Sonntag, 13. Dezember 2015

Vorsicht Farbe



Ich kann mir mein Boot eigentlich nur leisten, weil ich eine ganze Menge selber reparieren oder warten kann. Mit Elektro, Motor und Metall hatte ich schon vor meinem Bootskauf einige Erfahrung. Holz und GFK kamen danach langsam hinzu, auch wenn ich hier noch viel Luft nach oben ist. Aber eine Sache ging bei mir noch nie und wird wohl auch nie gehen... das Arbeiten mit Farben und Lacken jeder Art. Ich kann mich noch so sehr konzentrieren und aufpassen, abdecken und abkleben. Am Ende gibt es doch immer Flecken und Kleckse. Oder Abdrücke. Oder Pinselhaare. Oder ich kippe den Farbtopf um. Oder der Pinsel tropft auf den Boden. Gut, Antifouling streichen geht grad noch so, aber danach habe ich dann entweder bunte Schuhe oder Haare und versaute Klamotten. Das Malen liegt einfach nicht in meinen Genen. Dazu kommt dann auch noch, das ich nichts so sehr hasse wie das Abschleifen irgendwelcher Flächen. Ich bin einfach zu ungeduldig dafür.


Hatte mich diese Schlampigkeit nach dem Bootskauf noch echt genervt, finde ich das mittlerweile aber eigentlich gar nicht so schlecht. Denn es spart mir eine Menge Geld und Arbeit, und andes könnte ich mir das Boot wohl auch gar nicht leisten. So kann ich mittlerweile aber sagen: "Ist das Schiff erst ruiniert, pönt es sich ganz ungeniert". Denn wichtig ist am Ende ja nur der Erhalt der Struktur und die Dichtigkeit gegen Wasser. Ob man das nun alles sorgfältig und fachmännisch macht, oder manchmal einfach nur dick transparentes Silikon raufschmiert ist dann nur noch eine Frage der Optik. Eben Hauptsache dicht und hält. An dieser Stelle höre ich natürlich schon den einen oder anderen laut aufstöhnen. Denn das ist sicherlich keine optimale Herangehensweise für teure Holzschiffe oder wertvolle Neuboote. Für meinen alten Plastikeimer von 1977 aber doch eigentlich optimal. Und eben kostensparend, denn ein Großteil der Arbeit und Zeit geht am Ende doch nun einmal für das Dekorative drauf. Mich erinnert das an die Aufgaben der Seeziegen, Polleraffen und Decksantilopen während meiner Marinezeit. Da hieß es sinngemäß: "Alles was lose ist bekommt nen Knoten und alles was rostig ist, wird grau angemalt." Da hat es gereicht und für meine Zwecke muss das auch langen.


Und sogar der Bootsbauer meines Vertrauens im Winterlager teilt meine Ansicht. Er sagt mir immer "Wenn ich das richtig mache wird das zu teuer, das lohnt bei deinem Schiff nicht mehr. Und ich kann dir nur ordentliche Arbeit anbieten. Du kannst das aber gerne selber so und so machen, das geht dann auch." Und bisher hat er immer recht behalten.Verkaufen will ich mein Schiff eh nicht und technisch ist alles OK. "La Mer" ist halt keine Schönheit mehr, aber hat viel Charakter, und das ist doch auch eine ganze Menge wert. Und so gibt es für mich zwei Typen von Bootsbesitzern. Die Bastler und die Segler. Die einen lieben es an ihrem Boot zu werkeln, besitzen alles nötige Werkzeug und es macht sie scheinbar oft glücklicher an ihrem Boot zu arbeiten, als mit ihm zu segeln. Die anderen, so wie ich, wollen einfach immer nur aufs Wasser, sofort und ohne Verzögerung. Und so muss ich im Winterlager nun wieder in der Kälte unter der Plane die Handläufe schleifen und malen, anstatt das mal eben im Sommer schnell gemacht zu haben. Aber da hatte ich ja natürlich gar keine Zeit. Denn ich musste ja jede Minute geniessen!




