Standort: Göteborg und wie fast immer sonnig und warm
Die Kategorie Logbuch vernachlässige ich doch sehr. Das liegt daran, das ich denke, das der Unterhaltungswert beim Lesen doch eher begrenzt ist. Im Prinzip sind die Informationen ja nur für jemanden interessant, der ebenfalls schon einmal in der Gegend gesegelt ist, oder der dort hinfahren möchte. Ansonsten sagen einem die Ortsnamen nichts und man verliert schnell den Faden. So verfolge ich in anderen Blogs auch manchmal die dort beschriebenen Routen, aber auch meist nur im schnellen Drüberlesen. Ich konzentriere mich daher in meinem Blog lieber darauf, die für alle Reiselustigen interessanten Gedanken und Erlebnisse in Schrift- und Bildform mehr oder weniger ortsunabhängig zu dokumentieren. Aber auch den an meiner Strecke und den dazu gehörigen Bildern interessierten Lesern möchte ich die Infos zu meiner Route nicht vorenthalten. Los gehts:
Nachdem ich einige Tage wegen des starken Windes in Nynäshamn geblieben bin, entschloss ich mich dann doch irgendwann auszulaufen. Der Wind stand zwar immer noch gegenan, aber es wurde Zeit. Unter Motor ging es durch den versteckten Dragetskanal, der zwar faszinierend, aber doch nicht so eng wie angekündigt war. Da hatte ich schon ähnliche Durchfahrten in den Schären anderswo gehabt.
Hat aber Spass gemacht und nach einigen Meilen wurde das Wasser etwas breiter und ich konnte Richtung Landsort kreuzen und gegenüber in Ankarudden am Fischersteg festmachen.
Der nächste Tag fing harmlos an, aber kaum war ich aus der Abdeckung
frischte der mässig angesagte Wind doch stark auf und es folgte Reff 1.
Der Kurs ging nach all der Zeit einmal wieder über die offene See, und
auch wenn es rauh war, schaffte es doch gut Meilen weg. Erst recht spät
bin ich in das Schärenfahrwasser Richtung Oxelösund eingebogen. Hier
ging der Wind wie gewohnt hin und her, jedoch war er für meine
anvisierten Ankerbuchten dann doch zu stark.
Also durch bis Oxelösund. Und auf den letzten Meilen ging es dann richtig ab. Mit 2tem Reff und kaum noch Fock prügelte ich gegenan, das Ziel schon in Sicht. Aber das zog sich dann doch noch sehr in die Länge. Endlich konnte ich dann im Fischereihafen von Oxelösund festmachen. Hier lag ich auf dem Hinweg schon einmal. Ich blieb 2 Tage und lieh mir ein Fahrrad aus um die Gegend zu erkunden. Vor allem war ich froh bei dem Wind wieder in halbwegs geschützten Gewässern zu sein.
So war dann auch auf der Fahrt nach Arkösund totale Flaute. Nach dem ganzen Wind der letzten Tage, war das aber sehr angenehm und ich hatte tolle Fotomotive durch das spiegelglatte Wasser.
In Arkösund lagen nur noch 2 Boote und alles hatte geschlossen. Auch hier war ich auf dem Hinweg schon einmal, aber es passte halt so gut.
Am nächsten Tag ging es dann immer hart am wieder erwachten Wind in die
Schären und bis zu einem einsamen Restaurant am Wasser in Langöströmmen. Hier war ich nun ganz alleine und genoss den schönen Abend und
einen langen Spaziergang durch die Felder. Klingt langweilig, ist aber
nach den Stunden auf dem Boot immer eine echte Abwechslung.
Morgens gab es sogar Frühstück, über Nacht musste ich das Boot noch
drehen, da der Wind stark aufgefrischt hatte. So ging es denn auch
morgens gegenan unter Motor bis Stegeborg. Ein echtes Geknüppel
zunächst, später dann eine gereffte Kreuz. Es war nun wieder Öl in der
Bilge, da ich den Motor stark beansprucht hatte, ist der angeschlagene
Öldruckschalter langsam verreckt. In Stegeborg lag ich unter der vielen
diese Gegend hier prägenden alten Burgen.
