nachtarbeitserlaubnis in der Hand. Kein Antrag, keine Kosten. Wunderbar. 

Die Nachtarbeitserlaubnis...nur statt luvgier haben sie Lufftgitr geschrieben 

Damit sind nun alle Probleme gelöst und wir ziehen weiter zum Stand des italienischen Marina Verbundes FVG. Dort soll von 1700h bis 1800h eine kleine Standparty mit Preisverlosung stattfinden und wir liefern dazu die Musik. Klingt toll und ich freue mich darauf. Italiener verstehen es zu feiern. Wir werden wieder sehr, sehr warmherzig empfangen bauen unsere Sachen schnell auf und haben danach 90 Minuten Leerlauf. Endlich Zeit zum Essen. Leider ist es genauso schlecht, wie teuer.  Und dann setzt am Stand auch noch ein toter, müder Punkt ein. Wir probieren beide nicht von den Barhockern zu fallen und vermeiden den Gedanken an die lange Rückfahrt nach Hamburg. Sind uns nur einig direkt nach Auftrittsende sofort loszufahren. 


 Dolce Vita bei FVG Marinas Network

Aber dann sagt Susanne uns auch schon an, von irgendwo her taucht Prosecco auf, und mit einem Mal ist der Stand voller netter Menschen. Teils bekannte, teils neue Gesichter und eine nette Party ist in Gange. Es ist angenehm voll, die Italiener sind zufrieden und tanzen, der Sound ist gut. Es macht wirklich Spaß und ich träume davon nach der Ostseetour dann direkt die Italientour durch die Häfen des Verbundes anzuhängen! Ich liebe Italien! Wie cool wäre das denn bitte? Nach dem Auftritt quatsche ich noch ein wenig hier und da, verkaufe auch noch ein paar CDs und werde vom Verband TransOcean kontaktiert. Den kenne ich nur aus Büchern von Langfahrern und bin direkt ein wenig stolz, das sie auf mich aufmerksam geworden sind. Bin mal gespannt, was sich da noch ergibt!  Ich gehe das Auto und habe enorme Schwierigkeiten es in dem nun fast leeren Riesenparkhaus wiederzufinden. Ich bin vorhin in der Eile einfach losgelaufen ohne mir die Platznummer zu merken. Anfängerfehler! Ich will schon umdrehen, da finde ich mein Auto doch noch in der letzten Ecke. Problemlos geht es auf die Messe, wir bekommen auch noch nette Hilfe von zwei Segelrebellen beim Einladen und sind schnell auf der Autobahn. Wir halten nur für einen riesengroßen Kaffee und sind um 2230h bereits wieder in Hamburg. Ich falle tot ins Bett und wache am nächsten Morgen mit einer fetten Erkältung auf. Heute Abend ist noch ein Auftritt mit Biggs B Sonic im Weinland am Hamburger Hafen, den schaffe ich auch noch und dann ist Musikerwochenende. Der Auftritt macht Spaß und kommt gut an, ich kann zwar weder sprechen noch mitsingen, aber das machen die beiden Jungs aus der Band schon selber sehr gutJ Um Mitternacht sitze ich dann in einem Chinarestaurant auf der Reeperbahn vor einer Hühnersuppe und freue mich auf den Montag. Endlich frei. Nach einem sehr erfolgreichen Wochenende.