Donnerstag, 26. November 2015

Mein krummer Weg in das Musikbusiness - Fernsehscherge in den 90ern



Ich möchte heute einmal nicht von Segeln oder Musikproduktion erzählen, sondern ein paar Jahre zurückgehen und etwas aus meinem Leben als Musiker berichten. Denn Mitte der 90er passierten zwei Dinge, die es mir ermöglichten meinen Traum irgendwann einmal nur von der Musik leben zu können, endlich zu verwirklichen. Da ich auch einige Fragen zu dem Thema erhalten habe, hier einmal die ganze Story.


Es ist Anfang der 90er, die Haare sind (noch) lang, der Verstand kurz und die Träume von der Musik groß, aber so richtig in Gang komme ich mit dem Thema noch nicht. Mehrere lokale Bands und einige Auftritte im Jahr, mehr läuft noch nicht. 

Das Flugzeugbau Studium läuft noch halbherzig als Notlösung nebenher, sollte es mit der Musik doch nichts werden. Fertig werden wollte ich trotz Jobangeboten irgendwie nicht, denn ich hatte Angst meinen Traum von der Musik zu verlieren und in einem Büro zu versauern. Und das Schicksal meinte es gut mit mir. Mein Praktikumssemester erledigte ich an einem Theater als Ton- und Lichttechniker. Überwiegend Komödien. Doch das Publikum blieb aus und Stück für Stück verschwand das Personal, da es nicht bezahlt werden konnte. Aber ich blieb. Denn das Praktikum war mir wichtiger als das Geld.Und so machte ich dann eben auch Vorhang, Platzanweiser, Kartenabreisser etc. Doch dann war das Ohnsorg Theater auf Gastspiel und die Kasse füllte sich wieder. Ich bekam den Lohn der letzten vier Monate und als Dankeschön für meine Treue die Aufgabe die Band für ein geplantes Musical in Eigenproduktion zusammenzustellen. Ein Hauptgewinn! Denn das Musical lief hervorragend und ich kam aus dem Dunkel der Technik in die Scheinwerfer der Bühne. Für insgesamt 6 Jahre in Folge.


Musicals
Fast zeitgleich passiert dann noch etwas: Ich bin mit meiner damaligen Freundin gerade in einen Hamburger Vorort gezogen, wo sie ein Fingernadelstudio eröffnet hat. Eine Kundin ist zufälligerweise die damalige Frau von Matthias Reim. Und zufälligerweise suchen sie für einen Videodreh einen langhaarigen Gitarristen (damals war ich eigentlich noch “Gitarrist”, bevor ich zum Bass gefunden habe). So kamen die beiden dann eines morgens gegen 1300h ungefragt bei uns vorbei um mich zu besichtigen. Ich war gerade aufgestanden (Musiker und Student!) und wusste nicht so recht wie mir geschah, und war für das Video engagiert. Damals konnte ich nicht einmal ansatzweise ahnen, das sich durch diesen Zufall mein Traum vom Berufsmusiker erfüllen würde und ich ein paar Jahre später über 100 Fernsehsendungen als Playbackmietscherge für diverse Künstler absolviert habe, ich in Musicals spiele und mit Matthias Reim eine Zeit lang auch live auf Riesenbühnen unterwegs bin. 
 

Videozusammenschnitt meiner diversen Fernseheinsätze  
Doch der Reihe nach: Ohne jeden Plan komme ich zum Videodreh in eine Bochumer Disko. Jeder kennt sich und ich fühle mich doch erst einmal recht verloren. Im Laufe des Tages wird der Titel gefühlte 200 Mal wiederholt und ich tue schön so, als würde ich richtig gut spielen können. Die Atmosphäre wird dann immer lockerer und nach den ersten Bieren komme ich so langsam mit meinen zukünftigen Kollegen ins Gespräch. Nach 2 Tagen ist dann der Dreh beendet und es geht wieder zurück ins “normale” Leben.

