Ich fahre auf Reisen ungern die
gleiche Strecke zweimal. Egal ob im auto, auf dem Motorrad oder mit dem Boot. Auf
den Ålandinseln suchte ich daher nach einer
Alternativroute für den Rückweg um nicht wieder die gleiche, wenn auch schöne
Strecke des Hinweges, zurücksegeln zu müssen. In dem sehr empfehlenswerten
Hafenführer für die Ålandinseln http://www.aland-segeln.de/
fand ich zufällig den Hinweis auf eine sogenannte Seebärenroute, die einen
südlich von Föglö wieder in Richtung Westen bringen soll. Ohne den sonst
notwendigen großen Schlenker nach Nord. Allerdings sind die Informationen nur
einem lokalen Segelclub bekannt. Vor Ort konnte ich daher auch absolut nichts in
Erfahrung bringen und segelte dann doch auf meinem alten Kurs zurück.
Aber die
Sache ließ mir keine Ruhe und ich probierte Kontakt zu den Autoren des
Hafenführers aufzunehmen um weitere Nachforschungen anzustellen. Zu meiner positiven
Überraschung erhielt ich auf meine Mail ins Blaue recht schnell eine Antwort von
Thorsten mit der Bitte um etwas Geduld für weitere Nachfragen bei den Originalautoren
des Buches. Er selbst besitzt einen alten Gaffelkutter mit 1,90 Tiefgang und
kennt diese Route daher nicht persönlich. Nach einiger Zeit erhielt ich nun, wenn auch leider
nicht die Karte der Route, einige interessante Informationen über die Route. Das geheimnisvolle „Sjöbjörnsfaret“ (Seebärenfahrwasser) südlich um Föglö wird
nur im clubinternen Revierführer des finnischen Segelclubs Sjöbjörnarna
beschrieben. Leider ist dieser nicht frei erhältlich und würde daher die
Mitgliedschaft in diesem exklusiven Club erfordern. Für mich also offensichtlich
keine Alternative.
Nach Gesprächen von Thorsten mit
den „Ureinwohnern“ Kökars ergibt sich folgender Sachverhalt: Südlich von Föglö verläuft
ein ehemaliges militärisches Fahrwasser aus russischen Zeiten, das wohl bis in
die 90er-Jahre noch auf russischen Seekarten vom Schärengarten verzeichnet gewesen sein soll. Selbst ein Teil der Baken
scheint noch vorhanden sein. Die von mir gesuchte Route folgt zunächst diesem alten
Fahrwasser. Für die Strecke zwischen Föglö und Kökar wurde dann eine
provisorische und nicht betonnte Route vom Segelclub hinzugefügt. Die Vermessungen
südlich und östlich von Föglö stammen dabei auch teilweise noch aus der Zeit der
russischen Herrschaft über Finnland, womit das „Sjöbjörnsfaret“ dann wohl eher
ein Tipp für Abenteurer oder Insider bleibt.
In meinen offiziellen Seekarten
der Ålandinseln war von dieser Route so auch absolut nichts zu sehen. Im
Gegenteil: Es lagen hier große markierte Bereiche auf den Karten mit dem Hinweis
„Nicht vermessen“. Ich war auf den Inseln teilweise auch außerhalb der
markierten Fahrwasser unterwegs und hielt mich dabei an die Tiefenangaben von
Seekarte und Plotter, die übrigens sehr exakt waren. In „nicht vermessene“
Gebiete bin ich bei aller Abenteuerlust aber dann nicht gefahren.
Mir geht die Seebärenroute irgendwie
nicht aus dem Kopf, denn sie würde wirklich einzigartig durch die
felsenübersäten Gewässer gehen, die mir wie das Ende der Welt schienen. Quasi die
Essenz der Ålandinseln. Ich freue mich daher über jede weitere Information Dritter
und auch Thorsten will sich vor Ort noch weiter informieren. Ich bin sehr gespannt.
Stellt sich nur die Frage mit welchem Boot ich diese Route dann erkunden soll?
Ein Charterschiff wäre wohl eher nicht geeignet und diese Tour würde wohl zurecht
als grob fahrlässig, im Falle eines Auflaufens gewertet werden. Was soll‘s,
dann fahre ich in ein paar Jahren eben selbst noch einmal hoch. Oder vielleicht
sollte die Route auch einfach ein Geheimnis bleiben, um ihren Reiz nicht zu
verlieren?