Montag, 18. April 2016

Frühlingssegeln



So langsam nähert sich die Sonne dem Horizont. Sie scheint wie hinter Milchglas. Der Wind reicht endlich aus um mein Boot auf 3,5kn zu bringen. Ich war eigentlich auf einen relativ kurzen Törn eingestellt; mit viel Wind und schneller Fahrt. Aber, wie eigentlich stets beim Segeln, es sollte alles wieder einmal anders kommen. Schon in Sönderborg hatte ich den Eindruck von wenig Wind, aber der Hafen liegt gut gegen den Ostwind abgeschirmt hinter den hohen Häusern der Hafenpromenade. Mit mir wartet noch ein weiteres Boot auf Wetterberuhigung der sehr stürmischen Nacht. Windfinder meldet bei Kagnaes zunächst in der Echtzeitmessung noch 6 Bft., doch dann geht die Kurve rapide nach unten. Leinen los. Noch im Hafen setze ich die Segel und motore in die Ausfahrt. Doch der hier erwartet Wind bleibt vollständig aus. Keine guten Vorraussetzungen für die 40sm bis Damp. Komische Echtzeitmessung, aber in der Höhe des Leuchtturms weht der Wind ja immer etwas stärker. Ich lasse den Motor laufen bis ich die Tonnen der Einfahrt hinter mir habe, dann mache ich mich an den Segeltrimm. Ich muss den Leuchtturm Kalkgrund anlegen, doch genau von dort kommt der Wind. Und eine ein Meter hohe Welle. Es kommt einfach keine Fahrt ins Boot. Ums verrecken nicht. Ich habe einen Wendewinkel wie ein Viermaster. Also zähneknirschend mit Maschine bis Kalkgrund. Ich hasse es einfach extrem zu dieseln. Und dann noch bei dieser Welle gegenan. Ich lasse das Groß zum Stützen stehen, aber es geht nur ganz langsam vorwärts, während ich wie Johann in das Boot auf meinen Diesel lausche.


Flaute ist immer schlimmer als Wind. Vor allem bei dieser alten Welle. Es fällt mir schwer ruhig zu bleiben. Ab und an komme ich in eine Windzone und probiere zu segeln, aber gegen die Welle komme ich ohne den Motor einfach nicht an. 1,8kn sind dann doch zu wenig. Ich hoffe auf Änderung der Verhältnisse am Ausgang der Flensburger Förde. Eventuell drehen dort Wind oder Welle zu meinen Gunsten. Zusätzlich zum Geschaukel kommen noch die Schmerzen im Bein. Ich bin in dunkler Nacht von den Sanitäranlagen kommend ins Leere getreten. Gut einen Meter unter der Kaimauer ist ein breiter Holzbalken, auf den man treten muss, bevor man aufs Boot steigen kann. In diesem Bild sieht man die Lücke vor dem Pfahl.


Im Dunkeln habe ich sie nicht gesehen und bin in das Loch getreten und tief gefallen. Ausser einem großen Schreck ist aber irgendwie nichts passiert, doch das ganze Bein ist aufgeschürft. Und  nun schmerzt es noch zusätzlich zum Segelfrust. Doch endlich hat Rasmus ein Einsehen und schickt eine ganz leichte Brise, ich kann nun hinter Kalkgrund auch etwas abfallen und die Welle bremst nicht mehr so. Immerhin 3,5kn sind nun drin. Genug um aufzuatmen und Pläne für den Abend zu machen.


Der Leuchtturm von Falshöft zieht vorbei und ich komme zu dicht unter Land. Also wieder ein Kreuzschlag hinaus und gegen die Welle. Segeln kann manchmal echt nervtötend sein. Wäre nicht diese einzigartige Frühlingsstimmung. Es ist warm, etwas diesig und kein Boot weit und breit. Die Sonne sinkt und ich beschliesse Damp aufzugeben und nach Schleimünde zu fahren. Die letzten Male hatte es mir hier nicht so gefallen, aber für heute reicht es mir einfach. Zumal der Wind auch schon wieder nachlässt. Rasmus, wofür bekommst du nur deine Opfer?


