Neben mir erwacht langsam meine Frau. Ich bin schon etwas
länger wach, jedoch schlicht zu faul und glücklich um mich zu bewegen. Die Sonne hat das
Vorschiff nun schon seit Stunden angewärmt und es wird langsam stickig. Es
scheint wieder einer dieser heißen Tage
zu werden, die meinem Segelsommer 2014 in Schweden zuverlässig, wie Perlen an
einer Schnur, prägten. Ich beschliesse mich weiterhin schlafend zu stellen, während
sie sich vorsichtig aus den Decken der Koje schält. Das Schiff liegt
sicher vertäut an einer Schäre und die Sonne scheint direkt durch das nur mit einem
Mückennetz verschlossene Einstiegsluk. Schattenspiele. Während ich dem nun sehr
reizvollen Schatten mit einem Auge beim selbstverliebten Bürsten der
Haare zusehe, spüre ich es. Dieses einzigartige Gefühl nicht mehr alleine zu
sein.Wie all die Wochen vorher, die mich bis hier in die Stockholmer Schären
gebracht haben.
Fällt es mir alleine häufig schwer mich aufzuraffen, kann ich
es jetzt eigentlich kaum abwarten. Ein neuer Tag voller Sonne, Wasser, Segeln
und Glück liegt vor uns. Die Strecken und Ziele sind bewusst kurz und nah
gewählt; nichts soll uns antreiben. Nur der Wind und unsere Laune soll
entscheiden was der Tag bringen wird. Aber langsam; ich möchte den Zauber
dieses ersten Morgens, der nun folgenden dreiwöchigen Zweisamkeit, so lange wie
möglich auskosten und schaue dem schönen Schatten beim Aufsetzen der Kaffeekanne zu.
Etwas ruppiger als sonst, der Spirituskocher ist eben kein Elektroherd, bringt
sie das Wasser zum Kochen und schüttet den Kaffee in die Cafetière. Langsam
verbreitet sich dessen Duft im Schiff. Wenn Glück riechen würde, wäre es die
Kombination ihres Duftes in der Bettwäsche und dem Kaffee.
Hatte ich mich
bisher immer auf die ruhigen Vormittage gefreut da ich morgens recht maulfaul
bin, freue ich mich nun darauf ihr gegenüber zu sitzen und den Worten zu
lauschen. Noch erholter als ich bereits bin werde ich eh nie wieder sein können. Es
wird nun jedoch Zeit Geschirr und Besteck herauszusuchen und an die Kühlbox unter dem
Salontisch zu gehen. Das sollte ich doch lieber selber tun, bevor die schöne
Stimmung kippt. „Guten Morgen, mein Schatz! Soll ich dir helfen?“ „Ja, das wäre
lieb!“ Perfekt. Und dazu wärmt die Sonne uns immer weiter auf. Ein Cockpittisch
in der Sonne wäre jetzt schön, hatte für mich als Alleinsegler aber unterste Priorität. So
trinken wir einfach den ersten Kaffee draussen im Cockpit samt relaxter Musik aus den
Aussenlautsprechern. Die waren mir wiederum sehr wichtig. Das Tagesziel liegt satte 8
Seemeilen entfernt und es weht eine ganz leichte Brise. Ideal. „Wann müssen wir denn
los?“, fragt sie. „Egal. Wir haben den ganzen Tag Zeit. Erst einmal in Ruhe
frühstücken, dann vielleicht noch etwas Schwimmen und in der Sonne trocknen
lassen...und dann mal langsam weitersehen. Es ist heute nicht weit und der Wind
wird uns gemütlich dorthin bringen. Was möchtest du...Bucht oder Marina?“ Die
Antwort war wohl gut formuliert, denn ich sehe ein sehr zufriedenes Lächeln auf
ihrem Gesicht.
Meine Frau entspricht eher dem Klischee einer Schönwetterseglerin und
steht auch konsequent dazu. In anderen Partnerschaften würde vielleicht ein Satz wie „Heute bläst es gewaltig und wir müssen 65 Meilen schaffen. Hau beim Frühstück
ordentlich rein, zieh die wasserdichten Klamotten an und binde das dritte Reff
ein, denn wir müssen kräftig gegenan bolzen!!“ das Lächeln auf das Gesicht der dann sportlich orientierten Gattin
zaubern. Heute bin ich jedoch selber froh, das dem nicht so ist. Beim Frühstück
reden wir über jede Menge Sinn und Unsinn, und ich ertappe mich dabei das ich
manchmal eher zusehe als zuhöre. Morgens kann ich halt nicht anders. Als es
nach dem Schwimmen und Trockenwerden dann endlich losgehen soll, bin ich eigentlich zu faul
und denke laut darüber nach einfach liegenzubleiben. „Aber du hast mir doch für
heute eine Marina mit warmen Duschen versprochen!“. Ja, das habe ich wohl; also trödeln wir
los. Ist mein Schatz glücklich, bin ich es auch.
Kaum stehen die Segel bin
ich auch schon froh darüber losgekommen zu sein, und das Klarmachen des Bootes geht zu Zweit
auch deutlich schneller. Fast überall wo ich hinfasse, ist die Arbeit schon
erledigt. Das gefällt mir, werden diese monotonen Handgriffe alleine doch
irgendwann lästig!! Das Boot fährt langsam unter Segeln und Autopilot, ich
lümmel mich im Cockpit. „Wollen wir heute Abend Lachs grillen?“ „Möchtest du
eine kalte Cola?“ „Soll ich hier mal aufpassen, damit du etwas die Augen schliessen
kannst?“ „Sind wir bald da?“ Ja, Ja, Ja und Ja! ...und ich glaube ich möchte nie
wieder alleine segeln!
Drei wunderbare Wochen später ist es dann jedoch wieder soweit
und ich fühle nach dem Abschied wirklich sehr, sehr einsam. Aus diesem Gefühl heraus
entsteht dann spontan der Song „My Everything“. Eine Liebeserklärung an meine Frau
und an unsere gemeinsame Zeit auf dem Boot. Inspiriert von den Vocal Jazz Tracks, die ich in letzter Zeit beim Segeln so liebgewonnen habe. Live mitgeschnitten bei meiner Show "Segeln in den Schären" in Hamburg und gesungen von Dara McNamara.
VIDEO
Hier der Text des Songs:
I’m all alone and thinking of
you dear
Got nothing to do, cause I’m on
my own here
My mind is filled with memories
of you
And all the times, when I felt
so blue
I am all smiles, just when I
remember
Our day we met, 't’was late in
september
Now I’m so glad, I made you my
wife
Cause you are the love of my
life
My everything, I’ll love you
forever
I wear our ring, my greatest
treasure
Your happiness is top of my list
Cause when my girls happy,
there’s nothing I miss
Once in a while, please let us
remember
That special day, so late in
September
When your trembling hand
Found its way in mine
And we had found love’s devine