Samstag, 26. Juli 2014

Ein paar (für mich ungewöhnlich) spirituelle Gedanken zur Landhebung

Die letzte Eiszeit hat vor rund 10.000 Jahren mit ihrem Gewicht das eingefrorene Skandinavien tief in die Erdoberfläche gedrückt. Wenn man sich das Bild vom Winter 2003 ansieht, scheint das jedoch gar nicht solange her zu sein :-) 

 
Noch heute heben sich Teile Skandinaviens aus dem Meer. In den Schären beträgt diese Landhebung ca. 1cm pro Jahr. Gerade in den Flachwassergebieten sind da bereits große Landflächen aufgetaucht und sorgen für Streit um den Landbesitz, wenn der eigenen Garten mal eben 100 Hektar größer geworden ist.




Mir geht es jedoch eher um die Relativität unserer Lebenszeit zu solchen Vorgängen. Ausgehend von einem Menschenalter von, sagen wir mal, 80 Jahren hat sich hier ein Felsen demnach 80cm aus dem Wasser gehoben. Er ist vorher schon ein paar Hundert Meter gewachsen und wird auch danach noch viele 100 Meter weiter an Höhe gewinnen. Da stellt sich doch die Frage: Was mache ich aus meinen 80 Zentimetern (schön formuliert...), oder anders gesagt, wie kann ich daraus evtl. mehr machen? Dieselben Gedanken hatte ich schon einmal bei Anblick des Grand Canyons, der sich über ca. 2 Millionen Jahren pro Jahr um ein paar Millimeter tiefer in die Schlucht gräbt. 



Gemessen an der Höhe des Canyons ist unsere Lebensspanne wieder nur ein Fliegenschiss. Was kann man also tun um mehr “Höhe” zu gewinnen? Prinzipiell Dinge bewirken, die über den eigenen Tod hinausgehen. Und zwar möglichst mehr als das man sich nur an einen Namen erinnert, dafür reichen die paar Zentimeter als Gedenktafel. Was können das für Dinge sein? Erfindungen gehören sicher dazu...der Erfinder des Rades oder der Bezwinger des Feuers haben einige Meter am Fels sicher. Nur kennt sie keiner....Namen wie Archimedes, Pythagoras, Leonardi da Vinci, Newton, Kepler, Galilei..? Auch sie haben mit ihren Erkenntnissen noch heute Einfluss auf unser Leben. Aber ein Gedanke bewegte mich vorhin sehr intensiv. 

Ich hatte ein alte Kirche auf Kökar besucht und dabei das Erlebnis eine ganze Zeit dort ganz alleine zu sein. Hier hängen übrigens alte Segelschiffmodelle von der Decke, typisch Insulaner. 



Ich bin kein besonders kirchlicher oder religiöser Mensch, obwohl ich schon an einen tieferen Sinn, eine schöpfende Macht sowie an Werte wie Karma, Liebe und Nächstenliebe glaube. Ich verabscheue aber zutiefst den Missbrauch religiöser Werte zur Manipulation von Menschen aus Geld- oder Machtgier. durch die auch heute noch täglich Menschen sterben. Weiter will ich hier mal nicht gehen.

Auf jeden Fall beeindruckte mich einmal mehr diese extreme Ruhe und diese Ausstrahlung innerhalb dieser Kirche...dieses schwer zu  beschreibende heilige Etwas, welches religiösen Gebäuden gleich welcher Art zu eigen ist. Dazu dann die typischen Bilder der Kreuzigung, Abendmahl usw. So gesehen wären für mich Jesus Christus bzw. im Islam dann wohl Mohammed die Personen, die noch heute irgendwie spürbar anwesend sind und Dinge bewirken....nach über 2.000 Jahren bzw. 20 Meter (bzw. ca. 1400 Jahren und 14 Meter für den Islam)  Landhebung. Ein beeindruckender Gedanke, der für mich die Religionen irgendwie in einem anderen Licht erscheinen lässt und dem Wort Unsterblichkeit eine neue Definition gibt. Ja, sowas überlegt man sich schon mal, wenn man solange alleine auf nem Boot ist...das Alleinesein ausnutzend dachte ich mir ein paar Gebete können auch nicht schaden, obwohl ich keine Ahnung mehr habe, wie das gehen soll. Schliesslich sprach ich alle meine Wünsche schön laut. Übrigens ist kein Wunsch für mich dabeigewesen, es gibt genug andere die meine Gebete mehr brauchen! Ich bin offensichtlich zur Zeit wunschlos glücklich und habe das hier und heute festgestellt...