Donnerstag, 30. Juli 2015

Grüßen - Nett oder lästig?




Situation 1: Deutsche Ostsee: Ein Segelboot passiert mich von vorne kommend. Ich sehe den Skipper am Ruder stehen und grüße ihn freundlich. Er guckt mich einfach nur mit ausdrucksloser Miene an und segelt weiter. Schwedische Ostsee: Ein Segelboot passiert mich von vorne kommend. Obwohl noch weit voneinander entfernt winken wir uns gegenseitig fröhlich zu. 

Situation 2: Ich betrete ein Restaurant in Deutschland. Alle Bedienungen sind unsichtbar oder im gemeinsamen Gespräch. Ich setze mich also einfach an einen freien Tisch. Als nach 5 Minuten immer noch niemand kommt, hole ich mir selbst die Karte. Begrüßt werde ich dann mit einem knappen „Die Küche macht aber gleich zu“. Ich betrete ein Restaurant in den USA. Es folgt dann in etwa dieser Dialog: „Hey, how are you today?” “Great, and you?” “Awesome, please follow me… Where do you come from?” “Germany, we are on a round trip” “Yeees? How nice…what do you want to drink?” “Sweet tea, please” “Great, here is our menu. I’ll be right back to take your orders.” Fühlt sich doch gleich viel besser an. 

Situation 3: Ich freue mich auf die neue Marina in Dänemark, da ich die Skandinavier als sehr liebenswerte und freundliche Menschen kennengelernt habe. Mir kommt ein Paar entgegen. Freundlich grüße ich sie. Doch schnell wird der Blick abgewendet und wortlos vorbeigehuscht. Ich schaue mich genauer um und sehe überall deutsche Kennzeichen. Na gut, dann eben wortlos vorübergehen. Das vierte Paar grüßt mich. Ich bekomme fast einen Schreck. Heckflagge? Danebro…

So könnte ich endlos Beispiel an Beispiel fügen, aber es ist wohl klar worauf ich hinaus will. Warum tun wir Deutschen (ich schließe mich hier leider mit ein) uns so schwer mit den simplen Formen der Höflichkeit und des Umgangs miteinander? In Amerika gilt es als unhöflich im Fahrstuhl schweigend nebeneinander zu stehen oder gemeinsam irgendwo Seite an Seite zu sitzen. Also wird simpler Small Talk gemacht und dabei stets gute Laune suggeriert. Und mir gefällt das. Denn dieser Umgang macht mir gute Laune, auch wenn es mein Gegenüber absolut nicht interessiert, wie es mir denn heute wirklich geht. In Deutschland wird jede persönliche Frage doch irgendwie immer gleich als Angriff gewertet. Wenn ich in einen Fahrstuhl einsteige und dort jemanden frage, wie es ihm geht, denkt er/sie doch gleich ich will die Brieftasche klauen oder eine Versicherung verkaufen. Small Talk? Fehlanzeige. Bloß schnell wegschauen und raus aus dieser unangenehmen Situation. Wovor fürchten wir uns denn? Vor ein paar netten, unverbindlichen Worten? Mir geht es nach einem Small Talk jedenfalls besser als nach einem verkrampften Schweigen. Aber häufig werden hier andere Menschen meist eher misstrauisch als wohlwollend gemustert, und wirklich sicher ist man nur in den eigenen vier Wänden vor dem Fernseher. Der fragt wenigstens nicht wie es einem geht, sondern plärrt einfach vor sich hin. Wäre ja auch noch schöner. Schlimm genug, dass die Supermarktkassiererinnen auch neuerdings auch alle freundlich grüßen (müssen). Viele, gerade der Älteren, lassen diesen Gruß aber unbeantwortet, wie ich immer wieder beobachte. 

