Mittwoch, 2. Juli 2014

Stockholm



Nachdem ich mich lange davor gedrückt habe in die schwedische Hauptstadt zu fahren, bin ich nun heute im Wasahafen im Zerntrum angekommen. Zu sehr hat mir die Einsamkeit der Schären und auf dem Mälaren-See gefallen, als das ich es allzu eilig hatte nach Stockholm und seinem Schärengarten zu kommen. Ein wichtiger Grund dafür ist einmal mehr mein Törnführer Schweden. Dort stehen Sachen wie: “In der Saison ist es schwer in Stockholm einen Liegeplatz zu bekommen. Die beste Zeit dafür ist zwischen 1000h und 1200h”!!! Da stehe ich doch normalerweise gerade erst auf. Das scheint mir aber auch die Erklärung dafür zu sein, das kaum ein Segel gesetzt wird; alle rasen scheinbar unter Motor von Liegeplatz zu Liegeplatz. So werde ich auch 200 Meter vor fast jeder Hafeneinfahrt noch überholt und mit scheinheiligem Lächeln gegrüßt, aber ich durchschaue euch ;-)


Whatever, ich bleib beim Segeln und bei der Langsamkeit. Der Törnführer malt aber noch mehr schwarze Bilder: “In dieser beliebten Ankerbucht vor Stockholm liegen im Sommer die Boote dicht an dicht wie in einem Hafen vor Heckanker, und die Felsen sind voller Urlauber die ihren Fisch grillen”. So was macht mir Angst, ich will daher zunächst zügig weiter Richtung Aland und Finnland und mir das Naturwunder Stockholmer Schären dann Mitte bis Ende August ansehen.  
Andererseits stimmen in dem Törnführer auch nur die Hafenbilder und Koordinaten, die Einschätzungen der Orte und Häfen ist Geschmackssache und meiner scheint sich extrem von dem der Autoren zu unterscheiden. So sind die empfohlenen Häfen meist langweilige, teure Rentnerparadiese und die, als nicht besuchenswert bezeichneten, so wie gestern in Slagsta vor den Toren Stockholms wunderbar rödelige Werfthäfen ohne Hallberg-Rassys, aber dafür mit viel Bastelbooten, 2 benutzten Gästeplätzen, eine Hafenkneipe mit Fernseher zum WM-Gucken mit Einheimischen, keinen Touris und jeder Menge Platz. Das gefiel mir sehr gut! Leider war der Preis ebenfalls schon großstädtisch...




Beim morgendlichen Joggen fand ich dann schon öffentliche Grillplätze mit nach Schwein und Rind getrennten Grills. Auf diesen lagen dann allerdings die verbrannten Überreste der städtischen Bänke und Tische, sowie zweier Fahrräder. Willkommen in der Großstadt und in alten Jugenderinnerungen, aber das ist ein anderes Thema :-)
Ich bin dann in der Tat früh um 0830h los um “meinen” Liegeplatz zu sichern. Abends hatte ich noch grob eine Entfernung von 25sm abgeschätzt, was mir schon merkwürdig vorkam. Als ich dann Stockholm und die Brücken schon deutlich sehen konnte, habe ich den Maßstab der Karten nochmal gecheckt. Ooops, was ich für eine Meile gehalten habe war nur dann doch nur eine Viertelmeile. Umso besser...
Die Dichte der Traumhäuser am Wasser wurde auch schnell höher! Hier mal ein paar Beispiele mit eigenen Anlegern, Badestellen, Rutschen, Rattanmöbellandschaft und Wintergärten...not that bad.










Unter den Brücken passte ich mit meinen 12 Metern überall durch, so das dann als erstes Hindernis die Hammerbyschleuse kam. Die stand aber bereits einladend offen, so wie das Portemonnaie des Kassierers, der umgerechnet 20 Euro haben wollte. Das sind immerhin 33 Cent pro Zentimeter für die 0,6 Meter Höhenunterschied. Jetzt ging es schon durch an Amsterdam anmutende Gegenden. Überall Wasser, Boote und Anleger.  








Nun galt es noch diese Brücke zu unterfahren, die aber auch sofort bei meinem Eintreffen öffnete, und ich war mitten in Stockholm. Vor mir Kreuzfahrer, der Tivoli, der Wasahafen, die Altstadt, das Schloss...alles zum Greifen nahe. Es gibt für mich beim Segeln kaum größere Momente, als in Hafenstädten anzukommen. Ich habe ja selbst mit dem Segeln im Hamburger Hafen begonnen. Chaotische Wellen, überall Schiffe in allen Größen, Häuser, Kräne, Anleger, Cafes, Fähren...ich könnte mich da stundenlang drin tummeln!





Nach kurzer Orientierung ging es direkt am Vergnügungspark Tivoli vorbei in den Wasahafen. Der war in der Tat schon gut gefüllt (1300h), aber ein Platz wurde grade frei und so liege ich nun mitten in Stockholm, sitze in der Sonne und schaue auf die Stadt und die Stockholmer, die widerrum am Hafen sitzen und auf die Schiffe gucken. 

 Och, heute nicht..
 Reingedrängelt


Ich habe mir denn kurz die Stadt angesehen, werde aber morgen weitersegeln um noch vor dem Wochenende etwas Abstand zur Metropole zu bekommen. Ich bin ja auf der Suche nach Natur und nicht nach H&M...aber der Zwischenstopp war schon toll. Aber auch der Highscore in Sachen Hafengebühr bisher.  

 Obst ist hier so lecker wie in der Türkei
 Fähre in die Altstadt
 Der "Schrotthaufen" steht hier mal einfach so rum
 "..und hier ein Liter 88 Oktan verbleit aus den 80ern"??
 Modernes Polo
Denkmal für die ca. 850 Opfer der Estonia-Katastrophe. Es stehen alle Namen an den Tafeln...bedrückend! Wenn da, wie ja vermutet, die Politik dahintersteckt wartet auf die Verantwortlichen sicher schon ein schöner Platz im Höllenfeuer.