Dienstag, 24. März 2015

With a Lot of Help from My Friends


Das aus der Idee die Musik meiner Reise zu veröffentlichen ein so gewaltiges Projekt werden würde, war mir so nicht bewusst. Hätte ich es sonst sein lassen? Sicherlich nicht! Aber vielleicht hätte ich doch eher den Kopf in den Sand gesteckt, als sofort loszulegen. Doch nun fügte sich Stück für Stück einfach alles zusammen. Recorden werden wir ab nächster Woche im Rooted Music Studio bei Jurik Maretzki direkt bei mir um die Ecke. Ein zum Studio umgebautes Einzelhaus mit viel Atmosphäre. Die Empfehlung eines Freundes, die sich schon bei den ersten zwei Kennenlernterminen als genau richtig erwiesen hat. Aber nun Achtung, und das wurde mir heute selbst erst bewusst, diese sage und schreibe 25 Musiker werden an den Aufnahmen beteiligt sein:

Vocals: Caro Leuzinger
Vocals: John Barron
Vocals: Dara McNamara
Backing Vocals: Kati Reisener
Backing Vocals: Mario Schulmann –Reisener
Backing Vocals: noch offen
Drums: Oliver Steinwede
Drums: noch offen
Percussion: Jochen Topp
Keyboards: Merih Aktoprak
Gitarre: Kai Wiener  
Gitarre: Yorck Mennich
Gitarre: Dara McNamara
Gitarre: Van Wolfen
Gitarre: Jürgen Gleba
Gitarre: Ralf Hartmann
Gitarre: Oliver Terwiehl 
Gitarre: Oliver Sparing
Saxophon: Michael Prott
Flügelhorn: Nicolas Boysen
Posaune: noch offen.
Trompete: noch offen
Cello: noch offen
Akkordeon: Uwe Steger
Pedal Steel: Karen Adolph
Blues Harp: Christian Hönniger
Bass & Kontrabass & Vocals: Me, Myself & I
 
Eine beeindruckende Liste. Jeder der Mädels und Jungs tut mir dabei auf die eine oder andere Art einen Gefallen, denn ansonsten wäre das Projekt für mich, ja ohne finanzielle Unterstützung einer Plattenfirma, nicht realisierbar. Andererseits bin ich natürlich auch froh, das mir niemand in die Produktion hineinredet.  Denn auch wenn alle Songs meine Handschrift tragen, sind sie doch so unterschiedlich, das es aus Plattenfirmensicht schwer sein dürfte die stets nötigen Schubladen zu definieren. Es werden nun zwei Instrumentals, eine Rockabilly-, zwei Blues- und eine Jazznummer. Dann zwei kraftvolle Titel im New-Country-Stil, drei Singer/Songwriter Balladen, ein deutschsprachiger Titel im Bacardi Feeling, eine ebenfalls deutschsprachige, bluesige  Seemannsballade, ein Song im 60er Girl Group Motown Sound und eine weitere sehr klavierlastige Ballade. 


Wie passt das alles zusammen? Schwer zu sagen, aber mein Kopf saugt  offenbar die unterschiedlichsten Musikstile auf wie ein Schwamm, und irgendwann kommen diese dann einfach wieder herausgeplätschert. Das mag für den Zuhörer manchmal schwierig einzuordnen sein, andererseits wird es dadurch aber auch sehr abwechslungsreich und macht mir unglaublichen Spaß. Und darum geht mir am Ende bei allem. Den Spaß an der Musik ist der Grund aus dem wir alle mal angefangen Instrumente zu erlernen. Die Augenblicke im Proberaum, in denen man sich wie ein Rockstar fühlte und gedanklich schon auf Welttournee war. Zumindestens bis man am nächsten Tag die Mitschnitte der Probe gehört hat. Die Freundschaften, die man über die Jahre zu anderen Musikern  entwickelt hat, da man viel Zeit und teils auch Hotelzimmer miteinander geteilt hat. 

Und es macht einfach Spaß Songs so zu komponieren, wie sie einem einfallen. Ohne Gedanken an kommerziellen Erfolg, aktuellen Geschmack der möglichen Zielgruppen oder Radiotauglichkeit. Denn die Zeiten, in denen man mit Musik schnell Geld verdienen konnte sind in Zeiten von Spotify und co. wohl endgültig vorbei. Einerseits schlecht, andererseits muss man sich aus künstlerischer Sicht auch nicht mehr verbiegen. Und thematisch hängen die Songs dann doch alle zusammen. Sind sie doch alle auf See und beim Segeln entstanden oder zumindestens vollendet worden. Und behandeln Themen wie:


Am Sonntag beginnt die Produktion und die Kamera ist dabei, so das ich immer wieder kleine Ausschnitte davon posten werde.