Im Dunkeln geht es dann auch schon vorbei am Leuchtturm und in die direkt dahinter liegende Hafeneinfahrt. Nanu? Keiner da? Nein, ich liege wirklich mutterseelenallein an der Lotseninsel. Das muss ausgenutzt werden. Schnell kommt die Petromax in die Plicht, die Musik auf die Aussenlautsprecher und die Gitarre in die Hand. Dazu etwas Rotwein. Was für eine Atmosphäre. SOOO gefällt mir Schleimünde doch mal wieder sehr gut! Noch lange geniesse ich die Einsamkeit bevor ich ins eiskalte Vorschiff krieche.




Der nächste Morgen ist grau, bringt aber ausreichend Wind für einen Anlieger nach Kiel. Unspektakulär geht dann dieser Törn zuende. Mit immerhin 200sm auf der Logge. Toller Törn. Frühlingssegeln? Ab jetzt immer!

Donnerstag, 14. April 2016

Motor Spezial - Defekte zum Ausflippen


Die heutige Folge ist eigentlich nur etwas für Motorenverrückte und Experten. Wenn der Motor nicht läuft, gehen die guten Ratschläge eigentlich immer nur in Richtung Zündkerze oder Vergaser. Oder besser gleich in die Werkstatt. Ich beschreibe hier einmal drei Defekte (Zwei am Motorrad, einer am Bootsdiesel), die es in sich hatten und wirklich schwer zu finden waren. Die Lösungen der Probleme stehen weiter unten...

Defekt Nummer 3: Bootsdiesel. Der Motorölstand steigt langsam, aber sicher. Abgelesen am Peilstab. Nach 4 Wochen steht er schon auffällig über dem Maximum. Ich sauge etwas Öl ab. Der Stand ist wieder normal, steigt aber in den nächsten Tagen wieder an. Der Diesel läuft dabei täglich 1-2 Stunden. Weiterhin gibt es einen auffälligen Ölverlust in die Motorbilge. Das Öl riecht normal, ist nicht schwarz und vor allem auch nicht milchig (was auf Wasser hindeuten könnte). Die Lösung? Steht unten...


Defekt Nummer 2: Benzinmotor springt gut an und läuft rund. Man kann ca. 100 Meter fahren, dann dreht er nicht mehr hoch, sondern stottert ab ca. 2000 U/min. Sprit ist da, Kerzen sind gut. Hinweis: Wenn man auf die Bremse tritt dreht der Motor normal hoch. Mit leicht getretener Bremse kann man so auch fahren. Und nach ca.5 Minuten dann auch ohne Fuss auf der Bremse. Die Lösung ist einfach, wenn man sie erst einmal kennt, siehe unten...


Defekt Nummer 1 und damit an der Spitze: Benzinmotor geht mit einer Fehlzündung aus und springt nicht mehr an. Drei Tage Schrauberei folgen. Sprit kommt, am Vergaser ist nichts auffälliges zu sehen, Kerzen werden nass, Zündfunke ist da, Kompression ist vorhanden. Luftfilter frei. Alles wie es sein soll, aber er springt ums Verrecken nicht an. Warum? Hier habe ich aufgegeben und eine Werkstatt beauftragt. In Erwartung auf lange Suche und damit verbundene teure Rechnung. War aber nicht so. Grad mal €80.- am nächsten Tag. Ich war platt. WAS hatte ich übersehen? Die Lösung steht unten. (Hinweis: es hatte nix mit Steuerkette bzw. Steuerzeiten zu tun)


Kleine, freiwillige Werbepause, während der ihr über die Lösungen nachdenken könnt. (nach unten scrollen

Übrigens mein Film "Zeitmillionär" ist erhältlich zum Download und DVD unter

 shop.segel-filme.de

& bei

 millemari.