Noch mit langer Matte
Allerdings scheine ich der Promotiondame der Plattenfirma gefallen zu haben, denn nach Wochen meldet sie sich bei mir und fragt nach meiner Verfügbarkeit für einige TV-Shows an. Natürlich sage ich sofort zu, da die Gage stimmt und für uns alle Flüge und Hotels gebucht werden. Und schon ein paar Tage später sitze ich erst im Flieger, danach in einem Fernsehstudio und mime in meiner ersten Sendung wie Hitparade, Schlagerparade oder Musik liegt in der Luft. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Die Aufzeichnung an sich ist entspannt, ich kenne den Titel und 3 Minute gute Laune sind auch locker drin. Ich fühle mich absolut wohl und angekommen, Lampenfieber gibt es nicht. Warum auch? Verspielen kann man sich ja nicht und wenn ich nicht von der Bühne falle, ist die Aufgabe erfüllt. Für diese 3 Minuten Sendung ist man jedoch 3 Tage unterwegs, macht 2 Probendurchläufe und eine Generalprobe mit und verbringt Stunden im Studio bzw. dessen Kantine. 

Ich komme ja noch aus der Vor MTV/VIVA Zeit und da gab es eben nur Disco, Hitparade, Formel 1, Musikladen und das wars auch schon....soll heissen, alle Vögel, die jetzt in der Kantine oder im Studio um mich herum sitzen, kenne ich irgendwie aus dem Fernsehen. Rex Gildo, Dieter Thomas Heck, Ireen Sheer, Roberto Blanco, Jürgen Drews, Dieter Bohlen und auch immer ein paar internationale Stars stehen am Buffett an, holen sich ein Bier oder hängen irgendwo ab. Und ich mittendrin krampfhaft bemüht so zu tun, als wäre das ganz alltäglich...was es ja auch bald werden sollte. An den Abenden geht es dann stets in ein Sternerestaurant und danach an die Hotelbars der Luxushotels... Kostenübernahme immer von der Plattenfirma. Und das haben wir natürlich ausgenutzt. Wir, das waren eigentlich immer die gleichen paar Mucker mit wenigen Neuzugängen. Wir kamen perfekt miteinander aus und wurden auch im “echten” Leben Freunde und sogar Band. Ich denke diese guten Vibes und unsere ansteckende Feierlaune waren auch der Grund dafür, das wir sehr oft gebucht wurden. Sowohl Künstler als Plattenfirmenleute waren einfach gerne mit uns unterwegs. Und wenn ich mir die Videos ansehe, hatten wir es auch irgendwie drauf...es passte wohl perfekt in die Zeit. 
Nun hat ja jeder Künstler immer wieder ein neues Album oder Single mit der er unterwegs ist, doch danach ist wieder eine Zeitlang Ruhe. So wurden wir dann von anderen Künstlern und deren Firmen abgeworben und ich begann meine Rotation an diversen Instrumenten. Wenn ich gefragt wurde, ob ich Schlagzeug, Saxophon, Piano oder was auch immer spielen kann, war meine Antwort immer: Ja, aber klar, natürlich!! Das bedeutete dann immer für sich alleine ein paar Tage zu proben, um so auszusehen als könnte man es wirklich. Merkt eh kein Mensch, wenn man sich ein wenig reinhängt. Die Einstellung führte natürlich zu mehr Jobs und Einnahmen, und machte mir selten Probleme. Ausnahme: Mein erster Job als Drummer für Wolfgang Petry... ums verrecken konnte ich als Schlagzeugnovize die 16tel HiHat nicht durchhalten, ohne die Sticks zu verlieren. Am Ende kam ich dann irgendwann drauf einfach 8tel zu spielen, den Unterschied sieht man im TV eh nicht. Und kaum das ich damit klar kam, klappten dann auch die 16tel, verrückt! Eine Fussmaschine für die Bassdrum gibts eh nicht im TV, alle Becken sind tot und auf den Fellen liegen dicke Gummimatten. Wichtig ist nur gut gelaunt auszusehen und die Tom-Fills draufzuhaben, denn hier gibt es manchmal Close-Ups. 

