Ein interessantes Phänomen hat sich während der gesamten Reise nicht verändert. Sobald ich ablege und die Segel hisse bin ich in einer anderen Welt. Egal worüber ich mich vorher gefreut oder geärgert, etwas geplant oder verworfen habe. Mit dem Hochziehen der Segel ist alles verschwunden. Wie früher bei diesen Zeichenpappen, bei denen man durch Ziehen an einer Seite alles verschwinden lassen konnte. Oder meinetwegen heute ALT-SHIFT-CTRL-STRG-Klammeraffe-Slash-Apfel-Hyphen Delete, oder womit man auch immer den Bildschirm ganz leer bekommt :-) Oder war es Format C: ? Oder Stecker raus?
Es gibt dann nur noch mich, das Boot und das Ziel. Und solange ich nicht wieder angelegt habe, bin ich auch nicht in der Lage über etwas reales, bordfremdes Nachzudenken. Anderen Gedanken nachzuhängen funktioniert dagegen sehr gut. Es darf nur eben nichts aktuelles, “Dringendes” sein. Ich finde das immer wieder erstaunlich. Andere zahlen dafür viel Geld in Yoga-, Thai-Chi oder Meditationskursen. Ich hisse einfach die Segel und weg ist der Alltag! Ritsch-Ratsch...
Das klappt aber merkwürdigerweise nicht unter Motor, es müssen die Segel und die damit einsetzende Stille sein. Deswegen trinken Motorbootfahrer wohl auch deutlich mehr als Segler?