Montag, 13. April 2015

Gewittersegeln





„Und, hast du auch mal einen Sturm erlebt?“ war die wohl meist gestellte Frage nach meiner Reise. Die Antwort ist simpel. Ja, habe ich...aber im Hafen. Denn wenn man sechs Monate unterwegs ist, erlebt man immer Tage mit Starkwind oder Sturm. Diese werden aber immer rechtzeitig angekündigt. So unzuverlässig einem der Wetterbericht auch oft scheint, die Windvorhersagen entsprechen schon meistens der Realität. Große Tiefdruckgebiete erscheinen nicht einfach aus dem Nichts, sondern kommen „unter Aufsicht“ der Wetterdienste vom Atlantik herübergezogen und können daher rechtzeitig angekündigt werden. Darauf stellt man sich dann eben ein und bleibt einfach 2-3 Tage im Hafen. In Borgholm auf Öland, so wurde mir erzählt, lagen mehrere Boote sogar über fünf Tage fest. Die Welle macht das Auslaufen unmöglich und im Hafen schaukelten die Boote so sehr, das viele seekrank wurden, heimfuhren oder an Land in Pensionen übernachteten. Aber das ist eine andere Geschichte.


Ich habe unterwegs auch meine Portionen Starkwind und Sturmböen abbekommen, denn lokale Phänomene wie Seewind, Kap- und Düseneffekte können die Windverhältnisse schon manchmal überaschend verstärken, aber es war nichts, das ich nicht durch Verkleinern der Segelfläche und beherztes Segeln in den Griff zu bekommen konnte. 


Doch es gibt noch eine Bedrohung, die weit unberechenbarer ist als ein „normaler“ Sturm. Gewitter. Mit Blitz und Donner, prasselndem Regen, Sturmböen. In der Vorhersage heißt es: Es besteht die Gefahr von Gewittern und Gewitterböen. Oder anders ausgedrückt: Es könnte sein, das es Gewitter geben wird. Wo und wann genau ist fraglich. Und ob man unter eine Gewitterwolke gerät, ist ebenfalls ungewiss. In welcher Stärke man von einer Bö erwischt wird ist ebenfalls nicht vorhersehbar. Während ein angekündigter Sturm einen garantiert ärgern wird, ist diese Gefahr bei einer Gewitterwarnung einfach deutlich geringer. Teils sieht man Blitze und Wolken am Horizont, teils gerät man auch einmal direkt hinein, doch so wirklich dramatisch wird es eher selten. Kein Grund also lieber im Hafen zu bleiben? 


Schwer zu sagen, diese Entscheidung muss alleine der Skipper fällen und verantworten. Eine große Hilfe dabei wird auf jeden Fall das gerade erschienene Buch „Gewittersegeln“ von millemari. sein. 40 Autoren erzählen über ihre Erlebnisse mit und in Gewittern. Dazu gibt es Hinweise von Meteorologen, Tipps und Tricks sowie Erfahrungen des Yachtversicherers Pantaenius. Wie schütze ich mich vor Blitzen? Wie bereite ich das Boot vor? Was kann ich meiner Crew zumuten? 


Auf alle Fragen gibt es in diesem sehr umfassenden Buch eine Antwort. Und dabei ist das Buch nicht nur für Segler gedacht. Viele der abenteuerlichen Berichte sind genau richtig, um mit Gänsehaut und leichtem Gruseln im warmen und trockenen Heim gelesen zu werden. Denn die besten Geschichten schreibt doch immer noch das Leben.