Samstag, 16. August 2014

Was kommt danach?


Es hilft ja nichts. So langsam muss ich der Rückkehr ins Auge schauen. Ich habe wohl noch so 6-7 Wochen vor mir, aber die Zeit vergeht nun plötzlich sehr schnell. Noch liegt eine wichtige Entscheidung vor mir. Fahre ich durch den Götakanal oder nicht? Ich würde dann also wieder durch den Kalmarsund zurücksegeln. Vorteil: Ich kann mehr segeln und noch länger in den Schären bleiben, ausserdem hätte ich dann weniger sorgen um den Diesel 
Nachteil: Vorherrschende Windrichtung im September ist wohl eher West und das auch nicht schwachwindig. Wenn ich also vor Kalmar auf die offene See komme, wird es eventuell recht ruppig. Und der Götakanal würde an mir vorbeigehen. Hier gehen die Meinungen auseinander, ob er sich lohnt oder nicht. Die Schweden nennen ihn die "Divorce Ditch" also die "Scheidungspfütze", da die räumliche Enge plus die vielen Schleusenmanöver wohl ihren Preis fordern. 
Nach dieser letzten Entscheidung geht es dann unwiderruflich heimwärts. Die Vorstellung das Boot dann auszuräumen, an Land zu stellen und nicht mehr jeden Tag weiterzufahren ist zur Zeit gruselig. Wann werde ich jemals wieder Zeit und Geld haben, um so etwas zu wiederholen? War das jetzt wirklich das eine große Abenteuer im Leben? So einfach und normal es hier auch scheint morgens einfach abzulegen und abends irgendwo anzukommen, so schwierig wird es doch wieder sein den Schritt in diese alternative Realität zu gehen. Irgendwie hängt man ja doch immer zu Hause fest und kann nicht mal eben einfach für längere Zeit verschwinden, geschweige denn auf eine monatelange Seereise gehen. Diese Flexibilität ist mir aber so wichtig geworden, das sich mein "Leben danach" auf jeden Fall diesem Bedürfnis anpassen muss...wie auch immer. So werde ich diesen Blog auch nicht mit der Reise beenden, sondern neben dem mir wichtigen "Davor" auch das eben so wichtige "Danach" weiter dokumentieren. Genug Pläne dafür habe ich zum Glück schon. Lasst euch überraschen...

Eben finde ich diese Zeilen, die ich bereits vor meiner Reise geschrieben habe. Sie haben nach wie vor volle Gültigkeit: 

Diese Reise soll einmal mehr mein Leben verändern und in eine neue Richtung bringen. Es gibt ja die Aussage, das bei vorhandener Unzufriedenheit im Leben eines dieser drei Dinge geändert werden sollte: Partner, Beruf oder Wohnort. Bekannte Notlösungen wie Fitnesscenter, Diät oder neue Frisur lindern eher die Symptome als die Ursachen. Mit Wohnort (Boot) und Beruf (Reisender) ändere ich dann sogar gleich zwei wichtige Faktoren. Da bin ich mal gespannt, ob und wie sich die Weisheit bewahrheitet!! Jedenfalls ist diese Reise, im Gegensatz zu vielen Reiseberichten die ich gelesen habe (und das waren einige), nicht als Auszeit mit Rückkehr zum vorhandenem Status zu verstehen, sondern als bewusster Bruch mit Neuanfang. Wie traurig erscheinen mir die Bücher, in denen nach 2 Jahren Weltumsegelung wieder der alte Beruf und die alte Wohnung anstehen. Nach ein paar Wochen wären mir alle Erlebnisse verloren. Ich bin von daher gespannt wie mich die Monate verändern, welche Ideen sich entwickeln werden, welches Lebensgefühl sich einstellt und was aus mir und meiner Zukunft wird. Denn diese ist danach höchst ungewiss, aber eben umso spannender. Ich vertraue auf das Glück des Mutigen und Risikofreudigen. Zeit für mich wird es allemal, also ab und mit luvgier in den Wind!!!