Filmtrailer
Ich erwache frühmorgens in meinem Zimmer in Loftahammar, Schweden. Die Sonne scheint durch das Fenster. Es ist warm. In einer halben Stunde kommt der Nachbar, der mir ein Kajak vermieten will. Zeit für ein schnelles Frühstück. Praktisch, wenn man direkt über einer Bäckerei wohnt. Ich habe ordentlich Muskelkater in den Beinen von meiner gestrigen Tour. Heute sind die Arme dran. Ich habe in den letzten Tagen viel über die alte Segelroute gelernt; ihre Herkunft, ihren Verlauf. Und das Teile davon heute noch benutzt werden. 800 Jahre nach der Niederschrift, und wer weiß, wie viele Jahre bereits davor. Heute will ich testen, wie sich das Kajakfahren in den Schären anfühlt. Meine letzten Fahrten liegen doch einige Jahre zurück. Der Nachbar erscheint mit einem elektronischen Kartenlesegerät in Kleinformat. Barzahlung möchte er nicht. Es soll alles seine Ordnung haben und er zahle gerne Steuern. Schließlich gäbe Schweden so viel davon an seine Bewohner zurück. Ein Satz, den man so in Deutschland eher nicht hören würde. Das Kajak wäre aber nicht hier, sondern einige Kilometer entfernt. Dafür wäre man recht schnell in den Schären. Der Schuppen sei offen, dort fände ich Spritzdecke, Paddel und Schwimmweste. Das Kajak selbst liegt am Wasser. Ich soll mir einfach alles nehmen und nachher wieder sauber zurückstellen. Wäre so in Deutschland auch nicht üblich.
Schnell mache ich das Boot fertig und gebe die Koordinaten in mein Handy samt Navionics-Software ein. Ich denke hier geht man noch schneller verloren, als im gestrigen Wald. Nur Wasser und Felsen hier, und alles sieht ähnlich aus. Ich fahre los und probiere einen Rhythmus zu finden. Das dauert wie immer etwas. Es drückt hier, schmerzt das, quetscht dort, aber nach gut 20 Minuten fliege ich über das Wasser. Und auch das kleine Ruder samt Fußbedienung tut was es soll. Es ist immer wieder beeindruckend, wie schnell so ein Kajak ist. Auf meinem Segelboot wurde ich schon des Öfteren paddelnd überholt. Was fahre ich? Ich schätze so 4-5 Knoten können es schon sein. Aber ich bin ja nicht nur zum Fahren hier. Als die ersten schönen Schären in Sicht kommen, beginne ich zu filmen. Mit der GoPro auf dem Wasser, mit der großen Kamera an Land. Tolle Bilder wohin man schaut.
Die Zeit verfliegt, aber ich will ja noch weiter in die äußeren Schären. Es ist toll. Vier Jahre nachdem ich hier mit dem Segelboot durchgefahren bin, voller Sorge vor Steinen, Wassertiefen und Routenverlauf, paddle ich hier arglos dahin. Felsen dicht unter der Wasseroberfläche erkennt man rechtzeitig an den Algen oder sieht sie mit bloßem Auge durch das klare Wasser. Ich sehe eine kleine Schäre, die sehr geeignet zum Anlegen ist. Und fahre einfach heran und steige aus dem Boot. Wenn das mit dem Segelboot doch auch so einfach wäre. Die Kombination aus beiden scheint mir einfach ideal. Und ich halte es kaum aus nun noch einen langen Winter abwarten zu müssen, bis es endlich losgeht. Lange bleibe ich auf der kleinen Schäre, genieße die Einsamkeit und drehe einmalige Szenen. Wasser, marmorierter Felsen, bunte Blumen. Kinobilder wohin man schaut. Und zum ersten Male fühle ich mich als Kameramann auf Expedition. Um solche Bilder zu erhalten, muss man raus. Das kann man nicht faken oder virtuell erstellen. Reisen, paddeln & filmen. Das ist ehrlich, echt und herausfordernd. Ich merke, dass ich etwas gefunden habe, was zu einer Lebensaufgabe werden könnte.
Doch bevor ich zu rührselig werde, fällt mir zuerst mein Handy ins Wasser und beim Rettungsversuch fast noch die teure Kamera, die über das Mikrokabel ja an mir befestigt ist und wackelig auf einem Stativ steht. Und umkippt. Ich opfere Handy für Kamera und verhindere Schlimmes. Das muss 2018 definitiv besser werden. Dann drehe ich um. Es geht noch einmal zwei Stunden zurück und auf den langen Heimweg über Trelleborg und die Fähre nach Rostock bis nach Hamburg. Ein Trip der sich gelohnt hat. Jetzt muss ich nur noch ein Kajak finden, was an Bord zu verstauen und aufzubauen ist um wirklich flexibel zu sein. Doch dafür habe ich ja nun noch einige Monate lang Zeit.