Mittwoch, 18. März 2015

TO DO OR NOT TO DO...it yourself




Was hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit? Natürlich Anti“faul“ing! 

Träge vom grauen Winter habe ich mir das schützende Nass dieses Jahr sogar online bestellt und nach Hause liefern lassen. Und dann geschieht es wieder einmal, vorhersehbar und doch immer wieder überraschend. Jedes Jahr um Mitte März herum erscheinen die ersten Vorboten des Frühlings in Form von einigen Tagen Sonne und Temperaturen über 10°C. Antifoulingzeit. Eigentlich keine Arbeit auf die man sich  freut, aber auch keine die wehtut. Bei meinem Boot suche ich eigentlich nur nach losen Farbresten des letztjährigen Anstrichs, entferne diese, und übermale dann das letztjährige Blau mit dem diesjährigen Rot. Zeitaufwand ca. 2 Stunden. Es ist angenehm warm, die Sonne lacht vom Himmel, an jedem zweiten Boot wird gearbeitet. Es läuft irgendwo Musik im  Autoradio, man arbeitet und klönt mit den Nachbarn. Und mit einem Male fühlt es sich an als hätte es den Winter nie gegeben. So als wäre schon wieder Segelsaison. Körper und Geist füllen sich mit Energie und Aufbruchsstimmung; wie gerne würde ich heute schon den Nord-Ostseekanal in Richtung Holtenauer Schleusen befahren. Der Moment des Öffnens der Schleusentore in Richtung Ostsee fühlt sich alle Jahre wieder  wie der Beginn eines langen Sommerurlaubs an. Dieser Geruch. Das kann nur verstehen, wer das einmal erleben durfte.
Und während ich so vor mich hinträumend mein Schiff bauchpinsele (Madame hat aber auch einen sehr dicken Bauch) fällt mir eine Begebenheit ein, die nun 3 oder 4 Jahre zurückliegt. Gleicher Ort, anderes Schiff. Eine bei ebay ersteigerte Friendship 23,  zwar deutlich schlanker und kürzer als "La Mer", sollte mich  noch den letzten Nerv kosten. Das Antifouling begann nämlich großflächig abzublättern und  die Überwinterung im Wasser des Harburger Hafens plus eine weitere Sommersaison hatten es nicht besser gemacht. Natürlich hatte ich kein Geld für die Reparatur und wollte es also notgedrungen selber machen. Mit einer Buddel Whiskey ging ich also zum örtlichen Bootsbauer Olli und sagte: "Olli, sach ma?" 

Er erklärte mir dann den ganzen Vorgang. Altanstriche abkratzen, anschleifen, mit Gelshield das Unterwasserschiff neu aufbauen und versiegeln, streichen, fertig. Und bot mir direkt an sein passendes Werkzeug und Material zu benutzen. Und dann kam seine sehr, sehr kluge Frage: "Warum willst du das denn unbedingt selber machen?" Ich erklärte, das ich mir die Reparatur nicht leisten könne, und daher selber ran wolle. Daraufhin sagte Olli: "Ich mache so etwas hier beinahe täglich, habe Mitarbeiter die sich auskennen, die richtigen Maschinen und Räumlichkeiten. Ich kann das deutlich besser und schneller machen, als du es jemals hinbekommen wirst." Das glaubte ich ihm aufs Wort, aber es nützte mir ja nichts. Doch jetzt fügte er noch hinzu: "Du kannst doch sicher auch etwas richtig gut. Warum machst du nicht lieber das, lässt dich dafür gut bezahlen, gibst mir dann das Geld und ich erledige hier für dich die Arbeit?" 
Das stimmte natürlich, aber ich zog erst einmal irgendetwas murmelnd meines Weges. Schließlich geht es mir nicht nur darum Geld zu sparen. Je mehr ich selber machen kann, umso sicherer fühle ich mich. Ob nun Diesel, Rigg, Elektrik, Bilge, am Anfang ist mir jedes Boot so fremd, das ich mich immer unwohl fühle. Erst wenn ich einmal in jeder Ecke nachgesehen habe, alle Kabel und Leitungen kenne und selbst Dinge eingebaut und repariert habe, mag ich auf größere Tour gehen. Von daher dachte ich mir also zunächst: Do it yourself. Nach drei vollen Arbeitstagen im Regen draußen im Freilager hatte ich es dann aber gerade einmal geschafft ein DRITTEL der Backbordseite sauberzukratzen. Frustriert saß ich mit schmerzenden Händen auf dem Boot und hörte das Echo Ollis weiser Worte in meinen Ohren klingeln. Und gab auf. 
Und wie Zufall oder Schicksal so spielen, klingelte auf dem Rückweg nach Hamburg das Telefon und ein Kollege (damals war ich noch fest angestellt) fragte, ob ich für ihn am Wochenende ein Event durchführen könnte, da er überraschend verhindert sei. So ein Event bedeutet üblicherweise um die 14-16 Stunden Arbeit jeweils Freitag, Samstag und Sonntag. Equipment zusammenstellen, stundenlang auf die Autobahn, ein stressiger Veranstaltungstag und am Sonntag alles wieder retour. Nicht unbedingt das, was man sich unter einem erholsamen Wochenende nach einer bereits vollen Arbeitswoche vorstellt. Aber zur Überraschung des Kollegen sagte ich sofort zu und befreite mich damit augenblicklich von der fürchterlichen Arbeit am Boot, die ja auch mein Wochenende ruiniert hätte. Und zwar gründlich. Finanziell sollte es aufgrund der vielen Überstunden auch ungefähr hinkommen. Bingo. 