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Lösung Nummer 3: Ein Volvo Händler tippte auf eine defekte Einspritzpumpe. Die alte Pumpe sei zu teuer zum Reparieren, er hätte aber einen anderen Diesel vor Ort, den er mir gleich einbauen könnte. DAS erschien mir jedoch zu einfach! Und vor allem vom Schreibtisch aus diagnostizert. Ein anderer Händler hatte den entscheidenen Tipp. Die Membran der mechanischen Kraftstoffpumpe hatte einen kleinen Riss. Sie wird über Nocke und Hebel aus dem Motorraum bewegt. Dieselöl gelangt dabei durch den Riss der Membran und Hebeldurchführung in den Motorraum. Neue Pumpe eingebaut. Fehler behoben. Nur riechen konnte man es interessanterweise nicht...Und der Ölverlust? Ein defekter Öldruckschalter hatte Leckage. Macht die Diagnose nicht leichter...Öl in der Bilge, während gleichzeitig der Ölstand steigt! Hier das Video aus meinem Blog dazu...


Lösung Nummer 2: Der Regler der Lichtmaschine ist defekt. Bei mehr Drehzahl steigt die Spannung und wird nicht mehr nach unten geregelt. So gehen 16V in die Zündbox. Die kommt damit nicht klar und gibt falsche Signale. Wenn man die Bremse tritt, sinkt die Spannung durch das Bremslicht und die Zündbox arbeitet wieder normal :-)

Lösung Nummer 1: Der Meister kannte den Defekt, daher war er vorbelastet. Glück gehabt. Der runde Keil der das Polrad auf dem Konus hält war abgeschert. Das Polrad ein paar Grad verrutscht. Der Magnetkontakt für den Zündimpulsgeber löste damit etwas früher (oder später) aus. Der Zündfunke kommt, aber zum falschen Zeitpunkt. Motor bleibt aus. Da komm mal einer drauf....

Montag, 11. April 2016

OstseeSegeln im April






22:30h. Nun ist doch noch, wie befürchtet, die völlige Dunkelheit eingetreten. Mir bleibt nur noch mein Tablet mit der Navionics Software zur Orientierung. Ich muss im Norden von Lyö um eine weit ins Meer reichende Landzunge herum, eine grüne Tonne runden und dann einem Richtfeuer in den Fährhafen folgen. Von dort sollte ich dann die Einfahrt in den Yachthafen finden. So hoffe ich jedenfalls. Bei den kleinen dänischen Häfen ist das im Dunkeln nämlich oft gar nicht so einfach. Mein starker Handstrahler liegt griffbereit. Ich leuchte ins Dunkel, dort wo ich die grüne Tonne vermute. Und richtig, ein grüner Reflexionsstreifen auf der Tonne zeigt die Position. So spart man gern die Befeuerung. Jetzt also Kurs ändern und die beiden roten Feuer in Deckung bringen. Es ist kalt und windig, und ich fühle mich blind. Vor 10 Stunden habe ich in Kiel abgelegt, Kurs Nord war klar, aber nicht wohin genau die Reise gehen sollte. Schlei, Sönderborg, Mommark waren alles Optionen. Es ist für ein paar Tage Hochdruck mit stetigem mäßigen Ostwind angesagt. Perfekte Reisebedingungen also für die schleswig-holsteinische Ostseeküste. So perfekt, das ich fast die ganze Zeit mit 5-6 Knoten und raumem Wind gen Norden düse. Absolutes Traumsegeln mit der Sonne im Gesicht. Vor Mommark entschied ich bis Lyö zu fahren. Es fehlte mir noch in meiner Hafensammlung und mit dem Restlicht nach dem Sonnenuntergang sollte ich dort eigentlich gut hineinkommen. Eigentlich. 


