Draußen heult mal wieder der Wind. Und ich warte darauf, dass
das Jaulen in den Wanten endlich nachlässt um einmal mehr nach Sönderborg zu
segeln. Doch das wird voraussichtlich erst spät gegen Abend geschehen. Daher
beschäftige mich mit der Korrektur meiner Seekarten und klebe ausgeschnittene bunte
Bildchen in die Karten. Eine Beschäftigung auf Vorschulniveau, aber doch irgendwie
sehr beruhigend. Insgeheim freue ich mich auf den Törn in der Nacht. Seit ich
segel, bin ich gerne nach Anbruch der Dunkelheit draußen. Meistens lässt der
Wind am Abend ja nach und das Segeln wird sehr viel angenehmer. Das Gluckern
des Wassers am Rumpf, das lautlose Dahingleiten in der Dunkelheit, das beruhigende
Licht der Positionslaternen, die Leuchttürme am Horizont und das stete Blinken
der Tonnen. Dazu stehen am Himmel meistens Mond, Sterne und der Rest vom
Abendrot. Und es sind kaum Schiffe unterwegs, so dass man herrlich relaxen kann.
Dazu klingt dann die passende Musik aus den Cockpitlautsprechern und heißer
Kaffee steht auf dem Kocher.
Die
Faszination eines Nachttörns sollte man unbedingt einmal selber erleben. Es
gibt dabei eigentlich nur zwei Schwierigkeiten. Die eine sind unbeleuchtete
Tonnen, die andere die Einfahrt in den dunklen Hafen. Grundsätzlich sollte man
seinen Kurs so wählen, dass einem keine unbeleuchtete Tonne in den Weg kommt,
aber ich setze meine Wegpunkte auch immer ein paar Kabellängen neben
beleuchtete Tonnen. Gerade wenn viele Tonnen und Feuer blinken, kann man
manchmal ein Blinken als sehr viel weiter weg interpretieren, obwohl die (im Dunkeln
sonst unsichtbare) Tonne direkt vor einem ist. Grundsätzlich läuft bei mir
immer die Navionics App auf dem Tablet, so dass ich sehr genau meinen Standort
kenn. Das macht auch das Einlaufen in den dunklen Hafen sehr viel leichter. Wenn
man dazu noch einen starken Handscheinwerfer an Bord hat, ist auch das Einlaufen
und Finden eines freien Platzes kein Problem. Man sollte nur alles sehr langsam
und sorgfältig machen.
Ich finde es einfach großartig nachts in einen dunklen
Hafen zu gleiten und festzumachen, die Lichter zu löschen, noch etwas in aller
Ruhe im Cockpit zu sitzen und dann in die gemütliche Koje zu kriechen. Unbezahlbar.
Wenn ich nachts alleine unterwegs bin, trage ich übrigens IMMER eine Schwimmweste,
picke mich ein wenn ich aus Vorschiff muss und habe immer eine wasserdichte
Blitzlampe sowie ein schwimmfähiges Handfunkgerät am Mann.
Tobe dich also ruhig
weiter aus, Rasmus. Doch heute Abend wenn dir die Puste ausgegangen ist, fahre
ich hinaus.