Gerade gestern habe ich einen langen Artikel über den Reiz des Schärensegelns verfasst. Eines der Hauptargumente war die Abwesenheit größerer Wellen, die dem ganzen Schärenrevier eher etwas von einem großen See geben. Doch schon am nächsten Tag rächte sich Rasmus für diese Ausführungen auf dem Törn von Utö nach Nynäshamn mit der miesten Welle, gegen die ich je gegenanfahren musste. Eigentlich als schneller Trip geplant, lag der Wind vor dem Hafen dann irgendwo zwischen 5 und 6 Bft. Geht ja eigentlich noch, aber diese Welle! Bei Landsort beginnt ja gleich schon die offene Ostsee und dann bildet sich durch die Inseln auch noch ein Trichter. Auf jeden Fall kommen pro Sekunde ca. 2 Wellen von 50cm Höhe direkt von vorne, wie bei einer Fahrt durch Schlaglöcher, so das der Speed trotz des Windes knapp unter 3 Knoten liegt, egal was ich auch tue. Brutal. Merih liegt unten und hält sich fest und ich stehe oben und reite den Bullen. Aus der kurzen Fahrt wird eine sehr, sehr lange und ich finde dann eine Ankerbucht auf der Karte, die wir anlaufen. Die letzte halbe Meile bis zur Einfahrt mache ich dann unter Motor und habe eine Geschwindigkeit über Grund von nur 2kn, bei normal Marschfahrt! Wahnsinn. Mit Einlaufen in die Bucht ist der Spuk dann sofort vorbei und wir liegen ruhig an den Felsen. Allerdings soll der Wind über Nacht drehen, so das ich noch eine lange Leine quer vom Heck an Land belege. Morgens steht dann auch Wind und Welle in die Bucht und ohne diese Massnahme wäre es ein unangenehmes Erwachen geworden. Nun aber mit dem Wind im Rücken wird aus der gestrigen Höllenstrecke eine Traumfahrt. Ich setze extra wenig Segel um bloß nicht so schnell am Ziel zu sein. Denn die Fahrt durch das nun ruhige Meer will ich doppelt geniessen. Segeln ist halt ein sehr abwechslungsreicher Sport und man muss wirklich immer auf alles vorbereitet sein.