Wer von euch war auch schon einmal länger unterwegs? Nicht Wochen,
sondern Monate oder auch Jahre? Hat Job und Partner oder Familie zurückgelassen? Hat sich eine
längere Auszeit gegönnt? Dann würde ich gerne wissen, wie ihr mit dem Thema Erinnerungen
umgeht. Denn ich habe damit so meine Probleme. Warum? Sie tun so weh! Sie
erinnern mich an eine der sorglosesten Zeiten meines Lebens. An Freiheit. An Abenteuer.
An Unmengen von Zeit. An Glück in seiner reinsten Form. Ist doch super,
könnte man denken. Ist es aber nicht, denn jeder Erinnerung haftet dabei auch ein ganz übler
Gedanke an. „Werde ich so etwas noch einmal erleben? Werde ich mich jemals wieder so
frei fühlen? Werde ich noch einmal für so eine lange Zeit losfahren können?“
Schliesslich kann man das ja meistens nicht so einfach wiederholen. Häufig
hat es Jahre gedauert sich aus Verpflichtungen zu befreien und sich aus dem Alltag
zu lösen. Geld anzusparen um sich dann wirklich auf den Weg zu machen. Für das große Abenteuer des Lebens. An das man sich
immer wieder gerne erinnern möchte. Glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende. Aber
bei mir will das einfach nicht funktionieren. Bin ich zu gierig, zu undankbar; einfach nicht
satt zu bekommen? Ist das der Grund warum ich überhaupt losgezogen bin? Oder geht es euch anderen Auszeitnehmern genauso?
Das erste
Jahr nach der Reise mochte ich gar nicht mehr an die Reise zurückdenken. Danach ging es
langsam und stückweise. Meistens in Momenten, in denen ich glücklich und zufrieden im
Bett lag, kurz vorm Einschlafen. Und es ist noch jede Erinnerung vorhanden. Jeder Hafen.
Jeder Liegeplatz. Jeder Ort und seine Besonderheiten. Die Menschen. Der Hafenmeister. Die hübsche Supermarktkassierein. Alles noch da. Für immer
eingebrannt in mein Gedächtnis. Und dann bin ich wieder unterwegs. Und Segel in
Gedanken wieder über das Meer. Durch die Schären. Von Insel zu Insel. Und ich
bin glücklich. Und dankbar, das ich das erleben durfte. Das ich meine Träume
wahr gemacht habe. Ich spüre den Wind und rieche wieder das Meer.
Na gut, das klingt nun
plakativ, Aber es stimmt. Doch ich muss
aufpassen. Und wie. Ich darf die Tür zu den verbotenen Gedanken nicht öffen.
Ja, nicht einmal durch das Schlüsselloch schielen. Denn die kleine, doch stets präsente Frage, ob ich das noch
einmal so erleben werde, lässt meine Tagträume wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Ich
fühle mich dann klein vor dem Leben, hilflos ob meines fremdbestimmten Schicksals und
ohne Kontrolle über mein eigenes Leben. Daher meine Frage: Was macht ihr in
solchen Momenten? Einfach nicht dran denken? Die Sehnsucht ignorieren oder mit
Logik ausblenden? An andere denken, die so etwas nie erleben werden. Die froh über ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen sind?
Kann ich mich wirklich erst wieder „glücklich“ erinnern, wenn ich noch
einmal für lange Zeit loskomme? Ich denke, mir bleibt keine andere Wahl als es
herauszufinden.