Nun mag man den Einwand bringen, das gerade Amerika das Land der Oberflächlichkeit ist und die Höflichkeit daher nur aufgesetzt. Stimmt. Aber: Na und? Es herrscht darüber ja Konsens und fühlt sich dabei trotzdem besser an und als das deutsche Gebrummel. Eine Bekannte von mir brachte es mal so auf den Punkt. Bei der Ankunft in den USA wollte sie ihren schweren Koffer vom Band holen. Doch kaum setzte sie dazu an, sprang ein freundlicher Herr dazu und half ihr. Er begrüßte sie kurz in den USA und fragte wohin die Reise geht, doch die allzu ausführliche Antwort wartete er dann doch nicht ab, sondern machte sich mit einem schnellen „Yeah, have a great trip!“ vom Acker. „Naja, so sind die hier eben“ dachte die besagte Bekannte. Zurück in Deutschland kam ihr in selber Situation natürlich niemand zu Hilfe. Und sie wurde sogar noch von einem Mann angeschnauzt, weil sie den Koffer nicht schnell genug vom Band bekam. Natürlich kam er ihr dabei nicht zur Hilfe. Da kam dann doch schnell wieder Sehnsucht nach dem oberflächlichen Amerika auf.

Mich stört es nicht immer wenn ein Gruß ins Leere geht. Gerade auf dem Segelboot ist man ja oft beschäftigt oder die Entfernungen sind groß. Auch ich habe dabei wohl schon häufig einen Gruß verpasst. Was ich aber absolut nicht nachvollziehen kann ist das „bösartige“ Nichtgrüßen. Sprich, man fährt dicht aneinander vorbei (und ich meine dabei nicht auf der Förde zur Kieler Woche), ich hebe mein Arm und mein Gegenüber schaut mir einfach nur lange und komplett ausdruckslos in die Augen. Warum? Wieso? Weshalb? So gerne wüsste ich die Antwort! Ich empfinde es als echte Frechheit und so ist dann von einfachem Abwinken bis selten zum Mittelfinger (ich gestehe) alles drin…je nach Tagesform. Woher kommt bloß diese ablehnende und (im Wortsinne) fremdenfeindliche Haltung in Deutschland? Freundlichsein erscheint vielen offenbar als Zumutung oder sogar als Anstrengung. Und da man selber gerne unfreundlich und mies gelaunt ist, sollen es die anderen bitte auch sein? Die Standardantwort in Amerika auf ein: „How are you?“ ist „Great!“. In Deutschland folgt auf „Na, wie geht’s?“ ein „Muss ja!“. Das sagt doch schon alles. Und wir haben dabei einen Sozialstaat von dem viele Amerikaner nur träumen. 

Diese meckerige Attitüde findet man nun leider auch online in eigentlich fast allen Gruppen und Foren. Ich kann diese Beiträge eigentlich nur lesen, indem ich konsequent alles themenfremde filtere. Wenn ich eine Antwort auf ein Problem suche interessiert es mich doch nicht, ob die Frage schon einmal (absolut unauffindbar) gestellt wurde. Oder ob der Fragende ein Idiot und der Antwortende ein noch ein größerer Idiot ist. Und daher nun  das Forum verlässt. Aber mit geübtem Filterblick findet man dann irgendwo  auf Seite 3 dann doch den gesuchten Link oder die Information. Und auch hier können wir uns gerne etwas von den Briten oder auch den Amerikanern (außer natürlich zum Thema  privater Waffenbesitz) abgucken. Jede noch so dämliche Frage (die dem Fragenden aber doch offenbar wichtig war) wird da höflich beantwortet. Beispiel: „Ich habe gerade ein kleines Segelboot gekauft und möchte in drei Monaten die Welt umrunden. Brauche ich dafür eigentlich einen Motor und reichen 100 Euro?“

Englisches Forum: „I have great respect for your plans to round the world in a sailboat with just €100.-. It will surely be a great lifetime experience. But I am also sure it will be even greater after a good time of making some sailing experiences in your coastal waters. Also it might be a good idea to spend some time sailing on a boat with an experienced sailor to learn some stuff you might need on your journey. Don’t get me wrong here…I really appreciate your sense for adventures and your courage to face this dangerous trip, which already took the life of many even more experienced sailors. But you will have much more fun when to know exactly how to handle your boat. Good luck, and give me a note if you managed to go round in three month, so I can shake your hand to this new world record!” Oder so ähnlich.