 
6 Meilen vor dem Ziel schläft der Wind dann aber ein und ich zuckele nur noch mit 2,5 Knoten dahin. Egal. Es ist ja nicht meine erste Nachtfahrt, und ich liebe Nachtfahrten. Allerdings ist die Ansteuerung eines sehr kleinen und unbekannten Inselhafens in Dänemark auch nicht ganz ohne. Ich ziehe mich wärmer an und bereite das Boot vor. Im Dunkeln muss alles 100% sitzen. Mit einem Mal höre ich das typische Atemgeräusch der Schweinswale. Und in der Tat. Zwei der Tiere begleiten mein Schiff. Ich gehe auf das Vorschiff und setze mich dort hin. Über eine Stunde werde ich von ihnen begleitet und sie führen mir einige Tricks vor. Besonders das Schwimmen auf dem Rücken dicht unter der Wasseroberfläche, um mir ihren weißen Bauch zu zeigen, gefällt ihnen. Es wird finster und ich verliere sie irgendwann aus den Augen. Als die Landzunge fast erreicht ist, frischt der Wind wieder auf und ich kreuze nun im Dunkeln gen Osten. Das Boot liegt ordentlich auf der Backe und ich hoffe immer noch auf etwas Restlicht. Vergebens, und dazu auch nur eine ganz schmale Sichel des Mondes am Himmel. Stockfinster. Das Richtfeuer ist nun in Deckung und ich kann auch gut den Fähranleger erkennen. Aber wo ist die Einfahrt in den Yachthafen? Ich bin schon verdammt dicht dran und das Kartenbild und meine Wahrnehmung decken sich nur teilweise, und das Kartenbild steht auf dem Kopf bei Südkurs. Noch einmal muss der Strahler ran und ich sehe nun auch Masten. Und dort, ja, zwischen der Fährmole und der Mauer scheint eine ganz schmale Durchfahrt zu sein.

 Die Einfahrt im Hellen...auch nicht viel zu erkennen!

 "Zeitmillionär" - Ein Film über Auszeit, Segeln und Musik

Langsam taste ich mich vor. Jetzt bloß nicht noch irgendwo aufbrummen. Der Wind hat auch noch einmal zugelegt, alles sehr ungemütlich. Dann bin ich drin und suche mir im Dunkeln einen Platz aus. Auf dem Tablet sieht der Hafen viel größer aus, ich bin schon fast am flachen Ende des Hafens. Egal, einfach in eine Box reingedreht und die Achterleinen über die gammeligen Pfähle. Der achterliche Wind bläst mich langsam vorwärts an den Steg.  Endlich fest. Safe and sound. Das war mal wieder abenteuerlich schön. Es ist arschkalt, ich krieche in die klammen Decken und warte auf den wärmenden Schlaf. 




Morgens kann ich mir dann endlich den Hafen ansehen. Verrückt, was die Dunkelheit macht. Es kam mir doch alles ganz anders vor. Und auch die lange und flache Landzunge samt grüner Tonne ist nun gut sichtbar. Aber im Hellen kann ja jeder. Der Hafenmeister kommt zum Sabbeln, dann der Bootsnachbar. In Skandinavien ist man immer gleich am Klönen. In Kiel Wendtorf, meinem Sommerliegeplatz, habe ich außer einem knappen "Moin" noch kein Wort mit jemandem gewechselt. Seltsam. Ich schaue mir die winzige Insel an. 135 Menschen leben hier. Jeder geht zu Fuß oder fährt Fahrrad, ab und zu zuckelt ein Trecker vorbei. Langsamkeit und Ruhe breiten sich aus. Wie lang sich hier wohl ein Winter dehnt? Mir wäre das jedenfalls zu eintönig. 



Leinen los, ich will weiter westwärts in die Dyvig. Unspektakulär und vor dem Wind rausche ich ums nördliche Als hinein in den Fjord und dann in die Dyvik. Im Sommer immer überlaufen, bin ich der einzige Gastlieger und genieße den Frühling und die Natur. Mir ist langweilig und ich bin vollkommen antriebslos. Das passiert mir immer am Anfang von einem längeren Törn plus stressige Tage davor zu Hause. Da muss ich dann durchhalten, bis ich die Ruhe endlich genießen kann. Aber genau dafür fahre ich ja weg. Auftanken und Kraft sammeln. Und zu lernen, ohne Ablenkung nur mit mir zu leben. Der Hafenmeister kommt. Schön. Nach 30 Minuten Palaver geht es mir schon gleich viel besser. Der Blick aus den Kajütfenstern ist gigantisch.  Ich freue mich auf morgen. 