Später gab es dann aber doch einmal zwei doofe Situationen. Einmal mit Bonnie Tyler live auf einem Mega-OpenAir. Hier war zwar die Musik auch Playback aber das Drumset war komplett auf der Lautsprecheranlage. Beim ersten Tritt auf die Bassdrum wummste es aus der PA und ich wurde blass. Bevor ich aber auch nur ein Wort zur Technik sagen konnte, ging der Titel schon los. Hört euch mal Hero und Total Eclipse von Bonnie Tyler an, da war ich aber alles andere als locker mit einem Mal.


Mein zweiter FauxPas: Am Flügel mit G.G. Anderson. Tonart Eb-dur. Ich habe aber, um es mir leichter zu machen, immer in D-Dur gemimt. Die gedämmten Fernsehklaviere geben natürlich auch nie einen Mucks von sich! Vor mir war ein russischer Wunderpianist dran, danach dann gleich wir. Und natürlich war es ein echter, lauter Flügel. Das hört zwar keiner der Zuschauer zuhause, wohl aber alle im Studio und natürlich auch der Sänger. Da habe ich mich dann aber auch irgendwie durchgeschummelt und so GETAN als würde ich die Tasten wirklich drücken. 

Man wird oft nach Erlebnissen mit den Stars gefragt, oder wie der eine oder andere denn so wäre. Dazu kann man aber immer wenig sagen. Bühnenmensch und Privatmensch sind oft unterschiedlich, aber privat dann eben doch ganz normale Menschen. Und die Kontake bleiben immer auf der Oberfläche. Das größte Problem ist eigentlich das tagelange Herumhängen und warten. Das sind so 90% der Zeit, und da ist kein noch so extremer Bühnenmensch dauerhaft durchgeknallt. Im Gegenteil: Alle hängen rum wie im Wartesaal und man ist froh, wenn man endlich dran ist. Nach der Sendung wird dann meist gefeiert, und die Kollegen der Branche trinken auch gerne einen oder auch mal einen mehr. Aber alle kennen sich seit Jahren und keiner will es sich mit dem TV verscherzen. So gesehen passiert dann nicht viel mehr als bei jeder Firmenfeier. Meist wird erfolglos gebaggert und viel gelabert, mal geht der eine mit der anderen aufs Hotelzimmer, oder irgendwer kotzt in den Fahrstuhl. Das war dann aber auch schon das Extremste. Unsere Beschäftigung um die Zeit rumzukriegen war eher das Kartenspiel “Schwimmen”... das sagt doch einiges aus! Überhaupt wurde alles schnell zu einem Job, den man möglichst professionell erledigen wollte, denn ich konnte davon wirklich einige Zeit sehr gut leben!



Surreal sind dann eher diese Situationen: Mit einem Mal sitzt man neben Rex Gildo, Dieter Thomas Heck, Karel Gott, Stefan Raab, Vicky Leandros und Roberto Blanco und zieht ihnen beim Kartenspiel die D-Mark aus der Tasche. Einzig Bohlen ist immer etwas Besseres und nie mit dabei. Und Drews immer bei irgendwelchen Mädels. Und wir sind wie immer die letzten an der Hotelbar. Zum Frühstück gibt es dann statt Bier aus Gläsern einfach Bier aus Tassen.

Mir war klar, das das nicht ewig so weitergehen konnte und so kam es dann auch nach ein paar Jahren. Andere Künstler, andere Promoter und unsere Hackfressen konnte auch niemand mehr sehen, so oft wie wir dabei waren. Das Theater, in dem wir auch im Dreierteam spielten, fing uns zunächst auf. Aber auch hier war irgendwann Schluss, weil die kleinen Theater nicht mehr gegen die großen Musicalhäuser ankamen. Ich war dann noch eine zeitlang mit Matthias Reim auf Tour, diesmal als echter Musiker am Bass. Aber irgendwann kreiste auch über ihm der Pleitegeier und die Show war vorbei und ich musste mich neu orientieren. Aber das ist eine andere Story. Ich hätte ja auch etwas anständiges lernen können..