Deutsches Forum: ”Was ist das denn fürn Idiot” “Bleib besser zuhause, du Penner” „Kauf dir nen Strick für €10.- Ist billiger.“ Und das in 786 Variationen plus Insiderwitze über die richtigen Socken beim Kentern.  Bis dann der Ruf an den Admin laut wird dieses A…loch doch endlich zu sperren. Und sehr wenige würden sich dabei die Mühe machen, einfach einmal freundlich und höflich auf den Unsinn dieses Plans hinzuweisen. Generell habe ich den Eindruck, dass vollständig formulierte Sätze es in Deutschland schwer haben. Denn die klingen ja immer noch zu nett. Lieber ein „Tolle Idee, Spinner“ als ein „Entschuldigung, aber ihre Idee ist leider sehr bescheuert!“ Dabei wäre das doch schon ein großer Schritt in die richtige Richtung! In diesem Sinne: Auf die Rückkehr der respektvollen Umgangsformen, damit wir alle mehr vom Leben haben. Jaja, ich hör schon auf zu meckern :-)

Donnerstag, 9. Juli 2015

Das Buch "Gewittersegeln" - eine Rezension


Zugegeben: Ich habe dem Buch Gewittersegeln eine Geschichte beigesteuert, bin aber doch jetzt erst dazu gekommen es einmal ganz durchzulesen. Und bin hellauf begeistert. Warum? 


Es sind die persönlichen Erlebnisse, die Geschichten aus der Praxis, die unerwarteten Dramen die den Unterschied zum Lehrbuch machen. Der Grund warum man Kurse belegt oder Vorlesungen besucht, obwohl man seine auch selbsterworbenen Kenntnisse meist nur in einer Abschlussprüfung belegen müsste. Die Theorie prägt sich durch Geschichten aus der Praxis einfach besser ein und die Wahrheit ist ja oft viel komplexer als es ein Lehrbuch darstellt. An Bord meines Bootes habe ich den Klassiker "Seemannschaft" und ein SSS Lehrbuch. In beiden Büchern wird auf nur wenigen Seiten auch über Gewitter geschrieben, aber es fehlen die Beispiele aus dem Leben. Denn die von den 40 Autoren beschriebenen Abenteuer bis Katastrophen aus den verschiedensten Regionen haben eines gemeinsam. Der Zustand Gewitter vermischt sich immer mit einer persönlichen Komponente. Und erst deren Kombination wird zur Gefahr. 


So wie im Auto eine Fahrt im Dunkeln durch Schnee oder Regen erst einmal unkritisch ist, ändert sich das durch Übermüdung des Fahrers, abgefahrene Reifen, fehlende Landkarten. Es ist immer die Kombination die zu Unfällen führt, und die in den Lehrbüchern nicht beschrieben wird. In der "Seemannschaft" steht nichts von nachlassender Wachsamkeit auf langem Törn bei schönem Wetter - und schon liegt man platt auf dem Wasser. Nichts von der wegen übermässiger Vorsicht lästernden Ehefrau - und schon ist man zu tief in einer ungeeigneten Ankerbucht gefangen. Der unterdimensionierte Aussenborder, der fehlende Mann bei einer langen Yachtüberführung. Die Variationen sind so zahlreich wie die Autoren, und das ist gut so. Reviere, Kenntnisstand, Yachtgröße, Schreibstil...alles variiert, so das dieses Buch einfach nicht langweilig wird. 