Selten habe ich mit so viel Freude eine Veranstaltung geleitet, das Publikum begrüßt, mich um technische Probleme gekümmert, Künstler mit typischer Verspätung und passender Attitüde freundlich behandelt. Und bin fröhlich singend am Sonntag zurück nach Hamburg gefahren. Ausgepowert, aber glücklich den Farbkratzer nie wieder anfassen zu müssen. 3 Wochen später war das Boot dann fertig. Und wie! Hier und da hatte Olli noch etwas ausgebessert, das ganze Unterwasserschiff neu aufgebaut, gestrichen. Es sah aus wie neu. Das hätte ich nie so hinbekommen. Nie! Und seitdem denke ich auch heute noch zweimal nach wenn es wieder einmal heißt: TO DO OR NOT TO DO...it yourself.
Auch schon mal drüber nachgedacht?
    

Samstag, 7. März 2015

Vom Millionär zum Tellerwäscher



Folgendes Szenario: Jemand macht euch das Angebot ein halbes Jahr lang ein hochexklusives Leben zu führen. Villa am Meer, Privatjet, eigener Koch und Fitnesstrainer, Bootshaus, denkt euch etwas aus. Dazu ein Limit von einer Million auf einer Kreditkarte (wem das nach Alltag klingt, der kann hier übrigens aufhören zu lesen).  Der erste Impuls wird wohl ein lauter Jubelschrei sein und die Vorfreude auf das wohl beste halbe Jahr des Lebens. Doch ist es das wirklich? Was passiert wenn das halbe Jahr vergangen ist? Kann man sein Leben danach einfach weiter führen und damit glücklich sein? Oder fühlt sich das Leben danach schlechter und grauer an? Unvollkommen und leer? Wie „Pretty Woman“ ohne Richard Gere, und man probiert sich mit seinem alten Leben zu arrangieren, hofft aber insgeheim, dass der Prinz zurückkommen möge? So ähnlich geht es mir nun seit die Zeitmillionen meines monatelangen Sommertörns aufgebraucht sind, und ich wieder mein altes Leben lebe. 



Gedanken an die Zeit nach der Erfüllung meines Traumes hatte ich stets bewusst weit von mir geschoben. Zunächst galt es ja so vieles vorzubereiten, und Pläne zu machen. Von einsamen Ankerbuchten und Schärenplätzen zu träumen. Auf gutes Wetter zu hoffen. Darauf folgte dann das bewusste Genießen jedes Augenblickes auf der Ostsee; ein Leben für den Moment. Oder wie Christian Irrgang  in seinem Buch „Ostsee linksherum“ beschreibt: das bewusste Auskosten des Momentes im exakten Moment des Erlebens. Und nicht erst Monate später in der Erinnerung, weil man den Moment vor Ort verpasst hat. Sondern sich vielleicht gerade Sorgen um die Zukunft machte. Dieses zeitnahe Realisieren des Glückes ist mir perfekt gelungen, und ich danke hiermit jedem Autor für Hinweise dieser Art, da sie einen davor bewahren in die gleiche Falle zu tappen. In diesem Beispiel, die oben beschriebene Situation. Worauf ich nämlich nicht vorbereitet war, war das „Danach“. Das Erwachen nach der Reise, wenn von dem Traum nichts mehr über ist. So sehr man auch probiert hat ihn festzuhalten und noch ein paar Sekunden weiter zu träumen.