Dienstag, 24. November 2015

Warum dauert das denn so lange mit der Musik?


Recordinglogistik

Wurde ich nun bereits sehr häufig gefragt. Gemeint ist die Fertigstellung der fünfzehn auf meiner Reise entstandenen Songs. Ihr habt die doch schon alle live gespielt, das kann doch nicht so kompliziert sein? Ist es aber leider doch. Und das möchte ich hier einmal kurz erklären. Denn auch ich habe in letzter Zeit das Gefühl mehr abgebissen zu haben, als ich schlucken kann (Zitat: My Way - Frank Sinatra)... 

Onboard Composing

In der Tat hatte ich anfangs überlegt ganz einfach ein Live Konzert mitzuschneiden und so das ganze Album zu produzieren. Mit einer 5-Mann Band und etwas Proben wäre das auch sicher nicht in Ordnung gegangen. Aber dann küssten mich gleich mehrere Musen und daraufhin drehte ich wohl ein wenig durch. Ich wollte keinen Live Mitschnitt mehr. Nein, ich wollte das Optimale aus allen Songs herausholen. Unterschiedliche Sänger, mehr Instrumente, mehr Musiker. Und diese Idee live umzusetzen wäre nicht mehr praktikabel gewesen, also blieb nur das Studio. Und es sind am Ende gar dreißig Musiker geworden; dabei alleine sechs verschiedene Sänger und Sängerinnen. Und, ja, das dauert. Denn es soll ja auch so klingen, wie wir es von anderen Produktionen her kennen und nicht wie ein billiger Kassettenrecordermitschnitt. Und jeder meiner Songs besteht auch aus rund 50 Instrumenten- und Gesangsspuren. Die verschiedenen Trommeln des Schlagzeugs, Bass, diverse Elektro- und Akustikgitarren, Piano und Keyboards, Trompete, Posaune, Saxophon, Percussion, Bluesharp oder ein Cello. Alles einzeln mikrofoniert und aufgenommen. Dazu dann noch der Gesang. Und die Backingchöre samt Harmoniestimmen. Zum Glück hatte ich das gesamte Album  bereits mit viel Arbeit an Bord und nach der Reise auf dem Laptop vorproduziert. Zwar in mässiger Qualität, aber doch so, das man jetzt damit arbeiten konnte.



Immer auf der Suche nach dem Hit
Für jeden Song haben wir mit vier Instrumenten (Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboards) zunächst die Basis aufgenommen. Man probiert dabei herum mit Tempo, Arrangement, Harmonien, Dynamik, Intros und Endings bis sich alle einig sind. Dann folgen stets ein paar Versuche bis die Aufnahme nicht nur fehlerfrei, sondern auch gelungen ist. Die Mikrofone müssen richtig stehen, jeder muss sich gut hören können, jeder Pegel muss perfekt ins Mischpult gehen. Das dauert...in diesem Fall für die 15 Songs fünf ganze Tage. Sprich drei Songs pro Tag. Als sogenannter Pilotgesang für diese Aufnahmen dienten dabei die Gesangsspuren der Vorproduktion. Ein Sänger war also in dieser ersten Phase nicht dabei. Was man danach hat sind dann die Grundgerüste für die Songs, die an einem weiteren Tag noch etwas nachbearbeitet und zurechtgerückt werden. Und ZACK ist die erste Woche um, und das Studio ist erst einmal anderweitig belegt.