Die meisten der Geschichten werden ergänzt durch Selbsteinsichten der Autoren, was sie hätten anders machen können und heute anders machen würden. Ich würde mir noch viel mehr dieser Praxisbücher zu weiteren Themen der Segelei wünschen, denn ähnlich wie die Praxisaufgaben in der Navigation, festigen sie erst den Kenntnisstand des Seefahrenden und bieten ihm im Ernstfall einen fremderlebten Wissensfundus, der hilft eben diese gefährliche Kombination aus Fehlern zu vermeiden. Die meisten der Geschichten enden dann auch nur mit einem Schrecken oder einer neuen Erfahrung, doch ein tödlicher Ausgang einer Überführung im Mittelmeer zeigt wie schnell auf See etwas Ernstes passieren kann. Und je intensiver man sich mit den vielfältigen Gefahren der Gewitter vorher auseinandergesetzt hat, umso ruhiger kann man im Ernstfalle damit umgehen. 

Und dafür plädiere ich in meiner Geschichte im Buch. Sicherheit durch gute Vorbereitung, damit man auf See der Gefahr begegnen kann und ihr die Stirn bietet. Und nicht verunsichert und verängstigt falsche Entscheidungen trifft. Und auf etwas Aberglauben und auch das bewusste Auskosten der Gefahren, die das Abenteuer Seefahrt nun mal seit Jahrhunderten in sich birgt. Und die man dann in den Seemannskneipen der Welt zu hören bekommt. Oder in diesem Buch zu lesen bekommt. Denn im Sessel vor dem Fernseher erlebt man so etwas nun einmal nicht. Mehr davon!   

Mittwoch, 8. Juli 2015

Invasion der Kapuzenmännchen - Was braucht man wirklich an Bord?



Jedes Mal, wenn neben mir ein Schiff voll eingepackter Menschen mit Leuchtkapuzen anlegen will, ist höchste Alarmstufe angesagt. Es folgen meist Geschrei, Planlosigkeit und akute Gefahr für die Nachbarlieger. Bei einem Schiff mit einem Skipper im Pulli oder anderer „ziviler“ Kleidung besteht diese Sorge eher nie. Das Können der Crew scheint somit umgekehrt proportional zur Klassifikation der Kleidung zu stehen. Schwerwetter Offshore wird offenbar noch vor dem SBF angeschafft, ab einigen 1000 Seemeilen Erfahrung hat man dann wohl keine Lust mehr sich so dick zu verpacken und sucht nach etwas Gemütlicherem. Ohnehin war es mir stets ein Rätsel, warum in den Katalogen der meisten Ausrüster immer die Kleidung den Anfang macht. Und ganz hinten finden sich dann erst Farben, Lacke und Epoxy. Bei meinem alten Boot lese ich daher immer von hinten nach vorne und das Budget reicht dann grad mal für ein paar der hinteren Seiten und nie für die Vorderen. Was braucht man aber wirklich auf der Ostsee? Ich habe einfach mal die Sachen rausgesucht, die ich auch wirklich getragen habe und die irgendwie unter den Begriff Funktionskleidung fallen.

T-Shirts, Unterwäsche etc. lasse ich in der Auflistung weg. Gerade Anfängern möchte ich hiermit eine Übersicht über die wirklich wichtigen und praxiserprobten Kleidungstücke geben. Die alten Hasen haben eh schon ihre eigene Sammlung an Segelklamotten.

Kopfbedeckung: Ich hasse Kapuzen und deren beengendes Gefühl und Sichtfeld. Lieber habe ich eine nasse Mütze auf dem Kopf. Und so gibt es bei mir eine dicke Mütze und eine dünne Mütze (gut bei Wind, aber moderaten Temperaturen). Unter einer Baseballcap wird mir stets zu warm und sie neigt zum Wegfliegen. Bei Hitze und Sonne hat sich für mich übrigens ein Tuch bewährt (Bandana),  welches ich auf den Kopf knote und ständig mit Wasser tränke, um den Kopf zu kühlen.