Weiter ging es dann mit einer langen Kreuz nach Mem, dem Startpunkt der Götakanalfahrt.
Die Ölerei wurde immer schlimmer und ich habe noch probiert den Schalter abzudichten, hatte aber kein wirklich gutes Gefühl. Und so war dann auch nach der ersten Schleuse Schluss und ich liess mich bis Söderköping schleppen. Der Fehler war schnell behoben, ich musste jedoch einige Tage warten bis ich mit dem nächten Konvoi weiterfahren konnte.
Es ging nun durch die Kanäle und über die Seen Roxen, Boren, Viken und
Vättern. Viele Schleusen, wenig Segeln, das aber dann in toller Natur.
Endlich war Sjötorp erreicht, das Tor zum Vänern See.
Hier blieb ich erschöpft von der Kanalfahrt einen Tag lang , um dann nur um die Ecke bis Mariefred zu rutschen. Hier gefiel es mir, daher blieb ich auch noch einen Tag länger.
Ein wunderschöner leichter Wind brachte mich zum Schloss Läckö, auch hier lag ich wieder einsam in toller Kulisse.
Der nächste Tag brachte Wind 5-6 und eine ziemlich eklige Welle. Das
Auslaufen gegenan war ein Test für den wieder gut laufenden Diesel,
später kam der Wind dann zunächst halb und dann raum. Bei der Welle eine
schöne Schaukelei mit ca. 6kn. Die nahm ich wiederum gerne mit und es
ging nach Dalbergsö, ein Häfchen idylisch gelegen in einer Flussmündung.
Rein kam ich mit der Welle ganz gut, und morgens war dann absolute
Flaute, so das ich mir um das Auslaufen keine Sorgen machen musste.
Unter Diesel ging es dann bis ins hässliche Vänersborg, der Beginn des Trollhätten Kanals.
Den habe ich dann auch gleich in Angriff genommen, denn mich zieht es ins Meer zurück. Zumächst sehr abenteuerlich in toller Landschaft mit gewaltigen Schleusen und Strömung macht die Sache sehr viel Spaß, später wird die Landschaft immer flacher und industrieller, da lässt der Reiz dann schnell nach. Auch meldet sich selten eine der Brücken oder Schleusen über Funk, so das es immer ein Rätselraten ist, ob und wann man weiterkommt. Klappt aber dann insgesamt doch sehr zügig. Eine Zwischenstation im hässlichsten Ort (nach Oxelösund) der Reise: Lilla Edet. Schotten dicht und lesen!! Einem Motorbootfahrer konnte ich noch vom Trockenen helfen auf das er sich beim Anlegen manövriert hatte. Schöne Beschäftigung und ich wurde belohnt mit Toiletten und Duschcode der sanitären Anlagen....also 20 Minuten Dauerduschen und früh ins Bett. Leider ist mein Objektiv der Kamera kaputt gegangen und es dauert bis ich Ersatz bekomme...daher muss ich hier auf das Trollhätten Video verweisen!!
18 öde Meilen (a la NOK) später mache ich dann in Kungälv fest. Wieder unter einer beeindruckenden alten Festung aus dem Mittelalter. Der offizielle Gasthafen liegt hinter einen schmalen Einfahrt im Schilf. Die Zufahrt ist aber zu flach, es fehlen ca. 50cm Wasser unter dem Kiel. Dazu schiebt noch Strom mit 2 Knoten. Bei 1,80 auf dem Echolot reisse ich die Pinne rum und rette mich gerade noch rechtzeitig vor einem schlimmen Missgeschick. Ich bleibe am Wartesteg für die Brücke über Nacht und schaue mir den Gasthafen zu Fuss an. Kein Segler und die Einfahrt überall schon trockengefallen...
Morgens habe ich dann noch die Festung besichtigt und dann ging es die letzten 10 Meilen nach Göteborg. Das Wasser riecht wieder nach Meer, überall Seeschiffe und eine tolle Atmosphäre in dem in der City liegenden Hafen belohnen für die 16 Tage quer durch das Land!!