Sonntag, 12. Oktober 2014

Igitt, ein Segler



In den Sanitärräumen des Yachthafens Kappeln macht das Restaurant Pierspeicher große Werbung für Segler. Diverse Frühstücke, alles ab 0730h, recht günstig etc. Da mein Bordfrühstück immer sehr ähnlich war, klang das sehr verlockend. Also gehe ich heute direkt aus der Koje die nur 15 Meter dorthin. Auf meine freundiche Begrüssung der Bedienung folgt ein sehr kritischer von oben nach unten Blick (bin ich etwas nackt? Nein...) gefolgt von der Frage, ob ich denn reserviert hätte? Nein, aber es sitzen grade mal 15 Gestalten in dem recht großen Restaurant. Ja dann, ob ich alleine wäre? Ja. Na gut, also da hinten draussen im Freien um die Ecke, wäre wohl noch ein Plätzchen frei. Danke Nein. 
Von draußen schaue ich mir dann einmal das Publikum an. Alle schick und 65+. Na gut, jedem Restaurant sein Klientel...aber warum machen die dann Werbung in den Waschräumen der Segler? Doch nicht für diese Gäste. Obwohl ich vermute mal es gibt Boote mit Schränken zum Aufhängen, Waschmaschinen, Warmwasser und Duschen an Bord, Heizung, Handtuchtrocknern, Bügelbrettern und 220V Generatoren...es gibt ja auch Boote die selber wenden können. Dann könnte man natürlich dort in passender Garderobe auflaufen, wenn die Boote nicht schon längst in beheizter Halle liegen würden.
Bei mir gibt es aber nur Kaltwasser aus der Fusspumpe, Schwalbennester zum Sachen reinknüllen und dann sieht man nach 6 Monaten auf See eben so aus, wie ich aussehe, wenn ich morgens aus der Koje komme...und das war noch nicht mal wirklich schlimm!! Bin ich deswegen jetzt weniger Segler als Mr. Musto und Mrs. Compass (sorry Gaastra)? Könnte man ja vermuten; in den Katalogen der einschlägigen Firmen kommt ja auch stets die Kleidung vor dem Zubehör. Ist vor allem auch egal, denn wohlgefühlt hätte ich mich dort eh nicht. Zwei Restaurants weiter war dann auch alles so, wie es sein sollte. Ohne komisch gucken und mit Nettsein. Da gehe ich gerne wieder hin, in den Pierspeicher nicht mal als Multimillionär. War nur irgenwie komisch nach den Monaten auf See kein Seglerfrühstück zu bekommen, da man so aussieht als, wäre man Monate auf See gewesen.
Bleibt nur die Frage, ob ich mir warme Dusche und co. auch zulegen würde, wenn ich es mir leisten könnte? Lächel ich da nur drüber, da ich es eben nicht habe? Ein klein wenig sicher schon und so habe ich die letzte Stunde überlegt, wie mein Boot wohl aussehen würde, wenn es nicht auf das Geld ankäme. Das ist wirklich nicht einfach. 
Aber eines ist gewiss: Keine dieser goldenen Plastiktütensegel, die aussehen als käme ich grad vom Einkauf im Baumarkt. Ein Segelboot ohne weisse Segel? Nie im Leben...