Sonnenbrille: Ich benutze nur noch polarisierte, auch wenn sie dann teurer sind. Die Sonnenreflexionen auf dem Wasser gehen enorm auf die Augen, und ich möchte einfach nicht mehr ohne eine gute Sonnenbrille sein. Abends spürt man den Unterschied. Und möglichst rundum abschließen soll sie,  um Luftzug von den Augen abzuhalten. 

Schal: Als Glücksbringer und gegen einen steifen Nacken immer am Mann. 

Feste wasserdichte Jacke: Meine gab es sehr billig (€20.-) im Baumarkt. Sie ist warm, wasser- und winddicht und hat viele Taschen.  Irgendwann habe ich sie lieber angezogen als eine bei ebay erworbene spezielle Segeljacke (mit Kapuze).

Kapuzenpulli mit Futter: Allrounder auf See. Hält warm und den Wind ab. Mit der Kombination aus Pulli und erwähnter Jacke ist mir immer warm gewesen. Aber oft auch schnell zu warm.

Leichte wind- und regendichte Jacke: Mir fehlte bisher an Bord immer noch eine leichte, gemütliche Jacke. Die mal eben schnell übers T-Shirt gezogen, oder bei leichtem Regen über den Kapuzenpulli, warm und trocken hält. Ich warte dann gewöhnlich immer zulange und am Ende sind dann alle Klamotten nass. Umso mehr habe ich mich gefreut so eine Jacke  zum Testen von www.12seemeilen.de/ zur Verfügung gestellt zu bekommen. Doch davon gleich mehr.


Handschuhe: Ein Paar mit Fingern gegen die Kälte, und eines ohne Finger zum Arbeiten. Beide sind ein Muss an Bord.



Segelhose: Mein Lieblingskleidungsstück. Die dicke Hose mit Trägern. Bei Wärme auch gerne nur mit T-Shirt. Wenn ich sie nicht anhabe, fühle ich mich wie ein Ritter ohne Rüstung. Verwundbar und unseemännisch. Sie ist warm, schützt die Nieren, ist an den Knien extra geschützt, wasserdicht und kann mit angezogenen Schuhen ausgezogen werden. Einziges Manko, keine Taschen für die Hände. Unter der Hose trage ich dann je nach Temperatur entweder nur Unterhose, lange Unterhose oder Jogginghose.

Schuhe: Schwierig!! Auch hier suche ich noch nach einer Kombination aus wasserdicht und leicht. Zurzeit habe ich entweder Turnschuhe oder Gummistiefel an, doch nichts für mittendrin.

Ende der Liste, das war‘s! Mehr brauchte ich von Mai bis Oktober auf der Ostsee  nicht. 

Und jetzt komme ich also nun wie versprochen zum Test der folgenden Jacke von Marinepool:

 
Ich erhielt sie zum Testen vom Ausrüster
wobei es der Firma sehr wichtig war einen möglichst objektiven Test zu erhalten, der sowohl positive als auch negative Punkte berücksichtigt. Das gefällt mir gut und so fange ich einmal mit meiner Anforderungsliste an diese leichte Jacke an.
  1. Gemütlich, leicht und optisch ansprechend…sonst ziehe ich sie eh nicht an 
  2. Winddicht, aber atmungsaktiv 
  3. Abschließende Bündchen an den Ärmeln gegen den Wind
  4. Anschmiegsamer Kragen
  5. Wasserdicht bei leichtem (auch länger anhaltendem) Regen
  6. Außentaschen für die Hände und eine Innentasche
  7. Einsetzbar an warmen wie an kalten Tagen, also einen größeren Temperaturbereich abdeckend ohne Schwitzen oder Frieren
Jetzt wollen wir doch einmal sehen inwieweit die zu testende Jacke nun meinen Wünschen gerecht wird, und ob sie sogar eventuell einen Platz an Bord findet.