Mann, ist das kalt. Der eiskalte Ostwind macht die Nacht an Bord sehr ungemütlich. Nächte mit Bodenfrost sind eher etwas für hauptberufliche Survivalexperten. Ich bin jedenfalls immer froh, wenn die Nächte vorbei sind. Eine ganze Kanne Tee lang dauert es dann, bis ich mich wieder aufgewärmt habe. Aber es erwartet mich ein wundervoller und sonniger Morgen. Ich will schnell los. Käpt‘n Dietzel warnt vor Böen der Stärke 7 im Laufe des Tages. Vor dem Wind geht es durch die immer wieder spektakuläre Enge vor der Dyvig. Mit mir geht ein Kajak hindurch, der ist sicher doppelt so schnell unterwegs und ich fahre schon gute 4 Knoten. In Ruhe bereite ich das zweite Reff vor, denn ich weiß was mich nach der Ausfahrt erwartet. Und so bekomme ich, wie übrigens immer im Alsfjord, Ost 5-6 direkt auf die Nase. Aber es kreuzt sich heute ganz hervorragend und nach ein paar Schlägen bin ich schon im engen Alssund und trödele mit halbem Wind Richtung Brücke. Links und rechts sind die Bauern bei der Arbeit und das waldige Ufer wirkt absolut idyllisch. Ab und an kommen schon ein paar schwere Böen über die Bäume und ich bin froh über dieses geschützte Gewässer. Am Ende muss ich dann doch noch kreuzen und bin 3 vor halb vor der Sönderborg Klappbrücke. Oben steht der Brückenmensch und winkt fragend, ich winke positiv zurück. Körpersparche. Schön, so klappt es auch ohne Gefunke. Motor an, Segel runter und drei Minuten später geht es durch die Brücke hindurch und an die Kaimauer des Stadthafens. Ich mag Sönderborg, sehr sogar! Kein Boot hier. Einzig ein Ausbildungsboot des DHH kommt vorbei und führt mir vor, wie man mit 7 Leuten an Bord anlegt. Klappt aber sogar ganz gut! Und ich habe ein neues Manöver abgeguckt. Doch dann zieht auch dieses Boot von dannen. Geschützt durch die Häuser liege ich mitten in der Sonne. Ab und an faucht aber auch schon hier der Wind hindurch und ich stelle mir vor, wie ungemütlich es jetzt auf der Ostsee aussieht. Ich bleibe jedenfalls bis morgen Mittag hier liegen, denn dann soll es wieder etwas abflauen. Es steht ja noch der lange Rückweg nach Kiel an.Und die beiden Delphine in der Förde will ich auch noch sehen.






Dienstag, 5. April 2016

2014 Ostsee-Veteranentreff auf See



Vorgestern hatte ich ein kurzes Treffen auf See mit Max Lessner, dem Autor des Blogs http://nonsuchsailing.com/
Max war wie ich 2014 viele Monate auf der Ostsee unterwegs. Aber dabei etwas fleissiger. Er besuchte, soweit ich weiß, jeweils den nördlichsten, westlichsten, südlichsten und östlichsten Punkt der Ostsee! Coole Idee.

 Filmtrailer "Zeitmillionär"

Wir hatten ja damals schon losen Kontakt und waren zeitweise auf den gleichen Routen unterwegs bzw. haben auf der Reise die gleichen Segler kennengelernt. Dann kam immer mal die Frage auf: "Kennst du eigentlich Max?". Seit heute nun auch endlich persönlich. Es ergab sich dabei sogar eine interessante Navigationsaufgabe mit Treffpunktkoordinaten und passend zu setzenden Kursen. Und so wurde dann der Ausgang der Eckernförder Bucht zu unserem Treffpunkt und wir hatten einige Augenblicke Zeit ein paar Worte über unsere Ziele und Pläne zu wechseln. Ich gebe mir ja immer Mühe all die netten Internetkontakte auch mal persönlich kennenzulernen. Aber so im Vorbeisegeln mitten auf dem Wasser; das war mir so auch neu. Tolle Sache!! 


