Emotionen pur - Lilly Lou von "Rock the Bob" schreibt ihre Texte noch selbst
Ich habe vom
diesjährigen ESC Contest eigentlich nur drei Dinge mitbekommen.
- Den Gewinnertitel
am Ende der Show interpretiert von dem portugiesischen Geschwisterpaar
- Das Unverständnis
der Medien ob des vorletzten Platzes
- Den deutschen
Titel bei YouTube, um mitreden zu können
Mit erscheint die
Sache doch recht eindeutig. Lieber NDR, hier meine Analyse und Hilfestellung für das
nächste Jahr:
Es geht bei Musik
um Emotionen. Wenn ich einen Song höre der mich anspricht, macht dieser mich
glücklich, bringt mich zum Weinen oder Lachen, lässt mich Tanzen (selten), mich
über mein Leben nachdenken, von Urlaub träumen etc. Doch welche Emotionen habt
ihr von dem deutschen Titel erwartet? Gut, das Wolle Petri Gitarrenintro ist
Geschmackssache, aber ansonsten ist der Song handwerklich OK. Und wird von der
mir unbekannten Lady auch ganz OK interpretiert, von einigen nicht ganz getroffenen Tönen mal abgesehen. Aber emotional bleibt
nichts hängen. Weder die Musik oder die Interpretin erreichen mich. Man merkt,
dass sie alles richtig machen möchte und sich viele Punkte wünscht. Perfect Life=Perfect Score? Aber mir sonst
nichts weiter zu sagen hat. Solides deutsches Handwerk (in englischer Sprache) ohne emotionalen Inhalt. Dazu eine Band mit der Ausstrahlung von NASA Raumfahrttechnikern.
Um Emotionen zu
transportieren müssen Interpret und Titel zusammenpassen.
Auch hier verstehe ich bei dem deutschen Titel nicht, warum diese Frau mit Frisur diesen
Song singt. Weil sie es kann? Warum soll ich mir das noch einmal anhören wollen
und dafür Punkte vergeben? Für weitere 3 Minuten Langeweile?
Oder wähle ich dann doch
lieber für Portugal? Ich verstehe zwar kein Wort (obwohl ich es gerne würde),
spüre aber das der Sänger etwas zu sagen hat, er den Song wirklich fühlt und ich
vor allem sofort emotional bei der Sache bin. Die Zeit bleibt stehen, die Welt
dreht sich etwas langsamer und ich spüre Trauer, Sehnsucht, Verlust, Hoffnung. Auch ohne
Worte. Diesen Song würde ich gerne noch einmal hören.Schade das es in unserer Radiolandschaft dafür kein Format mehr gibt. Der deutsche Song würde dort jedoch gar nicht weiter stören.
Anderes Beispiel:
Lena und Satellite. Welch perfekte Kombination. Durchgeknallte Alte,
durchgeknallte Interpretation und ein schräger Song. Macht gute Laune, hatte
Erotik und Suchtpotential. Volle Punktzahl...bitte gleich nochmal! Derselbe
Song von der diesjährigen Kandidatin oder dem Portugiesen interpretiert... hmmm,
wäre wohl schwieriger gewesen.
Also lieber NDR,
was wollt ihr das nächste Mal machen? Der Welt Emotionen verkaufen oder
irgendwie wieder alles richtig machen? Die in Amerika produzierte Fahrstuhlmusik, die auf vielen eurer Sender
läuft und nicht weiter stören soll oder der eine Song, der einmal aufhorchen lässt?
Wenn ihr einen Titel mit passendem Interpreten findet, der voller Emotionen ist,
dann wird Europa das schon zu würdigen wissen, glaubt mir. Denn Musik ist der
Soundtrack unseres Lebens in seiner ganzen Bandbreite und nicht nur die
unaufdringliche Hintergrundmusik, die uns im Formatradio präsentiert wird.
Mein Leben macht mich wütend, traurig, glücklich, neugierig, aggressiv oder sentimental.
Aber sicher nicht gelangweilt.