Eine der Nachwirkungen
meiner langen Reise spüre ich noch bei jedem zweiten Einparken mit dem Auto.
Auf den letzten Zentimetern der Parklücke (nicht am Strassenrand, aber immer
wenn die Autos längs nebeneinander stehen wie in einer Box) will ich instinktiv
aufstehen und die Leinen über die Pfähle legen. Es dauert dann jedesmal einen
kurzen Moment bis mir der Irrtum klar wird :-)
Sonntag, 30. November 2014
Samstag, 29. November 2014
Doppelt an Bord
Gestern war ich nun nach knapp 5 Wochen auf meinem Boot. Ich hatte es fast fluchtartig ausräumen und verlassen müssen, da ich einen Miettransporter gebraucht habe um alles Gerödel von Bord zu schaffen. Mein Boot an Land auf dem Lagerbock sehend, fiel mir zunächst das letzte fürchterliche Winterlager in Großenbrode ein, in dem ich fast ununterbrochen am Boot unter der Plane gearbeitet habe um die Schäden am Sandwichlaminat des Decks zu reparieren. Doch als ich dann über die Leiter an Bord kam, drehte sich die Zeit ruckartig zurück und ich fühlte mich wieder wie mitten in meiner Reise.
Jede Bewegung, jedes Festhalten, das genaue Kopfeinziehen beim Gang unter Deck, ja generell das Gefühl für den begrenzten Raum sind im Muskelgedächtnis noch so exakt gespeichert, das ich ich mich mit verbundenen Augen an Bord bewegen könnte ohne irgendwo anzustossen. So als wäre das Schiff ein Teil von mir geworden; bot es mir doch 160 Tage meinen, wenn auch beengten, Lebensraum.
Die Kaffeekanne stand noch herum, ein paar Konservendosen und Wasserflaschen sowie einige Bücher in den Schwalbennestern;als wäre ich nocn unterwegs. Ich nahm mir erst einmal einen Moment Zeit um meine Gefühle zu verarbeiten. Es war als gäbe es mich zweimal: Einmal der Reisende in seinem Boot, der ausser seinen paar Quadratmetern Raum nichts zum Glück braucht, immer weiterzieht und nach jedem Anlegen den Rest des Tages geniesst ohne auf die Uhr zu schauen. Aber gleichzeitig war ich auch der Angekommene mit seinem festen Wohnsitz, umgeben von Frau und Freunden. Mit neuen Plänen, Ideen und irgendwie ständig zuwenig Zeit um diese alle zu realisieren. Ich hätte schwören können, in diesem Augenblick kurz doppelt an Bord gewesen zu sein. Ein verrückter Augenblick!
Ich weiss nicht, ob es je gelingen kann und wird, beide Personen wieder in mir zu vereinen...
Freitag, 28. November 2014
Aus Fehlern lernen (Folge 2)
Die
Schadensbilanz meiner Reise: Das Gelcoat hat zwei Macken
aus missglückten Anlegemanövern und das Ruder eine tiefe Schramme von
einer Ankerkette abbekommen. Eine bei 101 angelaufenen Häfen und Buchten
sowie
rund 65 Schleusen, meistens Einhand, ja noch übersichtliche
Manöverbilanz.
Welche Lektionen habe ich nun daraus gelernt? Im zweiten Beitrag zu dieser Reihe folgt ein weiteres Anlegemanöver.
Welche Lektionen habe ich nun daraus gelernt? Im zweiten Beitrag zu dieser Reihe folgt ein weiteres Anlegemanöver.