 Bandrecording

 Yorck Mennich

 Merih Aktoprak

 Yours truly

Oliver Steinwede

Michael Grimm
Nun folgen die Aufnahmen aller Sänger und Sängerinnen. Dabei bekommt jeder seinen eigenen Sound, ein besonders Mikrofon und eine Mischpulteinstellung die auch erst gefunden werden muss. Und dann wird auch nicht einfach drauf los gesungen. Es sind ja keine Coverversion mit klarer Vorgabe, sondern die Erstaufnahme eines neuen Titel. Da muss der Charakter gefunden werden, der richtige Weg für den Song, die Worte und Phrasierungen noch angepasst werden und letztendlich auch Intonation und Aussprache stimmen. Ein immer sehr langwieriger Prozess, der für jeden Titel Stunden brauchen kann. Und mehr als drei Songs am Stück kann man auch kaum einem Sänger zumuten; oder aber er klingt dann abgesungen und heiser. Kurzum: Diese Phase ist sehr anstrengend und fordert mich als Produzenten extrem. Denn die meisten Sänger brauchen Feedback, Lob und Kritik an den richtigen Stellen. Und nur wenn man hier den richtigen Ton findet, sind am Ende auch alle zufrieden. Hier ist immer Fingerspitzengefühl und Erfahrung nötig. Bei dem einen Sänger weniger als bei dem anderen; aber es geht auch nie ganz von alleine. Und man nimmt auch immer mehrere Versionen auf, um dann später aus allem Material die besten Stellen herauszusuchen und zusammenzuschneiden. Und ZACK ist die nächste Woche um. Und was habe ich bisher? Grundgerüst und Hauptgesang...zwei Sänger haben dabei sogar in ihren eigenen Studios aufgenommen (in Irland und Australien!) und schickten mir nur die fertigen Aufnahmen! Das spart natürlich Zeit, nimmt mir aber auch die Einflussmöglichkeiten auf Klang und Ausdruck.


Caro Leuzinger 


John Barron

Andreas Pappert

Dara McNamara 

Peter Caulton

 Joe Casey

Und wieder geht es erst nach ein paar Wochen weiter: denn das Studio komplett zu reservieren kann ich mir nicht leisten, da ich ja alles selber finanziere. Ich suche so quasi die Lücken im normalen Studiobetrieb... und nun wird es auch noch sehr kompliziert. Denn jetzt kommen all die Extras die ich mir für die Produktion vorgenommen habe. Jetzt kommen die vielen zusätzlichen Instrumente und Musiker. Die nächsten Tage sind daher minutiös geplant, alles muss klappen, keiner darf sich verspäten oder länger brauchen. Denn dann steht der nächste Musiker mit seinem Instrument unter dem Arm vor der Tür. Und auch hier gilt wieder: Jeder Song muss gelernt und besprochen werden, es wird probiert, diskutiert, alle Ideen durchgesprochen, sich geeinigt und dann endlich aufgenommen. Und auch hier braucht es immer mehrere Versuche bis das Ergebnis stimmt. Und das war dann die Woche Nummer drei. Aufgrund der Menge verschieben wir das endgültige Sichten des Materials auf später, es ist einfach nicht genug Zeit. Hauptsache alles ist sicher auf der Festplatte samt Backup. Da die Studiozeit nicht reichte, bin ich sogar noch mit meinem Laptop und Audiointerface losgefahren um einige Instrumente an anderen Orten aufzunehmen. Und habe bei mir zuhause im Homestudio auch noch jede Menge Spuren aufgenommen. 