Sicher, alle Reisebücher und Berichte haben ein Ende. Da klingt das dann entweder so:  „Nach Anzahl Monaten/Jahren bin ich nun wieder in unsere alte Wohnung gezogen und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Die Kollegen fragen: „Uuups, schon wieder da?“ und widmen sich ihren täglichen Aufgaben und auch ich bin schnell wieder Teil des Getriebes. Häufig träume ich noch von usw…..“, oder so: „Auf meine Bewerbungen nach Ende des Studiums folgten ja viele interessante Angebote und in drei Wochen beginne ich nun eine neue interessante Aufgabe, die mich zunächst sicher sehr ausfüllen wird. Für das Segeln werde ich also erst einmal weniger Zeit haben….“. Es gibt natürlich noch viele weitere Varianten, aber meistens ende sie mit einem „Unhappy End“ im Sinne von „So das war‘s, nun muss ich aber mal wieder.“ Pretty Woman muss zurück auf die Straße. (Schöner haben es hier einzig die betuchten Rentner, dort würde dann beispielsweise stehen: „Toller Sommer. Nächstes Jahr wollen wir dann für ein ein paar Monate nach Norwegen“. Würde stehen. Denn meistens schreiben die ja nicht, sondern genießen einfach nur. Die Weisheit des Alters.) 





Aber kann man das wirklich so einfach? Kann man wirklich sagen: „So das war’s“, der Traum wurde gelebt, abgehakt, weiter im Text? Mir jedenfalls gelingt es nicht. Zu sehr hänge ich an den Erinnerungen, an dem Gefühl meiner Zeitmillionen, an der Freiheit und der Ungebundenheit des letzten Jahres. Doch dieser Traum ist erstmal ausgeträumt und kommt so nicht mehr wieder. Trotz aller neuen Pläne und Aufgaben, die nun auch hier auf mich warten, fühlt es sich oft leer an. Leer und grau. Denn was ich tue ist eben nicht so einmalig, wie in Erfüllung meines Traumes monatelang über die Ostsee zu segeln. Sicher, es ist auch schön und hat seine Momente, aber eben nicht in dieser Dichte. Kann es ja gar nicht sein. Sonst wäre es ja nichts Besonderes gewesen.  Ich bin nicht unglücklich hier, nur seit ich weiß, wie es sein kann anders zu leben, fällt es mir schwer einfach wieder so zu leben wie vorher. Eben so, als wäre man sechs Monate Millionär gewesen und nun wieder Tellerwäscher. Und genau darauf war ich nicht vorbereitet. Das mir das Leben, was mir vor der langen Reise gut gefiel, nun etwas weniger gut gefällt, weil ich hinter dem Horizont etwas Neues und Schöneres gesehen habe. Aber genau darauf sollte sich jeder einstellen, der Ähnliches plant oder gerade erlebt.  Denn es wird deine Sicht der Dinge unweigerlich verändern. Ich wollte das hier nur mal gesagt haben.

Mir bleiben jetzt drei tröstende Gedanken. 

Eins: Wenn mir mein Leben vorher so gut gefallen hätte, hätte ich dann den Aufwand betrieben hinter den Horizont zu fahren? Vermutlich nicht.

Zwei: Das wahre Glück, liegt nicht in den Millionen, sondern in den Menschen und der Liebe um einen herum. Das ist zu mindestens die Aussage zahlloser Filme, die diesen Gedanken aufgreifen und auch  bei mir definitiv wahr. Ich würde jedenfalls keinen der mir eng verbundenen Menschen für Zeit- oder Geldmillionen hergeben.   

Drei: Wer sagt denn, dass man nicht von neuen Abenteuern träumen kann? Nein, sogar muss um nicht depressiv zu werden. Denn die eigenen Träume sind ja stets das Produkt aus den Erfahrungen hinter dem Horizont und den entstandenen neuen Sehnsüchten. Und sie wachsen in gleichem Maße, wie ich auf der Reise innerlich gewachsen bin.