Über Armut, fehlende Krankenversicherung, Übergewicht, Rassismus und diverse andere Themen die leider ebenfalls zu Amerika gehören, möchte ich in diesem Blog eigentlich nicht schreiben, dafür gibt es andere Quellen. Mir geht es hier mehr um den Reiz der USA als Reiseland. Und damit verbunden eine typisch amerikanische Unsitte, die mir anfangs Probleme bereitet hat. Wir in Deutschland beschweren uns ja häufig über den Schilderwald im Strassenverkehr. Doch der ist nichts gegen die Regulierungswut in den USA. ÜBERALL hängen Schilder mit Anweisungen. Wie man sich die Hände waschen soll, Parkregeln, Verhalten am Strand usw. teils mit den abstrusesten Ausschweifungen. Diese alle zu lesen (vor allem beim Vorbefahren) ist schier unmöglich, und dann bleibt aufgrund der recht hohen Polizeipräsenz auf der Strasse dann doch immer ein ungutes Gefühl. Habe ich alle Schilder gesehen, mache ich alles richtig, werde ich gleich angehalten samt 100 Liegstützen und gebrülltem Sir,Yes,Sir Quatsch? Man hat ja schon einen Menge in Filmen gesehen.
Generell probiere ich mich in fremden Ländern erst einmal stoisch an die Vorschriften zu halten, um Ärger zu vermeiden. Das ist hier durch die vielen Anweisungen gerade in den Großstädten einfach nicht möglich. Denn rechts ranfahren um erst einmal die Schilder zu lesen ist natürlich auch verboten. Nach den vielen Kilometern hier bin ich dann aber doch deutlich entspannter geworden; irgendwie mogeln sich auch alle anderen hier durch die Regularien. Ganz so eng wird das dann wohl doch nicht gesehen.
Und so missverstehe ich vorhin eine Verkehrssituation vollkommen. Was so aussieht wie ein Verkehrsunfall plus zwei Autos der Sheriffs zur Absicherung, ist eigentlich eine Strassensperre zur Kontrolle der Papiere. Ein Uniformierter mit lustigem Hut geht gerade schnell zu seinem Auto, bleibt aber dann in der Strassenmitte stehen. Ich halte an, um ihn hinüberzulassen, aber er bleibt weiterhin stehen und winkt. Na gut, also dann weiter und hier nicht lange den Verkehr aufhalten. Das Winken war aber leider kein Weiterwinken, sondern ein Heranwinken in Erwartung meiner offenen Seitenscheibe. Umso größer natürlich die Freude, als ich mit geschlossener Scheibe Gas gebe und mich vom Acker mache. Das unmittelbar darauf folgende Gebrüll und Gewinke lässt mich dann doch rechts ranfahren und in den Rückspiegel schauen.
Er wedelt weiter mit den Armen; will er vielleicht das ich zurückfahre? Aber mir wird das nun zu bunt. Motor aus, Tür auf. aussteigen und am Auto warten erscheint mir nun angebracht. Nun offensichtlich richtig sauer, das er nun auch noch zu mir laufen muss, baut er sich dampfend vor mir auf und... erklärt mir überraschend ruhig, wie man sich in Mississippi in so einer Situation zu verhalten hätte. Blaulicht am Strassenrand...anhalten...Punkt! Ich kläre kurz meinen Touristenstatus und statt der erwarteten 100.000V aus dem Taser gibt es nach hilflosem Blick auf meinen deutschen Führerschein, nur noch einen freundlichen Hinweis auf die Verkehrsregeln und die Wünsche eines angenehmen Aufenthaltes in seinem Staat.
Alles halb so schlimm hier...oder bin ich nur an den Richtigen geraten? Das Durchbrechen einer Strassensperre sieht ja vielleicht nicht jeder so entspannt, wie dieser Kollege? Oder hatte ich nur die richtige Hautfarbe...