Die tiefste Schramme am Rumpf hat mir ein unmarkiert herausragender Metallwinkel an einem Holzsteg eingebracht. Diesmal hatte ich hier mit der Backbordseite festgemacht. Und, da es beim Einlaufen gerade so schön passte, mit leichtem Rückenwind. Ich habe dann aufgestoppt und bin mit der Leine auf den Steg gesprungen. Es war wohl noch sehr wenig Restfahrt im Boot. Zusammen mit dem Rückenwind und der Tatsache das nur kleine Ringe statt Pollern vorhanden waren, verzögerte sich durch das Einfädeln der Leine das endgültige Aufstoppen etwas, so dass ich dann gut eine halbe Bootslänge weiter vorne lag als ursprünglich beabsichtigt und er Bugfender in eine Lücke geriet. Und hier ragte dann der fiese Winkel aus dem Steg und riss eine tiefe Schramme in das Boot.
Was kann ich daraus lernen? Immer, wie es sich
gehört, gegen Wind bzw. Strom anlegen. Erst hinüberspringen, wenn das Boot
wirklich still liegt. Den Liegeplatz vorher noch genauer auf Fallen
untersuchen. Generell hatte ich mir zur Ende der Reise angewöhnt recht viel Zeit
auf die Wahl des Liegeplatzes zu verwenden und dabei auch das vorhergesagte
Wetter mit einzurechnen. Teils fuhr ich die Häfen erst einmal langsam ab und bedachte
folgende Faktoren: Schutz vor Wind und Welle je nach Vorhersage,
Anlegemöglichkeiten einhand, Entfernung zum Land, Stromanschluss. Danach
bereitete ich dann alles entsprechend vor und fuhr das Manöver in aller Ruhe. Diese Methode hat sich für mich
sehr bewährt!!
Mittwoch, 26. November 2014
Was kostet die Welt?
Ich wurde gerade gefragt, was mich die
sechsmonatige Reise gekostet hat. Ich hatte mir am Anfang ein Budget von €25.-
pro Tag festgesetzt, basierend auf Berichten anderer Reisender in Schweden. Ich
wollte schon noch flexibel bleiben, es erschien mir aber sinnvoll mir zunächst
ein Budget zu setzen um nicht bereits nach 3 Monaten ohne Geld dazustehen. Am
Ende ist dann daraus ein Tagesbudget von €30.- geworden. Die Liegegebühren in
Schweden lagen häufig bereits bei rund €25.-, das ließ dann wenig Luft in
meinem €25.- Budget J Andererseits war auf dem
Hinweg im Mai/Juni oft noch kein Hafenmeister vor Ort, die Buchten und Schären
waren kostenlos und die Häfen in Dänemark waren in der Nachsaison deutlich
günstiger. 3 Nächte vor Anker spielten mir dann bei dem 30€ Budget gleich 90€
in die Kasse für den nächsten Hafen inklusive Einkauf. Wenn möglich suchte ich
einen Markt der Lidl auch in Schweden vorhandenen Lidl Kette auf und stopfte
das Boot mit Lebensmitteln voll. Der Einkauf in den „normalen“ schwedischen Supermärkten
der Sorte „ICA“ war dagegen recht kostspielig. Generell hatte das Essen auf
meiner Reise auch nicht so einen großen Stellenwert. Das lag auch daran das ich
meistens alleine war und selber kochen musste. Es gab sehr viel Gemüse, Obst, Fisch
und Nudeln, und das lag auch preislich stets im Rahmen. Das Fleischessen
gewöhne ich mir sowieso gerade ab. In den Supermärkten gab es eigentlich nur
Familiengrößen und Steaks gab es meist erst ab Portionen von einem Kilo, für
mich unbrauchbar. Nachdem ich dann ein Gefühl für die Kosten bekommen hatte,
habe ich dann auch nicht mehr mitgerechnet, und am Ende passte alles zusammen. 160
Reisetage mal €30.- ergaben dann Gesamtkosten von €4.800.- für die Reise
inklusive Diesel und zwei Reparaturen am Motor. Ausgenommen waren hier nur die
Kosten für den Göta- und Trollhättekanal, die noch einmal bei rund €500.- lagen.
Gegenrechnen kann man die Kosten für einen Sommerliegeplatz, den ich in diesem
Jahr nicht benötigt habe.
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