Samstag, 2. April 2016

Saisonstart


Der Diesel springt sofort an. Zum ersten Mal seit ich das Boot habe. Aufatmen. Sonst vergeht an dieser Stelle immer jede Menge Zeit mit Geschraube und Gefummel, bis der Dinosaurier endlich aus dem Winterschlaf erwacht. Aber ich lerne ja dazu. Nochmal die Leitungen entlüftet, Luftfilter ab, Startpilot, Gashebel auf 1/3 und...tackatackatacka, er läuft!! Die üblichen 2 Tage hektisches Basteln und Maststellen sind damit zu einem Ende gekommen. Dieses Jahr habe ich auch noch einem Kumpel geholfen, der gerade erst anfängt zu segeln, sein neuerworbenes Boot fertig zu bekommen. Jede Menge Arbeit! Zum Glück ist der Winter immer lang genug um das Gerödel das Einwinterns zu vergessen...

Mein Stuntman vom Kranteam

Aber mit dem Loswefen der Leinen sofort vergessen. Der Nord-Ostsee-Kanal lässt einem ja immer noch jede Menge Zeit für das Feintuning an diversen Baustellen. Die Sonne scheint, die Schleusenkammer ist offen, die Kanalfahrt sogar kostenlos, da man die steilen Leitern in der Schleuse nicht mehr benutzen darf und somit der Weg zum Kassenautomaten versperrt ist. Vor mir rutscht einer auf dem nassen Steg aus und fällt ins Wasser. Er kommt aber selbst sofort wieder auf den Steg und zieht sich frierend auf sein Boot zurück. Mit vier Mann an Bord und trotzdem Hektik beim längsseits anlegen. Oder vielleicht gerade deshalb? 

 
Auf mich wartet nun die erste Nacht an Bord in meinem neuen Saisonhafen. Wegen des klaren Himmels ist es saukalt, aber unter zwei Decken geht es dann doch irgendwie. Nur die feuchte Hundenase stört etwas beim Schlafen. Am nächsten Morgen repariere ich die letzten Kleinigkeiten. Hupe, klemmender Gaszug, Reffleinen... nichts anspruchsvolles, aber es wärmt mich wieder auf. Nachmittags treibt es mich dann aus dem Hafen, ein paar Stunden vor dem Wind bei viel Sonne in die Abenddämmerung. Spontan entscheide ich mich die Nacht "auswärts" zu verbringen. Das ist das ja das Tolle am Segeln! Man hat ja eh immer alles dabei und muss nicht erst eine Tasche packen um anderswo zu übernachten. 


Die Stunden dehnen sich endlos. Von der ganzen Hektik des Aufbruchs bin ich noch ganz zappelig und es will mir einfach nicht gelingen einfach nur den Abend zu geniessen. Ständig will ich irgendetwas tun, oder gucke auf das Handy oder, oder, oder... Das ging mir während meiner langen Reise anfangs auch so, erinnere ich mich. Zivilisationskrank. Ohne Termine in toller Natur, aber zu nervös zum Geniessen. 


Das ging erst nach ein paar Wochen vorbei, als Zeit für mich eine ganz andere Dimension bekommen hatte. Ich hatte nämlich nicht mehr ständig zu wenig, sondern plötzlich so viel ich wollte. Und hell war es ja auch fast rund um die Uhr, dort oben im Norden. Man muss also nicht nur Zeitmillionen haben, sondern auch lernen damit umzugehen. 

Filmtrailer "Zeitmillionär"

 Einfacher gesagt als getan, aber nach zwei Gläsern Rotwein komme ich langsam in den Easy-Mode. Dann gleite ich in die Box, ein perfekter Anleger. Ostseesommerfeeling bereits am ersten April!

Das Leben ist schön.