 Gut sieht sie aus. Farbwahl und Schnitt passen sehr gut. Die gesamte Verarbeitung wirkt extrem hochwertig; von den Nähten bis hin zu den Reißverschlüssen mit Zippverlängerungen. Dazu kommen viele Details wie der robuste Aufhänger, das Logo und der Marinepoolschriftzug. Mit der Jacke kann man sich in jedem Hafen sehen lassen, aber sie ist auch gut privat zu tragen, da sie nicht zu segelspezifisch aussieht. Innen ist sie mit einem sehr weichen Material gefüttert. Meine Anforderungen zu Punkt 1 sind damit zu 100% erfüllt. Das weckt mein Interesse auf mehr.


 Also raus in den Wind. Ich trage nur ein T-Shirt unter der Jacke und draußen weht es recht kräftig. Schnell noch die mit Klettband verstellbaren  Bündchen verschlossen, schon bin ich winddicht eingepackt. Von unten dringt noch etwas Luft  ein, aber auch hier (und oben am sehr angenehmen und individuell einstellbaren Kragen) finde ich die Möglichkeit mich mit praktischen Gummis  schnell komplett zu isolieren. Die interessanten Reißverschlüsse mit Gummierung lassen ebenfalls keinen Zug hindurch. Sehr gut! Auch beim weiteren Schreiben dieses Beitrages unter Deck komme ich, nach wie vor komplett isoliert, nicht ins Schwitzen. Punkte 2,3 und 4 sind damit ebenfalls sehr gut erfüllt. 

 
Für den weiteren Test habe ich jetzt erst einmal die passenden Bedingungen abgewartet. Diese bestanden im Laufe einer typischen norddeutschen Sommerwoche aus Regen, viel Wind, Sonne und Abkühlung bei einem Nachttörn. Einfaches Fazit: alle Bedingungen wurden perfekt gemeistert. Das Wasser perlt nur so von der Jacke ab; durch die gummierten Reißverschlüsse dringt auch bei längerem Regen nichts ein. Bei Kombination von Wind und Sonne bleibt man geschützt ohne ins Schwitzen zu kommen und auch nach dem Anlegemanöver schwitzt man nicht übermäßig. Und wenn dann ist es nicht Jacke geschuldet J Sie hält auch nachts ausreichend warm, allerdings muss man dann je nach Bedarf noch etwas über dem T-Shirt anziehen. Ich habe es ja lieber etwas kühler, daher bin ich rundum zufrieden. Dazu habe ich zwei Außentaschen für meine Hände, ein für mich übrigens sehr wichtiger Punkt. 

 
Kurzum, selten habe ich mich in so kurzer Zeit an ein Kleidungsstück gewöhnt (mal abgesehen von meiner Segelhose) und die Jacke hat sofort ihren Platz an Bord gefunden. So fehlt mir dann in der Tat nur die geschützte Innentasche für Portemonnaie und/oder Handy. Andererseits bieten die Außentaschen dafür aber auch genug Platz. Die Jacke kommt mit einer Kapuze und diese ist sogar für mich OK, da sie mit insgesamt 3 Gummis extrem vielseitig verstellbar ist. Wer weiß, vielleicht gewöhne ich mich ja doch noch daran, diese meiner Mütze vorzuziehen?


So, nun bleibt als einzig echter Kritikpunkt für mich der doch recht hohe Preis von €199.-. Andererseits merkt man der Jacke den Preis auch in sämtlichen Details an. Optik, Material, Verarbeitung sind wirklich hochwertig und man kann sich auch mal in exklusiverer Umgebung sehen lassen. Und es fühlt sich auch gut an, mal etwas Hochwertiges zu tragen. Meiner Frau gefällt es sowieso. Der Punkt leichte Jacke ist somit endgültig von meiner Wunschliste abgehakt, jetzt bleibt nur noch die lästige Schuhfrage zu lösen…für alle Hinweise bin ich dankbar!