Dara McNamara


Die Brass Section: Michael Prott, Nic Boysen, Thomas Wolff

Rolf Herbrechtsmeyer

 Daniel Palmquist

 Christian Hönniger

Yours truly

Ralf Hartmann

Jürgen Gleba

Jochen Topp

Van Wolfen

Gänsehaut 

Kai Wiener

Michael Prott 

Oliver Sparing

Sebastian Stank

Uwe Steger

My Sweetheart Merih Aktoprak
An diesem Punkt sagte mein Co-Produzent Jurik zwei Dinge: Erstens, das er noch nie eine so durchgeplante Produktion erlebt hat und zweitens, das ich wohl nun so um die 50% der Produktion geschafft hätte. Aua...aber er hatte natürlich recht. Leise Zweifel über mein Vorhaben stellten sich nun ein. Es handelt sich ja "nur" um den Soundtrack zum Film, der dann auch noch auf Fertigstellung wartet. Was habe ich mir da nur aufgehalst? Es sind Tage an denen ich segeln gehe um den Kopf frei zu bekommen, und um nicht zu verkrampfen. Es eilt ja nicht. Was ist denn aber nun noch so vieles zu tun, mag man sich fragen? Nun, es folgen die Backingvocals bzw. Harmoniestimmen ohne die meine Produktion nicht so klingen würde, wie von mir gewünscht. Also werden weitere drei Tage und drei Backingsänger/innen gebucht. Da sie nicht alle gleichzeitig können, nehmen wir getrennt voneinander auf. Und auch hier wieder das gleiche Spiel. Suchen nach den richtigen Stimmen und dem perfekten Take...ein Riesenkompliment hier einmal an Caro Leuzinger, die alle Takes in nur 8 Stunden in wahrer Perfektion eingesungen hat. Respekt!!


Caro Leuzinger
Kati Schulmann-Reisener

Mario Schulmann

John und ich

 Und nun sind seit Beginn der Aufnahmen bereits gute acht Monate vergangen. Wenn man einmal mitrechnet, wird man sehen das wir nun so15 Songs mit je 50 Spuren aufgenommen haben, sprich 750 Spuren. Und das oft erst in mehreren Durchgängen und nach einigen Versuchen. Jede Spur hat dabei die Länge des Songs, im Durchschnitt also 4 Minuten. Da kann man ja mal selber rechnen, was da so zusammenkommt. Nur sind die Song mit ihrer Aufnahme ja leider noch lange nicht fertig. Denn nun folgt das Mischen.

Co-Produzent Jurik Maretzki

Wenn man einfach alle Spuren, so wie aufgenommen, einfach gleichzeitig abspielt, ist das Ergebnis eher ein wildes Durcheinander. Denn jedes Instrument und jede Stimme muss ihren Platz im Gesamtklang erhalten. Es gibt, grob gesagt, dafür mehrere Möglichkeiten. Die Lautstärke, die Position im Stereopanorama (also Links-Mitte-Rechts), eine Anhebung und Absenkung erwünschter und unerwünschter Frequenzen um platz für jedes Instrument zu schaffen. Aber auch eine Tiefenstaffelung über Hallräume ist meist notwendig (also vorne bis hinten). Und es muss entschieden werden, ob nun wirklich alle Instrumente die man so aufgenommen hat, auch wirklich vom Song benötigt werden. Oder ob es irgendwann zuviel wird und der Fokus vom Gesang geht. Ich denke der gesamte Aufwand wird mit diesen Beschreibungen  klar. Und dann klingt ein Mix auch nicht überall gleich. So hört man immer wieder an verschiedenen Orten in die Probemixe hinein und es fallen einem stets weitere Korrekturen auf. Und so dauert ein Mix dann auch in der Regel so um die zwei Tage. Wieder multipliziert mit 15 Songs, und ZACK sind nochmal 30 Tage weg. Verteilt auf freie Studiotage, die in meinem Fall gerade immer seltener werden, da das Studio so gut gebucht ist.


Kreuz um Kreuz zum Ziel - Wie beim Segeln
Und so rast die Zeit dahin. Denn ich muss ja auch noch nebenbei das Geld für die Produktion verdienen. Und das Ganze soll, wie gesagt, Spaß machen, dann dafür mache ich es vorrangig. Bloß keinen Stress mehr bei den Dingen, die ich aus Leidenschaft mache. Denn damit kann man sich alles verderben. Aber: Mitte Dezember ist nun endgültig die Deadline für Mix und Mastering und dann sollte ich auch endlich alle Songs in der Hand halten. Mein Weihnachtsgeschenk Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr ich mich darauf freue!! Auch wenn ein wirklich brutaler Weg bis hierhin war. Ich hoffe, das ich damit die ganz obenstehende Frage eingehend beantwortet habe.