Mittwoch, 10. Dezember 2014

Nudelsieb oder Segelyacht?




Zu dieser unschönen Reparatur habe ich einige Fragen bekommen. Die Problematik der weichen Stellen eines Sandwichdeck scheint leider doch recht weit verbreitet zu sein. Und in der Tat hat die Schweizer Käse Methode für mich (auch ohne große Kenntnisse) ganz gut funktioniert. Zumindestens was die Festigkeit angeht. Optisch werde ich im Frühjahr 2015 dann nacharbeiten. Ich schreibe diesen Text daher nicht als Anleitung, dazu fehlt mir die Befähigung, sondern als einfachen Erfahrungsbericht für jemanden der Ähnliches plant.


Die Experten von West Systems haben eine recht günstige Anleitung für diverse GFK Arbeiten herausgegeben. Hier wird eigentlich alles sehr gut erklärt und auch die Angaben der Mischungsverhältnisse samt Füllstoffen helfen enorm weiter.Von daher verweise ich unbedingt auf diese Anleitung!!

Der Bereich um den Mastfuss war bei mir weich, wobei direkt unter dem Mastfuss selbst noch alles OK war. Für die Reparatur wird ein Lochmuster in das Deck gebohrt. Jedes Loch geht durch die obere Deckschicht durch den Kern, aber nicht in die untere Deckschicht. Das geht mit Gefühl oder besser mit einer Bohrmaschine mit Anschlag. Dann muss man warten bis der Holzkern ganz trocken ist. Da wurde es bei mir im Aussenlager schon schwierig. Ich habe einfach frühzeitig gebohrt und dann nach Wochen unter der Plane erst weitergemacht. Anfangs kam Wasser und Torf aus den Löchern, später dann nicht mehr. Dann habe ich mir Spritzen besorgt, wie auf dem Bild oben zu sehen. Gibt es übrigens günstig bei Amazon. Dazu Expoxid Harz und Härter sowie die angegebenen Füllstoffe. Dann wurde die Mischung passend angerührt (hier heisst es dann Konsistenz Ketchup oder Erdnussbutter usw.), aufgezogen und "injiziert". Manche Löcher sind noch  geschlossen, da ist es dann schnell vorbei mit dem Einfüllen. Aber die weichen Bereiche sind häufig schon delaminiert, also haben sich von der Deckschicht gelöst. Hier wird dann deutlich mehr Harz benötigt und es quillt daher am Ende dann auch aus den weiteren umliegenden Löchern. Bei zu viel Injektionsmenge kann das Harz sehr heiss werden, also besser nicht mehr als 3 Spritzen gleichzeitg einfüllen und dann erst einmal abwarten.Bei mir war es einmal deutlich mehr, und ich hatte schon Angst, das sich alles selbst entzündet als es aus den Löchern brodelte wie im Yosemite Park!

Achja, die ganze Chemie ist sehr giftig und sollte nicht an die Haut gelangen. Und dazu sieht man dann am besten so aus.


Am Ende habe ich dann Abreissgewebe über die befüllte Lochschicht gelegt und diese mit Sandsäcken beschwert. Am nächsten Tag war das Harz dann ausgehärtet und die Bereiche fühlten sich wieder richtig fest und stabil an. Da ich mir nicht sicher bin, inwieweit das Lochmuster die Gesamtstabilität beeinträchtigt, habe ich nach Abziehen des Gewebes nun noch einmal den gesamten Bereich plus die umliegenden Oberflächen angeschliffen und zwei Lagen Glasfasermatte auflaminiert (wie das geht steht auch in der Anleitung). Als diese dann trocken waren, habe ich noch einmal angeschliffen und einen 2K Decksbelag (yachtcare Anti-slip) aufgetragen. Dieser ist extrem pastös, wird gerollt und sieht am Ende fast wie eine Rauhfasertapete aus. Das ist ein optischer Nachteil, ausserdem auch die sehr scharfen Kanten im Muster. Der große Vorteil jedoch: Absolut Wasser- und UV-beständig nach einem Anstrich und sehr rutschfest. Ausserdem ist das Zeug so dickflüssig, das es wunderbar kleine Macken kaschiert. Man muss also die Oberfläche vorher nicht extrem feinschleifen, sondern nur anschleifen.Bisher hat die Reparatur gut gehalten und für mich funktioniert. Jetzt heisst es abwarten, inwiefern der Frost nun doch die Struktur wieder angreift, sollte sich noch Wasser im Kern befinden. 

Den größeren Flächen war so nicht beizukommen, hier habe ich wirklich das Deck aufgetrennt und einen neuen Kern aus Schaum eingesetzt. Das soll hier aber nicht Thema sein und wird übrigens auf yacht.tv wunderbar beschrieben. Nur soviel: Ich würde das niemals wieder im Aussenlager machen!!

 
Für kleinere Schäden würde ich aber jederzeit wieder auf die beschriebene Lochmethode zurückgreifen, da sie schnell geht und effektiv funktioniert und man am Ende auch nicht mehr kaputt machen kann, als sowieso schon ist.  

 Stabil, aber noch schmuddelig nach 6 Monaten auf See